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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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jetzt Flammen züngelten, und schlug es auf der steinernen Kaminumrandung aus.
    Als ich japsend aufstand, stellte ich fest, dass sich meine Familie von der Feuerstelle entfernt hatte. Roger hielt den strampelnden Jemmy fest an seine Brust geklammert, während Brianna das Kind hastig nach Brandverletzungen, Flammen und Knochenbrüchen absuchte. Jamie, der ein ziemlich verärgertes Gesicht machte, saugte an den Blasen an seinem Finger und wedelte sich mit der freien Hand den Rauch aus dem Gesicht.
    »Kaltes Wasser«, sagte ich und widmete mich damit dem dringendsten Problem. Ich packte Jamie am Arm, zog ihm den Finger aus dem Mund und steckte ihn in die Spülschüssel.
    »Ist Jemmy etwas passiert?«, fragte ich an die glückliche Familie am Fenster gewandt. »Nein, ich sehe es schon. Stell ihn hin, Roger, das Kind hat Läuse.«
    Roger ließ Jemmy los wie eine heiße Kartoffel und kratzte sich – die typische Reaktion der Erwachsenen auf das Wort »Läuse«. Jemmy, den der Tumult völlig ungerührt gelassen hatte, setzte sich auf den Boden und begann, eins der Plätzchen zu essen, die er die ganze Zeit fest in der Hand gehalten hatte.
    »Du hast gleich keinen Hunger -«, begann Brianna, dann fiel ihr Blick auf den übergelaufenen Kessel und die Pfützen im Herdfeuer. Sie sah mich an und zuckte mit den Achseln. »Hast du noch ein Plätzchen?«, fragte sie Jemmy. Er nickte mit vollem Mund, griff in sein Hemd und reichte ihr eins. Sie betrachtete es kritisch, biss aber trotzdem hinein.
    »Nicht schlecht«, sagte sie, den Mund voller Krümel. »Hm?« Sie hielt Roger den Rest hin. Er stopfte ihn mit einer Hand in seinen Mund, während er mit der anderen in Jemmys Haaren herumstocherte.

    »Sie machen die Runde«, sagte er. »Zumindest haben wir bei der Küferei ein halbes Dutzend Jungs gesehen, alle kahl geschoren wie die Sträflinge. Dann müssen wir dir also den Schädel rasieren?«, fragte er Jemmy lächelnd und zerwuschelte ihm die Haare.
    Das Gesicht des Jungen begann bei diesem Vorschlag zu strahlen.
    »Werde ich dann so kahl wie Oma?«
    »Ja, sogar noch kahler«, versicherte ich ihm mürrisch. Eigentlich hatte ich schon wieder gute fünf Zentimeter auf dem Kopf, obwohl es durch die Locken kürzer aussah und sich die geringelten Haare dicht an meinen Schädel schmiegten.
    »Ihm den Kopf scheren?« Brianna zog ein entgeistertes Gesicht. Sie wandte sich an mich. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit, die Läuse loszuwerden?«
    Ich betrachtete Jemmys Kopf und überlegte. Er hatte das gleiche dichte, leicht gewellte Haar wie seine Mutter und sein Großvater. Ich sah Jamie an, der mir zugrinste, eine Hand in der Schüssel. Er wusste aus Erfahrung, wie lange es dauerte, solches Haar nach Nissen zu durchkämmen; ich hatte es schon oft für ihn gemacht. Er schüttelte den Kopf.
    »Schert ihn«, empfahl er. »Ihr bekommt einen Jungen in seinem Alter nie dazu, beim Kämmen still zu halten.«
    »Wir könnten es mit Schmalz versuchen«, schlug ich skeptisch vor. »Man kleistert ihm den Kopf mit Schmalz oder Bärenfett ein und lässt ihn ein paar Tage so. Das erstickt die Läuse. Hofft man zumindest.«
    »Igitt.« Brianna betrachtete den Kopf ihres Sohnes voller Abneigung und malte sich offensichtlich den Schaden aus, den er an Kleidern und Bettwäsche anrichten konnte, wenn man ihn mit dem Kopf voller Schmalz herumlaufen ließ.
    »Mit Essig und einem feinen Kamm erwischt man die Großen«, sagte ich und trat neben Jemmy, um einen Blick auf den feinen weißen Scheitel in seinem roten Haar zu werfen. »Aber keine Nissen, die muss man mit den Fingernägeln abschaben – oder warten, bis sie schlüpfen, und sie auskämmen.«
    »Schert ihn«, sagte Roger und schüttelte den Kopf. »Du erwischst niemals alle Nissen; du musst es alle paar Tage wieder machen, und wenn du welche übersiehst, die dann groß genug werden, um überzuspringen …« Er grinste und schnippte sich einen Plätzchenkrümel vom Daumennagel; er prallte an Briannas Hemd ab, und sie schlug ihn beiseite und spendierte Roger einen finsteren Blick.
    »Du bist wirklich eine große Hilfe!« Sie biss sich stirnrunzelnd auf die Lippe, dann nickte sie widerstrebend. »Also schön. Es ist wohl nicht zu ändern.«
    »Es wächst ja wieder«, beruhigte ich sie.
    Jamie ging nach oben, um sein Rasiermesser zu holen; ich ging ins Sprechzimmer, um meine Chirurgenschere und ein Fläschchen Lavendelöl für
Jamies Finger zu holen. Als ich zurückkam, hatten Brianna und Roger die

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