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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Backenbartes.
    »Sassenach – ich hätte es genauso gemacht und mein Leben gut investiert geglaubt, wenn es dich gerettet hätte. Wenn er genauso empfindet, dann war es kein Unrecht, dir von ihm das Leben schenken zu lassen.«
    »Oje«, sagte ich. »Oje.« Ich wollte an nichts davon denken – nicht an Toms klare graue Augen und die Rufe der Möwen, nicht an die Furchen des Leids, die sein Gesicht in Stücke schnitten, nicht an das, was er durchgemacht hatte, seinen Verlust, seine Schuldgefühle, seinen Argwohn – seine Angst. Genauso wenig wollte ich an Malva denken, die arglos diesem Tod im Gemüsebeet entgegenging, während ihr Sohn friedvoll und schwer in
ihrem Bauch ruhte. Oder an das dunkle Blut, das in rostigen Pfützen und Spritzern inmitten des Weinlaubs trocknete.
    Vor allem wollte ich nicht daran denken, dass ich eine Rolle in dieser Tragödie gespielt hatte – doch es war nun einmal so.
    Ich schluckte krampfhaft.
    »Jamie – lässt sich das je wieder gutmachen?«
    Er hielt jetzt meine Hand in seiner anderen Hand und strich sanft mit dem Daumen an der Unterseite meiner Finger hin und her.
    »Das Mädchen ist tot, mo chridhe .«
    Ich schloss meine Hand um seinen Daumen, und die Bewegung hörte auf.
    »Ja, und jemand hat sie umgebracht – und es war nicht Tom. O Gott, Jamie – wer? Wer ist es gewesen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er, und tiefe Traurigkeit erfüllte seine Augen. »Sie war gierig nach Liebe, glaube ich – und sie hat sie sich genommen. Aber sie hat nicht gewusst, wie man sie erwidert.«
    Ich holte tief Luft und sprach die Frage aus, die seit dem Mord zwischen uns in der Luft gehangen hatte.
    »Du glaubst nicht, dass es Ian war?«
    Fast hätte er gelächelt.
    »Wenn er es gewesen wäre, a nighean , dann wüssten wir es. Ian könnte zwar jemanden töten, aber er würde es nicht fertig bringen, dich oder mich dafür leiden zu lassen.«
    Ich seufzte und bewegte meine Schultern, um den Knoten dazwischen zu lösen. Er hatte Recht, und ich war beruhigt, was Ian anging – und bekam ein noch schlechteres Gewissen, was Tom Christie anging.
    »Der Mann, der ihr Kind gezeugt hat – wenn es nicht Ian war, und ich hoffe, dass er es nicht war – oder jemand, der sie begehrt und aus Eifersucht umgebracht hat, als er herausfand, dass sie schwanger war -«
    »Oder jemand, der schon verheiratet war. Oder eine Frau, Sassenach.«
    Das ließ mich innehalten. »Eine Frau?«
    »Sie hat sich Liebe genommen«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. »Warum glaubst du, dass sie sich nur bei den jungen Männern bedient hat?«
    Ich schloss die Augen und malte mir die Möglichkeiten aus. Wenn sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt hatte – und diese hatten ihr ebenso nachgeschaut, wenn auch diskreter -, ja, dann war es möglich, dass er sie umgebracht hatte, damit es unentdeckt blieb. Oder eine betrogene Ehefrau … Einmal mehr kehrte ich der Frage mit dem Gefühl völliger Hoffnungslosigkeit den Rücken und sah vor meinem inneren Auge die vielen Gesichter von Fraser’s Ridge – von denen eines die Seele eines Mörders verbarg.
    »Nein, ich weiß, dass es für sie zu spät ist – für Malva und für Tom. Vielleicht
– vielleicht sogar für Allan.« Zum ersten Mal verschwendete ich einen Gedanken an Toms Sohn, der so plötzlich und unter solch fürchterlichen Umständen seiner Familie beraubt worden war. »Aber die anderen …« Fraser’s Ridge, meinte ich. Unser Zuhause. Unser Leben. Uns.
    Vom Zusammenliegen war es warm unter dem Quilt geworden – zu warm, und ich spürte, wie mich eine Hitzewelle überrollte. Ich setzte mich abrupt auf, schleuderte den Quilt von mir, beugte mich vor und hob mir in der Hoffnung auf einen Moment der Kühle das Haar aus dem Nacken.
    »Stell dich hin, Sassenach.«
    Jamie wälzte sich aus dem Bett, stellte sich hin und nahm meine Hand, um mich hochzuziehen. Mir war am ganzen Körper der Schweiß ausgebrochen wie Tau, und die Hitze war mir in die Wangen gestiegen. Er bückte sich, griff mit beiden Händen nach meinem Hemd und zog es mir über den Kopf.
    Er lächelte schwach und sah mich an, dann senkte er den Kopf und blies mir sanft über die Brüste. Die Kühle brachte mir einen Hauch von Erleichterung, und meine Brustwarzen stellten sich in stummer Dankbarkeit auf.
    Er öffnete die Fensterläden, um mehr Luft einzulassen, dann trat er zurück und zog sich ebenfalls das Hemd aus. Der Tag war jetzt angebrochen, und die Flut reinen Morgenlichts schimmerte

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