Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
den Mangel an Truppen wider, die derzeit in North Carolina verfügbar sind – und es ist gut möglich, dass sich dies schnell ändert. Josiah Martin hat London dringend um Hilfe gebeten, und sie wird kommen, das versichere ich dir.
     
    Wäre Gage nicht in Boston hinreichend beschäftigt und wären Lord Dunsmores Truppen in Virginia nicht noch im Begriff, sich zu sammeln, hättest du innerhalb von Monaten die Armee vor der Tür stehen. Mach dir nichts vor; die Handlungen des Königs mögen zwar fehlgeleitet sein, doch die Regierung begreift – wenn auch etwas spät – das Ausmaß des Aufruhrs in den Kolonien und bemüht sich jetzt, ihn so schnell wie möglich zu unterdrücken, bevor es zu Schlimmerem kommt.

     
    Was auch immer du sonst sein magst, du bist kein Narr, und so muss ich annehmen, dass dir die Folgen deiner Handlungsweise bewusst sind. Doch ich wäre alles andere als dein Freund, wenn ich dich nicht in aller Deutlichkeit warnen würde: Durch deine Handlungsweise setzt du deine Familie der äußersten Gefahr aus, und du steckst deinen Kopf in eine Schlinge.
     
    Um der Zuneigung willen, die du mir gegenüber noch hegen magst, und um jener kostbaren Verbindung zwischen deiner Familie und mir selbst willen – ich flehe dich an, diese höchst gefährlichen Verbindungen zu leugnen, solange es noch geht.
    John
     
    Ich las mir den Brief durch, dann blickte ich zu Jamie auf. Er saß an seinem Schreibtisch, auf dem überall Papiere verstreut waren, übersät mit kleinen braunen Krümeln aus zerbrochenem Siegelwachs. Bobby Higgins hatte eine Menge Briefe, Zeitungen und Päckchen mitgebracht – Jamie hatte sich Lord Johns Brief bis zuletzt aufgehoben.
    »Er hat große Angst um dich«, sagte ich und legte das einzelne Blatt oben auf den Rest.
    Jamie nickte.
    »Wenn ein Mann in seiner Stellung die Handlungen des Königs als ›möglicherweise fehlgeleitet‹ bezeichnet, grenzt das an Hochverrat, Sassenach«, merkte er an, obwohl ich das Gefühl hatte, dass es ein Scherz sein sollte.
    »Diese Listen, von denen er spricht – weißt du etwas davon?«
    Er zuckte mit den Achseln und stocherte mit dem Zeigefinger in einem der ungeordneten Stapel herum, bis er ein verschmiertes Blatt hervorzog, das offenbar zwischendurch in einer Pfütze gelegen hatte.
    »So etwas, nehme ich an«, sagte er und reichte es mir. Es war unsigniert und beinahe unleserlich, eine von Hass – und Schreibfehlern – erfüllte Denunziation diverser »Missetaten und Missetäter« – hier aufgelistet -, deren Worte, Taten und Erscheinung eine Bedrohung für jeden darstellten, dem an Frieden und Wohlstand gelegen war. Diesen, so empfand es der Verfasser, sollte »man’s zeigen«, am besten, indem man sie auspeitschte, ihnen lebendig die Haut abzog, sie »in kochendem Teer wälzte und aufs Rad flocht« oder sie in besonders verwerflichen Fällen »ohne Umschweife an ihrem eignen Dachbalken erhängte«.
    »Woher hast du das denn?« Ich ließ es mit spitzen Fingern auf den Tisch fallen.
    »Campbelton. Jemand hat es Farquard geschickt, weil er der Friedensrichter ist. Er hat es mir gegeben, weil mein Name darauf steht.«
    »Ach ja?« Ich blinzelte die krakeligen Buchstaben an. »Oh, ja. ›J. Frayzer.
‹ Bist du sicher, dass du das bist? Es gibt schließlich haufenweise Frasers, und nicht wenige namens John, James, Jacob oder Joseph.«
    »Relativ wenige, auf die die Beschreibung ›rothaariger Halunke und Wucherer, der in Bordellen herumlungert, wenn er nicht im Suff auf offener Straße für Aufruhr sorgt‹ zutrifft, nehme ich an.«
    »Oh, das hatte ich übersehen.«
    »Es steht weiter unten.« Er warf einen kurzen, gleichgültigen Blick auf das Blatt. »Ich persönlich gehe davon aus, dass Metzger Buchan es geschrieben hat.«
    »Wie kommt er denn auf ›Wucherer‹? Du hast doch gar kein Geld, das du verleihen könntest.«
    »Ich glaube nicht, dass es unter den gegebenen Umständen erforderlich ist, dass der Inhalt auf Wahrheit beruht, Sassenach«, sagte er sehr trocken. »Und dank MacDonald und dem guten Bobby gibt es genug Leute, die glauben, dass ich Geld habe – und wenn ich nicht bereit bin, es ihnen zu leihen, nun, dann kann das nur daran liegen, dass ich es den Juden und den Whigs zum Spekulieren überlassen habe, um zu meinem eigenen Profit die Wirtschaft zu ruinieren.«
    »Was?«
    »Das war ein Versuch mit größeren literarischen Ambitionen«, erklärte er und durchwühlte den Stapel, bis er ein elegantes Stück Pergament in

Weitere Kostenlose Bücher