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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zurücknehmen ließe – und jeder kann doch sicher einen Fehler einräumen.«
    Jamies Mund zuckte schwach.
    »Oh, aye. Donald. Würdet Ihr dann Euren eigenen Fehler einräumen und Euch der Sache der Freiheit anschließen?«
    MacDonald richtete sich auf.
    »Es mag Euch belieben zu scherzen, Mr. Fraser«, sagte er, und man konnte sehen, dass er sich zügeln musste, »doch mein Angebot ist ernst.«
    »Das weiß ich, Major. Verzeiht mir meine unangebrachte Leichtfertigkeit. Und auch die Tatsache, dass ich Euch die Mühen des weiten Weges bei diesem bitteren Wetter so übel lohne.«
    »Dann lehnt Ihr also ab?« Rote Flecken brannten auf MacDonalds Wangen, und seine blassblauen Augen hatten die Farbe des Winterhimmels angenommen. »Ihr lasst Eure Verwandten, Eure eigenen Leute im Stich? Ihr verratet nicht nur Euren Eid, sondern auch Euer eigen Fleisch und Blut?«
    Jamie hatte den Mund schon geöffnet, um zu antworten, doch bei diesen Worten hielt er inne. Ich konnte spüren, wie etwas in ihm vorging. Erschrecken über diesen direkten – und völlig akkuraten – Vorwurf? Zögern? Über diesen Aspekt der Situation hatte er noch nie gesprochen, doch er musste ihm klar gewesen sein. Die meisten Highlander in der Kolonie hatten sich bereits auf die Seite der Loyalisten gestellt – so wie Duncan und Jocasta – oder würden es wahrscheinlich noch tun.
    Seine Offenbarung hatte ihn von vielen Freunden abgeschnitten – und es war gut möglich, dass sie ihn auch von den Resten seiner Familie in der Neuen Welt abschnitt. Jetzt hielt ihm MacDonald den Apfel der Versuchung hin, den Ruf von Clan und Blut.
    Doch er hatte jahrelang Zeit gehabt, darüber nachzudenken, sich darauf vorzubereiten.

    »Ich habe gesagt, was ich sagen muss, Donald«, sagte er leise. »Ich habe mich und mein Haus dem verpflichtet, was ich für richtig halte. Ich kann nicht anders handeln.«
    MacDonald saß einen Moment da und betrachtete ihn unverwandt. Dann erhob er sich wortlos und zog sich Rogers Hemd über den Kopf. Sein Oberkörper war blass und hager und zeigte nur an der Taille die Nachgiebigkeit der mittleren Jahre, und er trug die Spuren diverser Schuss- und Säbelverletzungen.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr gehen wollt, Major? Es friert draußen, und es ist fast dunkel!« Ich trat an Jamies Seite, und Roger und Brianna erhoben sich ebenfalls, um Einspruch einzulegen. Doch MacDonald ließ sich nicht erweichen und schüttelte nur den Kopf, während er seine feuchten Kleider wieder anzog und unter Schwierigkeiten seinen Rock zuknöpfte, dessen Knopflöcher von der Feuchtigkeit steif waren.
    »Ich nehme keine Gastfreundschaft aus den Händen eines Verräters entgegen, Ma’am«, sagte er sehr leise und verbeugte sich vor mir. Dann richtete er sich auf und sah Jamie von Mann zu Mann ins Auge.
    »Wir werden uns nie wieder als Freunde begegnen, Mr. Fraser«, sagte er. »Das bedaure ich.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass wir uns gar nicht mehr begegnen, Major«, sagte Jamie. »Ich bedaure es auch.«
    MacDonald verbeugte sich erneut vor dem Rest der Anwesenden und setzte sich den Hut auf. Seine Miene veränderte sich, als er die feuchte Kälte auf seinem nackten Kopf spürte.
    »Oh, Eure Perücke! Einen Moment nur, Major – ich hole sie.« Ich hastete hinaus zum Vorratsschuppen – und hörte gerade noch, wie etwas darin zu Boden fiel. Ich riss die Tür auf, die ich bei meiner letzten Visite angelehnt gelassen hatte, und Adso schoss an mir vorbei, die Perücke des Majors im Maul. Das Innere des Schuppens stand in leuchtend blauen Flammen.
     
    Anfangs hatte ich mich noch gefragt, wie ich es schaffen würde, die ganze Nacht wach zu bleiben. Am Ende war es gar nicht schwer. Nach dem Inferno war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt je wieder schlafen würde.
    Es hätte viel schlimmer sein können; obwohl Major MacDonald jetzt unser eingeschworener Feind war, war er uns edelmütig zu Hilfe geeilt, indem er seinen immer noch nassen Umhang über die Flammen geworfen hatte und damit die totale Zerstörung der Vorratskammer – und so zweifellos auch der Hütte – verhindert hatte. Doch der Umhang hatte das Feuer nicht vollständig erstickt, und das Löschen der Flammen, die hier und dort wieder aufsprangen, hatte zu großer Aufregung und allgemeinem Hin und Her geführt, in dessen Verlauf uns Orrie McCallum abhanden kam, weil er davontapste und in den Murmeltierofen stürzte, wo er – einige panische Minuten später – von Rollo aufgespürt wurde.

    Er wurde

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