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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wandbord, weit von der Kante entfernt, und schob vorsichtshalber einen großen Käselaib davor.
    Jamie hatte sich seines Umhangs und seiner Kaninchenohren entledigt, Roger die Vogelflinte, den Munitionsbeutel und das Pulverhorn gegeben und trat sich den Schnee von den Schuhen. Ich sah, wie er sich in der Hütte umsah und die Köpfe zählte, dann holte er schließlich kurz Luft und nickte vor sich hin. Alle vorerst in Sicherheit.
    Der Morgen verstrich friedlich. Nachdem das Frühstück vertilgt und abgeräumt war, ließen Amy, Brianna und ich uns mit einem enormen Berg an Stopfarbeiten am Feuer nieder. Adso, dessen Schwanz immer noch vor Entrüstung zuckte, hatte auf einem hohen Regalbrett Position bezogen, von wo er Rollo anfunkelte, der das Rollbett übernommen hatte, als die Jungen aufgestanden waren.
    Aidan und Jemmy, die jetzt beide stolze Besitzer zweier Brumms waren, fuhren damit über die Kaminplatten, unter dem Bett und zwischen unseren Füßen hindurch, sahen aber weitenteils davon ab, sich zu prügeln oder auf Orrie zu treten, der friedlich unter dem Tisch saß und ein Stück Toast kaute. Jamie, Roger und Ian gingen abwechselnd ins Freie, um dort auf und ab zu schreiten und das große Haus anzustarren, das verlassen im Schutz der verschneiten Fichte stand.
    Roger kam gerade von einer solchen Expedition zurück, als Brianna von der Socke aufblickte, die sie stopfte.
    »Was?«, sagte er, als er ihr Gesicht sah.

    »Oh.« Sie hatte innegehalten, die Nadel halb durch die Socke gezogen, und senkte jetzt den Blick, um ihren Stich zu beenden. »Nichts. Nur ein – nur ein Gedanke.«
    Ihr Tonfall ließ Jamie, der stirnrunzelnd in einer zerfledderten Ausgabe von Evelina las, aufblicken.
    »Was für ein Gedanke war es denn, a nighean ?«, fragte er, denn sein Radar war genauso gut wie Rogers.
    »Äh … nun ja.« Sie biss sich auf die Unterlippe, doch dann platzte sie heraus: »Was, wenn es dieses Haus hier ist?«
    Alle erstarrten, bis auf die kleinen Jungen, die weiter fleißig durch das Zimmer krochen und kreischend und brummend über Tische und Bänke gingen.
    »Es könnte doch sein, oder?« Brianna sah sich um, vom Dachbalken bis zum Herd. »Alles, was in der – der Prophezeiung stand« – verlegenes Kopfnicken in Amy McCallums Richtung -, »war, dass das Haus von James Fraser abbrennen würde. Aber das hier war doch dein erstes Haus. Und es war ja nicht so, als hätte eine genaue Anschrift dabeigestanden. Einfach nur in der Siedlung Fraser’s Ridge .«
    Alle starrten sie an, und sie wurde tiefrot und senkte den Blick auf ihre Socke.
    »Ich meine… es ist ja nicht so, dass die… äh, Prophezeiungen immer akkurat sind, oder? Vielleicht stimmen ja die Details nicht.«
    Amy nickte ernst; vage Detailangaben waren offenbar eine allgemein akzeptierte Eigenschaft von Prophezeiungen.
    Roger räusperte sich explosiv; Jamie und Ian wechselten einen Blick, dann sahen sie zum Feuer, das im Kamin loderte, den Stapel mit knochentrockenem Brennholz gleich daneben und den überfließenden Zunderkorb … Aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf Jamie, dessen Gesicht eine Studie der widersprüchlichen Emotionen war.
    »Wir könnten ja vielleicht«, sagte er langsam, »alle zu Arch gehen.«
    Ich fing an, an den Fingern abzuzählen: »Du, ich, Roger, Brianna, Ian, Amy, Aidan, Orrie, Jemmy – plus Mr. and Mrs. Bug, das sind elf Leute. In einer Hütte, die nur ein Zimmer hat und zweieinhalb mal drei Meter misst?« Ich schloss die Fäuste und starrte ihn an. »Dort bräuchte wenigstens niemand Feuer zu legen; die Hälfte von uns würden sowieso im Kamin sitzen und fröhlich in Flammen stehen.«
    »Mmpfm. Nun ja … die Hütte der Christies steht leer.«
    Amys Augen weiteten sich vor Schrecken, und keiner sah den anderen an. Jamie holte tief Luft und atmete hörbar aus.
    »Vielleicht werden wir einfach… gut aufpassen«, schlug ich vor. Alle atmeten vorsichtig aus, und wir widmeten uns wieder unseren Beschäftigungen, wenn auch jetzt ohne das Gefühl gemütlicher Sicherheit.
    Das Essen verging ohne Zwischenfälle, doch am Nachmittag klopfte es an der Tür. Amy schrie auf, und Brianna ließ das Hemd, das sie gerade flickte,
vor Schreck ins Feuer fallen. Ian sprang auf und riss die Tür auf, und Rollo, der aus seinem Nickerchen gerissen wurde, raste bellend an ihm vorbei.
    Jamie und Roger stießen in der Tür zusammen, blieben einen Moment darin stecken und stürzten dann hindurch. Sämtliche Jungen kreischten auf und liefen

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