Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
unanständiges Bedürfnis zu lachen. »Du hast sie gestern Abend wirklich mit Jo verheiratet?«
    »Gott steh mir bei, das habe ich«, murmelte Roger. Mit durch und durch erschütterter Miene steckte er den Löffel in seine Kaffeetasse und rührte mechanisch darin herum. »Aber sie ist handfast mit Kezzie?«
    »Unter Zeugen«, versicherte ich ihm mit einem wachsamen Blick in Mr. Wemyss’ Richtung, der mir mit offenem Mund und allem Anschein nach versteinert am Frühstückstisch gegenübersaß.
    »Meinst du -«, sagte Brianna zu mir, »ich meine, beide gleichzeitig ?«
    »Äh, sie hat Nein gesagt«, erwiderte ich mit einem Seitenblick auf Mr. Wemyss, um anzudeuten, dass dies vielleicht in seiner Gegenwart nicht das passende Thema war, so faszinierend es auch war.
    »O Gott«, sagte Mr. Wemyss mit Grabesstimme. »Sie ist verflucht.«
    »Heilige Maria, Mutter Gottes.« Mrs. Bug, deren Augen die Größe von Untertassen angenommen hatten, bekreuzigte sich. »Möge der Himmel Erbarmen haben!«
    Roger trank einen Schluck von seinem Kaffee, verschluckte sich und stellte die Tasse spuckend hin. Brianna hämmerte ihm hilfsbereit auf den Rücken, doch er wies sie mit einer Geste ab und riss sich mit tränenden Augen zusammen.
    »Aber möglicherweise ist es ja gar nicht so schlimm, wie es den Anschein hat«, sagte er zu Mr. Wemyss, um der Sache eventuell doch etwas Gutes abzugewinnen. »Ich meine, vielleicht könnte man darauf plädieren, dass die Zwillinge eine Seele sind, die Gott zu einem nur Ihm bekanntem Zweck auf zwei Körper verteilt hat.«
    »Aye, aber – zwei Körper!«, verbesserte Mrs. Bug. »Meint Ihr – beide gleichzeitig ?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich und gab auf. »Aber ich denke -« Ich blickte zum Fenster, wo der Schnee flüsternd gegen den geschlossenen Laden fiel. Es hatte in der Nacht zuvor heftig zu schneien begonnen, ein dichter, nasser Schnee, der inzwischen fast dreißig Zentimeter hoch lag, und ich war mir hinreichend sicher, dass sich alle am Tisch Versammelten exakt dasselbe ausmalten wie ich: eine Vision von Lizzie und den Beardsley-Zwillingen, die gemütlich am Kamin in einem warmen Bett aus Pelzen zusammengekuschelt ihre Flitterwochen genossen.
    »Nun, es gibt wohl nicht viel, was irgendjemand dagegen tun könnte«, sagte Brianna realistisch. »Wenn wir in der Öffentlichkeit etwas sagen, werden die Presbyterianer Lizzie wahrscheinlich als Papistenhure steinigen, und -«

    Mr. Wemyss stieß ein Geräusch aus, das klang, als sei jemand auf eine Schweinsblase getreten.
    »Es wird sicher niemand etwas sagen.« Roger fixierte Mrs. Bug mit festem Blick. »Nicht wahr?«
    »Nun, ich muss es Arch erzählen, sonst platze ich«, sagte sie unverblümt. »Aber sonst niemandem. Ich werde schweigen wie ein Grab, das schwöre ich. Soll mich der Teufel holen, wenn ich lüge.« Sie legte demonstrativ beide Hände vor den Mund, und Roger nickte.
    »Ich gehe davon aus«, sagte er skeptisch, »dass die Ehe, die ich geschlossen habe, keine volle Gültigkeit hat. Aber -«
    »Sie hat mit Sicherheit dieselbe Gültigkeit wie Jamies Handfasting «, sagte ich. »Und außerdem denke ich, dass es zu spät ist, sie zu einer Entscheidung zu zwingen. Sobald Kezzies Daumen heilt, wird niemand mehr in der Lage sein zu sagen …«
    »Außer Lizzie wahrscheinlich«, sagte Brianna. Sie leckte sich eine Honigspur aus dem Mundwinkel und betrachtete Roger nachdenklich. »Ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn es zwei von dir gäbe?«
    »Wir wären beide ganz schön angeschmiert«, versicherte er ihr. »Mrs. Bug – gibt es noch Kaffee?«
    »Wer ist angeschmiert?« Die Küchentür öffnete sich in einem Wirbel aus Schnee und kalter Luft, und Jamie kam mit Jem herein. Die beiden waren auf dem Abort gewesen. Ihre Gesichter waren rot und ihr Haar und ihre Augenwimpern mit schmelzenden Schneeflocken verziert.
    »Du zum Beispiel. Du bist gerade von einer neunzehnjährigen Bigamistin an der Nase herumgeführt worden«, unterrichtete ich ihn.
    »Was ist eine Bigamistin?« erkundigte sich Jem.
    »Ein sehr großer Kuhfladen«, sagte Roger, der nach einem Stück gebuttertem Toast griff und es Jemmy in den Mund steckte. »Da. Nimm das doch und…« Seine Stimme erstarb, als ihm klar wurde, dass er Jem nicht nach draußen schicken konnte.
    »Lizzie und die Zwillinge waren gestern Abend bei Roger, und er hat sie mit Jo verheiratet«, sagte ich zu Jamie. Er blinzelte, weil ihm der schmelzende Schnee von den Wimpern über das Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher