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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zu ihren jeweiligen Müttern, die hektisch auf das schwelende Hemd einschlugen, als sei es eine lebendige Schlange.
    Ich war zwar aufgesprungen, stand aber an die Wand gedrückt und kam nicht an Brianna und Amy vorbei. Adso, der vor dem Lärm und meiner plötzlichen Bewegung erschrak, hieb zischend nach mir, verfehlte mich aber knapp.
    Von draußen kamen Flüche in einer Vielfalt von Sprachen, begleitet von Rollos scharfem Gebell. Alle Beteiligten klangen gründlich verärgert, doch es hörte sich nicht nach einer Auseinandersetzung an. Ich schob mich vorsichtig an dem Knoten aus Müttern und Söhnen vorbei und warf einen Blick hinaus.
    Major MacDonald, nass bis zu den Ohren und über und über mit Schnee und schmutzigem Eiswasser bedeckt, gestikulierte wild auf Jamie ein, während Ian Rollo zurechtwies und sich Roger – seiner Miene nach – alle Mühe gab, nicht laut loszulachen.
    Jamie, der durch seinen Anstand zurückgehalten wurde, den Major jedoch mit tiefem Argwohn betrachtete, bat ihn, hereinzukommen. Im Inneren der Hütte roch es nach verbranntem Stoff, doch das Tohuwabohu hatte sich gelegt, und der Major begrüßte uns alle mit gut gespielter Herzlichkeit. Unter großem Theater entledigte er sich seiner triefnassen Kleider, trocknete sich ab und hüllte sich – in Ermangelung einer besseren Alternative – vorübergehend in Rogers Ersatzhemd und -hose, in denen er geradezu versank, da er gute fünfzehn Zentimeter kleiner war als Roger.
    Nachdem wir ihm förmlich ein Glas Whisky und etwas zu essen angeboten und er akzeptiert hatte, fixierte der gesamte Haushalt den Major mit einem kollektiven Blick und wartete darauf zu hören, was ihn mitten im Winter in die Berge geführt hatte.
    Jamie wechselte einen kurzen Blick mit mir, der besagte, dass er durchaus einen Verdacht hatte. Ich auch.
    »Ich bin hier, Sir«, sagte MacDonald förmlich und schob sich das Hemd hoch, damit es ihm nicht von der Schulter rutschte, »um Euch das Kommando einer Milizkompanie unter dem Befehl von General Hugh MacDonald anzubieten. Die Truppen des Generals sammeln sich just in diesem Moment und werden sich Ende des Monats auf den Marsch nach Wilmington begeben.«
    Bei diesen Worten überkam mich eine finstere Vorahnung. Ich war von MacDonald chronischen Optimismus und einen Hang zur Übertreibung gewohnt, doch es war nichts Übertriebenes an dieser Aussage. Hieß das, dass die Hilfe, um die Gouverneur Martin gebeten hatte, die Soldaten aus Irland,
bald landen würden, um an der Küste auf General MacDonalds Truppen zu treffen?
    »Die Truppen des Generals«, sagte Jamie, während er das Feuer stochte. Er und MacDonald hatten die Plätze am Kamin übernommen, und Roger und Ian saßen rechts und links daneben wie Feuerböcke. Brianna, Amy und ich zogen uns auf das Bett zurück, wo wir wie eine Reihe schlafender Hennen hockten und der Unterhaltung mit einer Mischung aus Neugier und Sorge folgten, während die Jungen unter den Tisch krochen.
    »Was würdet Ihr sagen, Donald, wie viele Männer hat er?«
    Ich sah MacDonald zögern, hin und her gerissen zwischen Wunsch und Wahrheit. Doch er hustete und sagte dann ganz sachlich: »Bei meinem Aufbruch hatte er etwas mehr als tausend Mann. Doch Ihr wisst genau – wenn wir erst unterwegs sind, werden noch andere dazustoßen. Viele andere. Umso mehr«, fügte er betont hinzu, »wenn Männer wie Ihr das Kommando übernehmen.«
    Jamie antwortete nicht sofort darauf. Nachdenklich schob er ein brennendes Holzstück mit dem Fuß ins Feuer zurück.
    »Pulver und Blei?«, fragte er. »Waffen?«
    »Aye, nun ja; hier haben wir eine kleine Enttäuschung erlebt.« MacDonald nippte an seinem Whisky. »Duncan Innes hatte uns in dieser Hinsicht große Versprechungen gemacht, die er dann aber zurücknehmen musste.« Der Major presste die Lippen fest aufeinander, und angesichts seiner Miene dachte ich, dass Duncan mit seinem Entschluss, nach Kanada zu gehen, wohl wirklich nicht überreagiert hatte.
    »Dennoch«, fuhr MacDonald, dessen Miene sich jetzt wieder erhellte, fort, »haben wir in dieser Hinsicht keinen Mangel. Und die tapferen Männer, die sich in Scharen hinter unsere Sache gestellt haben – und es noch tun werden -, bringen ja ihre eigenen Waffen und ihren Mut mit. Vor allem Ihr müsstet doch wissen, welchen Eindruck eine Highlandattacke macht!«
    Bei diesen Worten blickte Jamie auf und warf MacDonald einen langen Blick zu, bevor er antwortete.
    »Aye, nun ja. Ihr habt in Culloden hinter den

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