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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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befahl, bei der Wäsche zu helfen, ließen wir daher unser jüngstes Kartenspiel stehen und liegen – es sah so aus, als würde sie gewinnen – und stolperten beinahe übereinander, so eilig hatten wir es, dieser Order nachzukommen.
    Angesichts des tosenden Feuers unter dem Waschkessel war es auf dem Innenhof noch heißer und genauso feucht wie in der Zelle, da kochende Wolken von dem großen Kessel mit den Kleidern aufstiegen und uns die Haare ins Gesicht klebten. Unsere Hemden pappten uns sowieso schon am Körper, und das schmutzige Leinen war beinahe durchsichtig, so schwitzten wir – Waschen war Schwerarbeit. Doch es gab hier kein Ungeziefer, und das Licht der Sonne blendete zwar und schien so heftig, dass meine Nase und meine Arme rot wurden – doch, nun ja, es schien, und das war etwas, wofür es dankbar zu sein galt.
    Ich fragte Mrs. Tolliver nach meiner ehemaligen Patientin und ihrem Kind, doch sie presste nur die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, was ihr ein verkniffenes, strenges Aussehen verlieh. Der Sheriff war in der vergangenen Nacht nicht zu Hause gewesen; wir hatten seine dröhnende Stimme nicht in der Küche gehört. Und Maisie Tollivers grünlichem Aussehen nach diagnostizierte ich eine lange, einsame Nacht mit der Ginflasche, gefolgt von einer ziemlich unangenehmen Dämmerung.
    »Ihr werdet Euch viel besser fühlen, wenn Ihr Euch in den Schatten setzt und… Wasser trinkt«, sagte ich. »Viel Wasser.« Besser noch Tee oder Kaffee, doch diese Substanzen waren in der Kolonie kostbarer als Gold, und ich bezweifelte, dass die Frau des Sheriffs sie besaß. »Und falls Ihr Ipecacuanha habt... oder vielleicht Pfefferminze...«
    »Ich danke Euch für Eure geschätzte Meinung, Mrs. Fraser!«, fuhr sie mich an, obwohl sie merklich schwankte und ihre bleichen Wangen mit einem glänzenden Schweißfilm überzogen waren.

    Ich zuckte mit den Achseln und konzentrierte mich auf die Aufgabe, mit einem anderthalb Meter langen Holzlöffel einen Klumpen triefend nasser, dampfender Wäsche aus der schmutzigen Brühe zu hieven. Der Stiel war so abgenutzt, dass meine verschwitzten Hände von dem glatten Holz abrutschten.
    Wir schafften es, alles mühsam zu waschen, auszuspülen, kochend heiß auszuwringen und zum Trocknen an eine Leine zu hängen, dann sanken wir keuchend in den schmalen Schattenstreifen an der Hauswand und reichten uns abwechselnd einen Schöpflöffel, um lauwarmes Wasser aus dem Brunneneimer zu trinken. Mrs. Tolliver vergaß ihre gehobene gesellschaftliche Stellung und setzte sich ganz plötzlich ebenfalls hin.
    Als ich mich ihr zuwandte, um ihr den Schöpflöffel anzubieten, sah ich nur noch, wie sie die Augen verdrehte. Sie fiel weniger, als dass sie sich hintenüber auflöste und langsam zu einem feuchten Baumwollhaufen zusammensank.
    »Ist sie tot?«, erkundigte sich Sadie Ferguson neugierig. Sie ließ ihre Blicke hin und her schweifen und überlegte wohl, wie groß ihre Erfolgsaussichten waren, wenn sie Fersengeld gab.
    »Nein. Böser Katzenjammer, wahrscheinlich noch verstärkt durch einen leichten Sonnenstich.« Ich fühlte ihren Puls, der leicht und schnell war, aber regelmäßig. Ich überlegte gerade selbst, ob es klug sein würde, Mrs. Tolliver der Gefahr zu überlassen, ihr Erbrochenes einzuatmen, und mich davonzumachen, und wenn es barfuß und im Hemd war, wurde dann aber daran gehindert, weil Männerstimmen um das Haus drangen.
    Zwei Männer – einer war Tollivers Constabler, den ich kurz zu Gesicht bekommen hatte, als mich Browns Männer im Gefängnis abgeliefert hatten. Der andere war ein Fremder, sehr gut gekleidet mit silbernen Knöpfen an seinem Rock und einer Seidenweste, die deutliche Schweißflecken hatte. Dieser Herr, ein untersetzter Mann von etwa vierzig, betrachtete stirnrunzelnd das Gelage vor seinen Augen.
    »Sind das die Gefangenen?«, fragte er in angewidertem Ton.
    »Aye, Sir«, antwortete der Constabler. »Zumindest die beiden im Hemd. Die andere ist die Frau des Sheriffs.«
    Silberknopf rümpfte die Nase, als er diese Informationen erhielt, dann atmete er aus.
    »Welche ist die Hebamme?«
    »Das bin ich, Sir«, sagte ich. Ich richtete mich auf und versuchte, mir ein würdevolles Aussehen zu geben. »Ich bin Mrs. Fraser.«
    »Seid Ihr das«, sagte er in einem Tonfall, der andeutete, dass ich von ihm aus auch Königin Charlotte sein konnte. Er betrachtete mich herablassend von oben bis unten und schüttelte den Kopf, dann wandte er sich an den schwitzenden

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