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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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lief.
    »Hol mich der Teufel«, sagte er. Er holte tief Luft, dann merkte er, dass er noch voller Schnee war und ging zum Kamin, um sich zu schütteln, und die Schneeflocken fielen knisternd und zischend ins Feuer.
    »Nun«, sagte er, als er an den Tisch zurücktrottete und sich neben mich setzte, »immerhin wird Euer Enkel einen Namen haben, Joseph. Er lautet Beardsley, so oder so.«
    Diese lächerliche Bemerkung schien Mr. Wemyss tatsächlich ein wenig zu trösten; seine Wangen nahmen wieder etwas Farbe an, und er gestattete Mrs. Bug, ihm ein frisches Brötchen auf den Teller zu legen.
    »Aye, das ist wohl etwas«, sagte er.

    »Komm mit «, sagte Jemmy und zupfte ungeduldig an Briannas Arm. »Komm gucken, Mama!«
    »Was denn?«
    »Ich habe meinen Namen geschrieben! Opa hat es mir gezeigt!«
    »Oh, wirklich? Na, wie schön!« Brianna strahlte ihn an, dann legte sich ihre Stirn in Falten. »Was – jetzt gerade?«
    »Ja! Komm gucken, bevor es zugedeckt ist!«
    Sie musterte Jamie finster.
    »Pa, du hast doch nicht -«
    Er nahm eine frische Scheibe Toast von der Platte und bestrich sie ordentlich mit Butter.
    »Aye, nun ja«, sagte er, » irgendeinen Vorteil muss es doch noch haben, ein Mann zu sein, auch wenn niemand im Geringsten darauf achtet, was man sagt. Reichst du mir die Marmelade, Roger Mac?«

75
    Läuse
    Jem stützte die Ellbogen auf den Tisch und verfolgte den Weg des Löffels durch den Teig mit dem gebannten Ausdruck eines Löwen, der ein appetitliches Gnu auf dem Weg zum Wasserloch beobachtet.
    »Du brauchst gar nicht daran zu denken«, warnte ich mit einem Blick auf seine Schmutzfinger. »Sie sind in ein paar Minuten fertig; dann kannst du einen haben.«
    »Aber ich mag so gern rohen Teig, Oma«, protestierte er mit großen, wortlos flehenden Augen.
    »Du solltest aber nichts Rohes essen«, sagte ich streng. »Davon kannst du krank werden.«
    »Du tust es doch auch, Oma.« Er zeigte mit dem Finger auf meinen Mund, wo ein bräunlicher Teigklecks kleben geblieben war. Ich räusperte mich und wischte das verdächtige Beweismaterial mit einem Handtuch ab.
    »Du wirst beim Abendessen keinen Hunger mehr haben«, sagte ich, doch mit der Auffassungsgabe des Dschungelraubtiers spürte er, wie seine Beute schwächer wurde.
    »Nein, das verspreche ich. Ich esse alles auf!«, sagte er und hatte die Hand schon nach dem Löffel ausgestreckt.
    »Ja, genau davor habe ich Angst«, sagte ich und überließ ihm den Löffel widerstrebend. »Aber es wird nur probiert – lass deinem Papa und Opa auch etwas übrig.«

    Er nickte wortlos und leckte den Löffel mit einer langen Bewegung seiner Zunge ab, die Augen ekstatisch geschlossen.
    Ich suchte mir einen anderen Löffel und machte mich daran, die Plätzchen in kleinen Portionen sorgfältig auf die beiden Bleche zu kleksen, die ich zum Backen benutzte. Wir wurden gerade eben fertig, und die Bleche waren voll und die Schüssel ganz leer, als im Flur Schritte auf die Tür zukamen. Da ich Briannas Gang erkannte, entriss ich Jemmy den Löffel und rieb ihm schnell mit dem Handtuch über den verschmierten Mund.
    Brianna blieb in der Tür stehen, und ihr Lächeln verwandelte sich in Argwohn.
    »Was macht ihr denn da?«
    »Wir backen Melasseplätzchen«, sagte ich und hob zum Beweis die Bleche, bevor ich sie in den Ziegelofen schob, der in die Kaminwand eingelassen war. »Jemmy hat mir geholfen.«
    Eine rote Augenbraue hob sich. Sie blickte von mir zu Jemmy, der eine Miene vollkommen unnatürlicher Unschuld trug. Ich ging davon aus, dass meine eigene Miene auch nicht überzeugender war.
    »Das sehe ich«, sagte sie trocken. »Wie viel Teig hast du gegessen, Jem?«
    »Wer, ich?«, sagte Jemmy und kullerte mit den Augen.
    »Mmm.« Sie beugte sich vor und pickte ihm einen gelblichen Krümel aus den roten Locken. »Und was ist das?«
    Er runzelte die Stirn und sah es schielend an.
    »Eine fette Laus?«, schlug er munter vor. »Die habe ich bestimmt von Rabbie McLeod.«
    »Rabbie McLeod?«, sagte ich und war mir unangenehm bewusst, dass Rabbie noch vor ein paar Tagen hier auf der Kaminbank gelegen hatte und seine wilden schwarzen Locken in Jemmys rote Mähne geströmt waren, als sie beim Warten auf ihre Väter eingeschlafen waren. Ich erinnerte mich noch, dass ich gedacht hatte, wie süß die Jungen aussahen, Kopf an Kopf zusammengerollt und die Gesichter traumverloren.
    »Hat Rabbie denn Läuse?«, wollte Brianna wissen und schnippte den Teigkrümel beiseite, als sei er in der Tat ein

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