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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kupferdruck-Ausführung hervorzog. Dieses Exemplar war an eine Zeitung in Hillsboro geschickt worden, mit »Ein Freund der Gerechtigkeit« unterzeichnet, und es nannte Jamie zwar nicht namentlich, doch es war klar, wer der Gegenstand seiner Anklagen war.
    »Es sind deine Haare«, sagte ich und betrachtete ihn kritisch. »Wenn du eine Perücke tragen würdest, hätten sie es nicht so leicht.«
    Er zog sardonisch eine Schulter hoch. Die allgemeine Ansicht, dass rote Haare auf einen schlechten Charakter und moralische Grobschlächtigkeit, wenn nicht sogar Dämonenbesessenheit hinwiesen, wurde längst nicht nur von anonymen Verunglimpfern geteilt. Das Wissen um diese Ansicht – und seine persönliche Abneigung gegen Perücken – hatte einiges damit zu tun, dass er niemals eine Perücke trug oder sich das Haar puderte, selbst bei Anlässen, zu denen ein Gentleman dies getan hätte.
    Ohne zu fragen griff ich nach einem Papierstapel und begann, ihn durchzublättern. Er machte keine Anstalten, mich daran zu hindern, sondern sah mir wortlos zu und lauschte dem Tosen des Regens.
    Draußen ging ein kräftiger Frühlingsschauer nieder, und die Luft war frisch und feucht, erfüllt von den grünen Düften des Waldes, die sich durch die Ritzen der Türen und Fenster stahlen. Manchmal, wenn der Wind durch die Bäume fuhr, hatte ich das plötzliche Gefühl, dass die Wildnis hier einzudringen versuchte, um durch das Haus zu marschieren, es zu vernichten und jede Spur von uns zu verwischen.

    Die Briefe waren eine bunte Mischung. Manche stammten von den Mitgliedern des Korrespondenzkomitees in North Carolina und enthielten Neuigkeiten, meistens aus dem Norden. In New Hampshire und New Jersey hatten sich Komitees für eine Kontinentalvereinigung gegründet, die jetzt mehr oder minder begannen, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, da die königlichen Gouverneure jede Kontrolle über Versammlung, Gericht und Zollbehörden verloren hatten und auch der Rest offizieller Organisation immer tiefer ins Chaos stürzte.
    Boston wurde nach wie vor von Gage und seinen Truppen belagert, und etliche der Briefe enthielten die üblichen Appelle, seinen Bürgern Lebensmittel und andere Vorräte zu schicken. Wir hatten im Lauf des Winters zwei Zentner Gerste geschickt, und einer der Woolams hatte es auf sich genommen, sie zusammen mit drei Wagenladungen an anderen Lebensmitteln, die die Bewohner von Fraser’s Ridge gespendet hatten, in die Stadt zu befördern.
    Jamie hatte seinen Federkiel ergriffen und schrieb etwas, langsam, weil es seine steife Hand nicht anders zuließ.
    Der nächste Brief war eine Notiz von David Putnam, die über Massachusetts zu uns gelangt war und von der Formierung von Milizkompanien in der ganzen Kolonie berichtete und um Waffen und Pulver bat. Sie war von einem Dutzend anderer Männer unterschrieben, die jeweils bestätigten, dass dies auch auf ihre Heimatorte zutraf.
    Ein Zweiter Kontinentalkongress wurde vorgeschlagen, der an einem noch unbestimmten Datum in Philadelphia zusammentreffen sollte.
    Georgia hatte einen Provinzkongress gegründet, doch wie der loyalistische Briefschreiber – der eindeutig davon ausging, dass Jamie seine Ansichten teilte – triumphierend anmerkte, »gibt es hier keine Klagen gegenüber Großbritannien wie anderswo; die loyalistische Gesinnung ist so vorherrschend, dass nur fünf von zwölf Gemeinden jemanden zu diesem dreisten und ungesetzlichen Kongress entsandt haben.«
    Ein zerfleddertes Exemplar der Massachusetts Gazette vom 6. Februar enthielt einen mit Tinte eingekreisten Brief mit dem Titel »Die Herrschaft des Gesetzes und die Herrschaft der Menschen«. Er war mit »Novanglus« unterzeichnet – wahrscheinlich Küchenlatein für »Neuengländer« – und als Antwort auf eine Reihe vorhergegangener Briefe eines Torys gedacht, dessen Signatur ausgerechnet »Massachusettensis« lautete.
    Ich hatte keine Ahnung, wer Massachusettensis wohl sein mochte, doch ich erkannte einige Formulierungen in Novanglus’ Brief aus längst vergangenen Hausaufgaben Briannas – John Adams in Hochform.
    »Eine Regierung der Gesetze, nicht der Menschen« , murmelte ich. »Was für ein Pseudonym würdest du benutzen, wenn du so etwas schreiben wolltest?« Ich blickte auf und sah, dass seine Miene hochgradig verlegen war.

    »Du hast es schon getan?«
    »Och, nur hier und da ein Briefchen«, sagte er defensiv. »Keine Abhandlungen.«
    »Wer bist du?«
    Er zuckte abwehrend mit den Achseln.
    » Scotus

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