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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Richard, der kleinere und ältere der beiden Brüder, berührte seine Hutkrempe, ohne den Hut jedoch zu ziehen. »Ist Euer Gatte daheim?«
    »Er ist draußen beim Heuschober und gerbt Felle.« Ich wischte mir die Hände sorgfältig an dem Handtuch ab, das ich mitgenommen hatte. »Kommt hinten herum zur Küche; ich habe Apfelwein für Euch.«
    »Macht Euch keine Mühe.« Ohne Umschweife wandte er sich ab und umrundete zielstrebig das Haus. Lionel Brown, der ein wenig größer war als sein Bruder, das Haar kurz trug und keinen Hut hatte, nickte mir kurz zu und folgte ihm.
    Sie hatten ihre Maultiere mit hängenden Zügeln stehen gelassen, offenbar, damit ich mich um sie kümmerte. Die Tiere schlenderten jetzt gemächlich über den Hof und blieben hier und dort stehen, um von dem langen Gras am Wegrand zu fressen.
    »Hmpf!«, sagte ich und sah den Gebrüdern Brown funkelnd nach.
    »Wer ist das?«, sagte eine leise Stimme hinter mir. Bobby Higgins war aus dem Haus gekommen und blinzelte mit seinem gesunden Auge um die Ecke der Veranda. Bobby war Fremden gegenüber misstrauisch – kein Wunder nach seinen Erlebnissen in Boston.
    »Nachbarn, oder was man so nennt.« Ich sprang von der Veranda und packte eins der Maultiere am Zaum, weil es nach dem Pfirsichschößling schnappte, den ich vor der Veranda gepflanzt hatte. Da ihm diese Einmischung nicht passte, quiekte es mir ohrenbetäubend ins Gesicht und versuchte, mich zu beißen.
    »Hier, Ma’am, lasst mich das machen.« Bobby, der bereits die Zügel des anderen Maultiers in der Hand hatte, beugte sich vor, um mir das Zaumzeug aus der Hand zu nehmen. »Ruhe jetzt!«, sagte er zu dem widerspenstigen Maultier. »Halt den Mund, oder du kriegst den Stock zu spüren!«
    Bobby war Fußsoldat gewesen, das war nicht zu übersehen. Seine Worte klangen zwar kühn, passten aber nicht zu seinem zögerlichen Auftreten. Er ruckte anstandshalber an den Zügeln des Maultier. Dieses legte prompt die Ohren an und biss ihn in den Arm.
    Er schrie und ließ die Zügel beider Tiere los. Clarence, mein eigenes Maultier, hörte den Lärm, grüßte lauthals von seiner Koppel herüber, und
die beiden fremden Maultiere trotteten prompt mit schlackernden Steigbügeln in diese Richtung davon.
    Bobby war nicht schlimm verletzt, obwohl der Biss durch die Haut gegangen war; Blutflecken sickerten durch den Ärmel seines Hemdes. Ich schlug gerade den Stoff zurück, um mir die Stelle anzusehen, als ich Schritte auf der Veranda hörte. Ich blickte auf und sah Lizzie mit alarmierter Miene dort stehen, einen großen Holzlöffel in der Hand.
    »Bobby! Was ist passiert?«
    Bei ihrem Anblick richtete er sich blitzartig auf, nahm eine lässige Haltung an und strich sich eine braune Haarlocke aus der Stirn.
    »Ah, oh! Nichts, Miss. Kleine Schwierigkeit mit diesen Söhnen Belials. Keine Angst, es geht schon.«
    Woraufhin er die Augen verdrehte und ohnmächtig umfiel.
    »Oh!« Lizzie huschte die Stufen hinunter, kniete sich neben ihn und tätschelte ihm eindringlich die Wange. »Geht es ihm gut, Mrs. Fraser?«
    »Weiß der Himmel«, sagte ich unverblümt. »Aber ich glaube schon.« Bobby schien normal zu atmen, und ich fand einen anständigen Pulsschlag in seinem Handgelenk.
    »Sollen wir ihn ins Haus tragen? Oder meint Ihr, ich soll eine brennende Feder holen? Oder den Ammoniakgeist aus dem Sprechzimmer? Oder Brandy?« Lizzie erinnerte mich an eine ängstliche Hummel, die auf der Stelle schwebt, bereit in jede beliebige Richtung davonzufliegen.
    »Nein, ich glaube, er kommt schon wieder zu sich.« Die meisten Ohnmachtsanfälle dauerten nur ein paar Sekunden, und ich konnte sehen, wie sich seine Brust hob, weil sich seine Atmung vertiefte.
    »Ein Schluck Brandy wär nicht verkehrt«, murmelte er, und seine Augenlider begannen zu flattern.
    Ich nickte Lizzie zu. Sie ließ ihren Löffel im Gras liegen und verschwand im Haus.
    »Ihr fühlt Euch wohl ein wenig schlapp, wie?«, erkundigte ich mich mitfühlend. Seine Armverletzung war nicht mehr als ein Kratzer, und ich hatte ihm mit Sicherheit nichts angetan – zumindest nicht körperlich -, das einen Schockzustand gerechtfertigt hätte. Was stimmte hier nicht?
    »Weiß nicht, Ma’am.« Er versuchte, sich aufzusetzen, und da er zwar leichenblass war, ihm aber ansonsten nichts zu fehlen schien, ließ ich ihn gewähren. »Es ist nur, ab und zu sehe ich diese Flecken, die wie ein Bienenschwarm um mich herumschwirren, und dann wird alles schwarz.«
    »Ab und zu? Das war

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