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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schnitt betonte seine hübsche Schädelform.
    Jamie summte tonlos vor sich hin und zog seinem Enkelsohn das Rasiermesser so vorsichtig über die Kopfhaut, als rasierte er eine Honigbiene.
    Jemmy wandte sacht den Kopf, und ich hielt den Atem an, weil mir eine flüchtige Erinnerung kam – Jamie, dem das kurz geschorene Haar in Paris dicht am Schädel lag, während er sich bereit machte, auf Jack Randall zu treffen; zu töten – oder getötet zu werden. Dann wandte sich Jemmy zurück und zappelte auf seinem Hocker, und die Vision verschwand – um sogleich etwas anderem zu weichen.
    »Was ist das denn?« Ich beugte mich vor, um genauer hinzusehen, während Jamie das Rasiermesser mit einem ausladenden Schnörkel fortzog und den letzten Schaumklecks ins Feuer schnippte.
    »Was denn?« Brianna trat an meine Seite und bekam große Augen, als sie den kleinen braunen Fleck entdeckte. Er hatte ungefähr die Größe eines Viertelpennys und war kreisrund, knapp über dem Haaransatz hinter dem linken Ohr.
    »Was ist das?«, fragte sie stirnrunzelnd. Sie berührte es vorsichtig, doch Jemmy bemerkte es kaum, denn er zappelte jetzt noch heftiger, weil er von seinem Hocker hinunterwollte.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht gefährlich ist«, beruhigte ich sie nach rascher Betrachtung. »Es sieht aus wie ein flaches Muttermal, normalerweise ist so etwas völlig harmlos.«
    »Aber wo kommt es her? Bei seiner Geburt hatte er es nicht, das weiß ich!«, protestierte sie.
    »Es kommt nur sehr selten vor, dass ein Baby ein Muttermal hat«, erklärte ich und knotete das Handtuch von Jemmys Hals los. »Ist ja gut, ja, du bist fertig! Geh jetzt und sei lieb – wir essen zu Abend, sobald es geht. Nein«, sagte ich wieder an Brianna gerichtet, »sie bilden sich mit ungefähr drei – obwohl es natürlich mit dem Alter noch mehr werden können.«
    Endlich frei, rieb sich Jemmy mit beiden Händen über den nackten Kopf. Er sah ganz zufrieden aus und sang leise vor sich hin.
    »Bist du sicher, dass es nicht gefährlich ist?« Briannas Stirn war immer noch sorgenvoll in Falten gezogen.
    »Oh, aye, das ist nichts«, versicherte Roger ihr und blickte von der Zeitung auf. »Ich habe genau so eins, schon seit ich ein Kind war. Genau… hier.« Sein Gesicht veränderte sich abrupt, als er das sagte, und seine Hand hob sich ganz langsam, bis sie auf seinem Hinterkopf lag – knapp über dem Haaransatz, hinter dem linken Ohr.
    Er blickte mich an, und ich sah, wie sich seine Kehle bewegte, als er schluckte, die unebene Seilnarbe dunkel auf der verblüffend blassen Haut. Die Härchen auf meinen Armen richteten sich lautlos auf.

    »Ja«, sagte ich. Ich erwiderte seinen Blick und hoffte, dass meine Stimme nicht allzu zittrig klang. »Solche Muttermale sind… oft erblich.«
    Jamie sagte nichts, doch seine Hand schloss sich um die meine und drückte fest zu.
    Jemmy kroch jetzt auf allen vieren herum und versuchte, Adso unter der Kaminbank hervorzulocken. Sein Hals war dünn und zerbrechlich, und sein kahl geschorener Kopf sah gespenstisch weiß und schockierend nackt aus, wie ein Pilz, der aus dem Boden sprießt. Rogers Blick ruhte einen Moment darauf, dann wandte er sich Brianna zu.
    »Ich glaube, ich habe mir auch ein paar Läuse eingefangen«, sagte er, und seine Stimme war ein winziges bisschen zu laut. Er hob die Hand, zog an dem Lederriemen, der sein dichtes, schwarzes Haar zusammenhielt, und kratzte sich mit beiden Händen heftig am Kopf. Dann griff er lächelnd nach der Schere und hielt sie ihr hin. »Wie der Vater, so der Sohn, finde ich. Hilf mir bitte mal, aye?«

ZEHNTER TEIL
    WO IST PERRY MASON, WENN MAN IHN BRAUCHT?

76
    Gefahrvolle Korrespondenz
    Von der Mount Josiah Plantage in der Kolonie Virginia,
Lord John Grey an Mr. James Fraser,
Esq., Fraser’s Ridge,
North Carolina, am 6. März 1775
     
    Verehrter Mr. Fraser,
     
    was in Gottes Namen führst du im Schilde? Ich habe dich im Lauf unserer langen Bekanntschaft als Mann mit vielen Eigenschaften kennen gelernt, und Ungezügeltheit und Sturheit sind zwei davon. Aber ich habe dich immer für einen Mann von Intelligenz und Ehrgefühl gehalten.
     
    Und doch finde ich deinen Namen trotz ausdrücklicher Warnungen gleich auf einer ganzen Reihe von Listen des Hochverrats und der Aufwiegelei Verdächtiger, die mit illegalen Versammlungen in Verbindung gebracht werden und denen daher die Verhaftung droht. Die Tatsache, dass du noch auf freiem Fuße bist, mein Freund, spiegelt einzig

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