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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Constabler.
    »Was wirft man ihr vor?«

    Der Constabler, ein etwas beschränkter junger Mann, spitzte bei diesen Worten die Lippen und blickte skeptisch von mir zu Sadie und zurück.
    »Ähh... nun, eine von ihnen ist eine Fälscherin«, sagte er, »und die andere eine Mörderin. Aber welche jetzt welche ist…«
    »Ich bin die Mörderin«, sagte Sadie tapfer und fügte loyal hinzu: »Sie ist eine gute Hebamme!« Ich sah sie überrascht an, doch sie schüttelte kaum merklich den Kopf und presste die Lippen aufeinander, um mich zum Schweigen zu beschwören.
    »Oh. Hmm. Nun denn. Habt Ihr ein Kleid … Madam?« Auf mein Nicken hin stieß er ein knappes »Zieht Euch an« aus, wandte sich wieder an den Constabler und zog ein großes Seidentaschentuch aus der Tasche, um sich sein breites, rotes Gesicht abzuwischen. »Dann nehme ich sie mit. Ihr sagt es Mr. Tolliver.«
    »Ja, Sir«, versicherte ihm der Constabler unterwürfig. Er blickte auf Mrs. Tollivers bewusstlose Gestalt hinunter, dann sah er Sadie stirnrunzelnd an.
    »Ihr da. Bringt sie hinein und kümmert Euch um sie. Hopp!«
    »Oh, ja, Sir«, sagte Sadie ernst und schob mit dem Zeigefinger ihre vom Schwitzen beschlagene Brille hoch. »Sofort, Sir!«
    Ich hatte keine Gelegenheit, mich mit Sadie zu unterhalten, und mir blieb gerade genug Zeit, mich in mein Korsett und mein mitgenommenes Kleid zu kämpfen und nach meiner kleinen Tasche zu greifen, als man mich auch schon zu einer Kutsche eskortierte – die ebenfalls ziemlich mitgenommen aussah, jedoch einmal von guter Qualität gewesen war.
    »Würde es Euch etwas ausmachen, mir zu sagen, wer Ihr seid und wohin Ihr mich bringt?«, erkundigte ich mich, nachdem wir klappernd zwei oder drei Querstraßen gekreuzt hatten und mein Begleiter immer noch mit einem geistesabwesenden Stirnrunzeln aus dem Fenster blickte.
    Meine Frage störte ihn auf, und er blinzelte mich an, als würde ihm jetzt erst klar, dass ich alles andere als ein lebloser Gegenstand war.
    »Oh. Verzeihung, Madam. Wir sind unterwegs zum Gouverneurspalast. Habt Ihr keine Haube?«
    »Nein.«
    Er verzog das Gesicht, als hätte er auch nichts anderes erwartet, und überließ sich wieder seinen Gedanken.
    Sie hatten den Palast fertig gebaut und ihre Sache gut gemacht. William Tryon, der vorige Gouverneur, hatte den Gouverneurspalast errichtet, war aber nach New York beordert worden, bevor die Bauarbeiten beendet waren.
    Jetzt war der enorme Ziegelbau mit seinen eleganten Flügeln vollendet bis hin zu den Rasenflächen und Efeubeeten, die die Auffahrt säumten, auch wenn die stattlichen Bäume, die ihn einmal umgeben würden, noch bloße Setzlinge waren. Die Kutsche begab sich auf die Auffahrt, doch wir traten – natürlich – nicht durch den imposanten Haupteingang ein, sondern huschten an der Rückseite die Treppe zu den Dienstbotenquartieren im Keller hinunter.

    Hier schob man mich hastig in das Zimmer eines Dienstmädchens, reichte mir einen Kamm, Schüssel und Krug und eine geborgte Haube, und drängte mich, so schnell wie möglich dafür zu sorgen, dass ich präsentabel aussah.
    Mein Führer – sein Name war Mr. Webb, wie ich seiner respektvollen Begrüßung durch die Köchin entnahm – wartete mit unübersehbarer Ungeduld, während ich meine hastige Wäsche vornahm, dann fasste er mich beim Arm und schob mich treppauf. Wir stiegen eine schmale Hintertreppe in den ersten Stock hinauf, wo uns ein sehr junges und angstvoll aussehendes Dienstmädchen erwartete.
    »Oh, da seid Ihr ja, Sir, endlich!« Sie knickste vor Mr. Webb und warf mir einen neugierigen Blick zu. »Ist das die Hebamme?«
    »Ja. Mrs. Fraser – Dilman.« Er wies kopfnickend auf das Mädchen und nannte nur ihren Nachnamen, wie es in England bei Hausbediensteten üblich war. Sie knickste auch vor mir, dann deutete sie auf eine Tür, die angelehnt stand.
    Das Zimmer war groß und elegant und mit einem Himmelbett möbliert sowie einer Kommode, einem Schrank und einem Armsessel aus Nussbaum, obwohl die Raffinesse der Einrichtung durch einen Berg von Stopfarbeiten, einen alten Nähkorb, der umgekippt war und sein Garn in alle Richtungen verstreute, und einen Korb mit Kinderspielzeug beeinträchtigt wurde. In dem Bett befand sich eine kolossale Rundung, die – angesichts der sonstigen Umstände – eigentlich nur Mrs. Martin sein konnte, die Frau des Gouverneurs.
    Dies stellte sich als zutreffend heraus, als Dilman erneut einen Hofknicks machte und ihr meinen Namen zumurmelte. Sie war klein

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