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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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protestierte lauthals; ich sah, wie er einem Mann auf den Rücken hämmerte, doch es nützte nichts. Der Mann hinter mir schlang seinen Arm um meine Taille und drückte ruckartig zu, so dass mir der Rest meines Atems verging.
    Dann donnerten wir die Straße entlang, und Brunswick – und Jamie – verschwanden im Staub.
    Meine wütenden Proteste, Forderungen und Fragen brachten natürlich keine Antwort zutage außer dem Befehl, still zu sein, der von einem weiteren warnenden Druck des Arms begleitet wurde, der um meine Taille lag.
    Bebend vor Wut und Schrecken, ergab ich mich in mein Schicksal, und in diesem Moment sah ich, dass Tom Christie nach wie vor bei uns war. Seine Miene war erschüttert und verstört.
    »Tom!«, rief ich. »Tom, kehrt zurück! Lasst nicht zu, dass sie ihn umbringen! Bitte!«
    Er blickte aufgeschreckt in meine Richtung, dann stellte er sich in die Steigbügel und spähte nach Brunswick zurück, um sich dann an Richard Brown zu wenden und ihm etwas zuzurufen.
    Brown schüttelte den Kopf, zügelte sein Pferd, so dass Christie neben ihn reiten konnte, und beugte sich zu diesem hinüber. Dabei brüllte er etwas, das anscheinend als Erklärung diente. Christie gefiel das Ganze offenbar gar nicht, doch nach einigen heftigen Wortwechseln gab er mit finsterer Miene nach und fiel zurück. Er wendete sein Pferd und lenkte es so, dass er mit mir sprechen konnte.
    »Sie werden ihn nicht umbringen und ihm auch nichts antun«, sagte er unter dem Hufgeklapper und dem Knirschen des Sattelzeugs. »Browns Ehrenwort darauf, sagt er.«
    »Und Ihr glaubt ihm, zum Kuckuck?«
    Er zog eine bestürzte Miene und sah erneut erst zu Brown hinüber, der seinem Pferd die Sporen gegeben hatte, um vorauszureiten, dann zurück nach Brunswick. Seine Unentschlossenheit war ihm anzusehen, doch dann presste er die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Es wird alles gut«, sagte er. Doch er wich meinem Blick aus, und trotz meiner wiederholten Bitten, er solle zurückreiten, um sie aufzuhalten, verlangsamte er sein Tempo und fiel zurück, so dass ich ihn nicht mehr sehen konnte.
    Meine Kehle war wund vom vielen Schreien, und mein vor Angst zusammengekrampfter Magen schmerzte vom Druck des Arms. Jetzt, da wir Brunswick hinter uns gelassen hatten, hatte unsere Geschwindigkeit nachgelassen, und ich konzentrierte mich auf meine Atmung; ich wollte erst sprechen, wenn ich mir sicher war, dass ich das tun konnte, ohne dass meine Stimme zitterte.
    »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte ich schließlich. Ich saß stocksteif im Sattel und ließ die ungewollte Nähe des Mannes in meinem Rücken widerwillig über mich ergehen.
    »New Bern«, sagte er mit einem Unterton grimmiger Genugtuung. »Und dann werden wir Euch Gott sei Dank endlich los.«
     
    Die Reise nach New Bern verlief in einer verschwommenen Mischung aus Furcht, Aufregung und körperlichem Unbehagen. Ich fragte mich zwar, was mit mir geschehen würde, doch sämtliche diesbezüglichen Überlegungen gingen in meiner Angst um Jamie unter.
    Es war klar, dass Tom Christie meine einzige Hoffnung war, irgendetwas
herauszufinden, doch er wich mir aus und hielt sich auf Abstand – und das alarmierte mich fast noch mehr als alles andere. Er war sichtlich verstört; noch mehr, als er es seit Malvas Tod ohnehin schon war, doch er trug nicht länger seine Miene dumpfen Leidens; er war jetzt deutlich erregt. Ich hatte schreckliche Angst, dass er wusste oder argwöhnte, dass Jamie tot war, er sich aber weigerte, es zuzugeben – weder vor mir noch vor sich selbst.
    Die Männer waren eindeutig alle vom selben Drang besessen wie mein Begleiter, nämlich, mich so schnell wie möglich loszuwerden; wir machten nur kurze Pausen, wenn es absolut notwendig war, dass sich die Pferde ausruhten. Man bot mir etwas zu essen an, doch ich bekam nichts herunter. Als wir New Bern erreichten, war ich schon von der körperlichen Anstrengung des Ritts völlig erschöpft, noch mehr jedoch durch die unablässige nervliche Anspannung.
    Die meisten Männer blieben in einem Wirtshaus im Randbezirk der Stadt; Brown und einer der anderen Männer führten mich durch die Straßen, wortlos begleitet von Tom Christie, bis wir schließlich einen großen, gekälkten Ziegelbau erreichten. Das Haus, wie mich Brown sichtlich vergnügt informierte, von Sheriff Tolliver – gleichzeitig das örtliche Gefängnis.
    Der Sheriff, ein dunkelhaariger, gut aussehender Mann, betrachtete mich mit einer Art spekulativem Interesse, unter

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