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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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trostloser Stimme. Er blickte noch einmal zum anderen Ufer, wo hier und da ein Stück Tartan im Nebel zu sehen war, und wieder zurück. Die Rufe hallten im Nebel wider. »Und meine Kinder sind Amerikaner.«
    Er entzog Lillington seine Hand, hob sein Gewehr und stellte es auf den Kolben. »Und Ihr könnt Euch gern hinter mich stellen und mir Euer Schwert ins Herz stoßen, wenn ich danebenschieße.«
    Mit diesen Worten kehrte er Lillington den Rücken zu und lud mit großer Präzision sein Gewehr.
    Eine Stimme brüllte durch den Nebel, und hundert andere Kehlen wiederholten
ihren Ruf auf Gälisch. »UNSER SCHWERT FÜR KÖNIG GEORGE!«
    Die letzte Highlandattacke hatte begonnen.
     
    Sie kamen etwa dreißig Meter von der Brücke entfernt mit Geheul aus dem Nebel gestürzt, und sein Herz zuckte in seiner Brust zusammen. Eine Sekunde – nur eine Sekunde – hatte er das Gefühl, mit ihnen zu rennen, und der Wind der Bewegung verfing sich knatternd in seinem Hemd, das ihm kalt am Körper hing. Doch er stand stocksteif da, Murtagh als zynischen Zuschauer an seiner Seite. Roger Mac hustete, und Jamie hob das Gewehr an seine Schulter und wartete.
    »Feuer!« Die Salve traf sie, kurz bevor sie die demontierte Brücke erreichten; ein halbes Dutzend fiel auf der Straße, doch die anderen liefen weiter. Dann gaben die Kanonen auf dem Hügel Feuer, erst die eine, dann die andere, und die Erschütterungen fühlten sich an wie ein Stoß gegen seinen Rücken.
    Er hatte mit der Salve geschossen, aber über ihre Köpfe hinweggezielt. Jetzt schwang er sich das Gewehr von der Schulter und zog den Ladestock. Auf beiden Seiten erschollen Schreie; das Kreischen der Verwundeten und das kraftvollere Kampfgebrüll.
    »A rìgh! A rìgh!« Für den König! Für den König!
    McLeod hatte die Brücke erreicht; er war getroffen, er hatte Blut an seinem Rock, doch er schwang Schwert und Tartsche und rannte auf die Brücke. Um sich zu stützen, stieß er sein Schwert in das Holz.
    Die Kanonen sprachen erneut, zielten aber zu hoch; die meisten der Highlander waren ans Bachufer geschwärmt – einige waren im Wasser und hangelten sich an den Brückenpfosten hinüber. Andere liefen rutschend über die Längsbalken und setzten die Schwerter ein wie McLeod, um das Gleichgewicht zu behalten.
    »Feuer!« Er feuerte, und der Pulverdampf vermischte sich mit dem Nebel. Die Kanonen waren neu eingerichtet, sie feuerten, eins, zwei, und er spürte die Wucht der Detonationen, fühlte sich, als seien die Kugeln durch ihn hindurchgegangen. Die meisten der Männer auf der Brücke waren jetzt im Wasser, andere hatten sich flach auf die Längsbalken gelegt und versuchten, hinüberzurobben, nur um dann in Schussweite der Musketen zu geraten, die die Männer hinter dem Erdwall abfeuerten.
    Er lud und feuerte.
    Da ist er ja , sagte eine leidenschaftslose Stimme; er hatte keine Ahnung, ob es seine eigene war oder Murtaghs.
    McLeod war tot, sein Körper trieb einen Moment im Bach, bevor ihn das schwarze Wasser in die Tiefe zog. Viele Männer kämpften in diesem Wasser um ihr Leben – der Bach war tief und furchtbar kalt. Nur wenige Highlander konnten schwimmen.

    Er erblickte Allan MacDonald, Floras Mann, der bleich und mit starrem Blick in der Menge am Ufer stand.
    Major Donald MacDonald hob sich halb aus dem Wasser und ruderte mit den Armen. Seine Perücke war fort, und sein entblößter Kopf war verletzt; das Blut lief ihm vom Schädel über das Gesicht. Er zeigte die Zähne, doch es war nicht zu sagen, ob er sie vor Schmerz oder Wut zusammenbiss. Wieder traf ihn ein Schuss, und er versank klatschend – tauchte aber wieder auf, langsam, langsam, und dann kippte er vornüber in das Wasser, das zu tief war, um darin zu stehen, erhob sich aber noch einmal mit hektischen Bewegungen, und sein zerschmetterter Mund, der sich zu atmen mühte, verspritzte Blut.
    Dann tu du es, Junge , sagte die leidenschaftslose Stimme. Er hob sein Gewehr und schoss MacDonald sauber durch die Kehle. Er fiel auf der Stelle hintenüber und versank.
     
    Innerhalb weniger Minuten war es vorbei; der Nebel war mit Pulverrauch versetzt, der schwarze Bach verstopft mit Toten und Sterbenden.
    »Unser Schwert für König George, wie?«, sagte Caswell, der einen trostlosen Blick auf das Bild der Verwüstung warf. »Schwerter gegen Kanonen. Arme Teufel.«
    Auf der anderen Seite herrschte völliges Chaos. Wer nicht an der Brücke gefallen war, war auf der Flucht. Schon trugen die Männer auf seiner Seite

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