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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Symptome oder nur sehr schwache«, versuchte ich, sie zu beruhigen. »Wenn die Öffnung sehr groß ist und man Atemsymptome hat – und die haben wir -, dann … ist es möglich, dass ihr nichts passiert, dass sie nur deshalb nicht richtig gedeiht, weil sie so wenig trinkt. Oder -«, ich holte tief Luft, um mich zusammenzunehmen, »- sie könnte einen Herzfehler entwickeln. Oder pulmonare Hypertension – das ist sehr hoher Blutdruck in den Lungen -«
    »Ich weiß, was das ist«, sagte Brianna angespannt. »Oder?«
    »Oder entzündliche Endokarditis. Oder – auch nicht.«
    »Wird sie sterben?«, fragte sie geradeheraus und blickte zu mir auf. Sie hatte die Zähne zusammengebissen, aber ich sah, wie sie Amanda dichter an sich drückte, während sie auf meine Antwort wartete. Ich musste ihr die Wahrheit sagen.
    »Wahrscheinlich.« Das Wort hing brutal zwischen uns in der Luft.
    »Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber -«
    »Wahrscheinlich«, wiederholte Brianna, und ich wandte mich kopfnickend ab, weil ich ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Ohne moderne Hilfsmittel wie zum Beispiel ein Echokardiogramm konnte ich das Ausmaß des Problems nicht einschätzen. Aber ich verfügte nicht nur über die Beweise, die ich gehört und gesehen hatte, sondern hatte auch gespürt, wie es von ihrer Haut auf die meine übersprang – dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte, diese gespenstische Gewissheit, die einen hin und wieder beschleicht.
    »Kannst du es in Ordnung bringen?« Ich hörte das Zittern in Briannas Stimme und trat auf der Stelle zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen. Sie hatte den Kopf über Amanda gebeugt, und ich sah ihre Tränen fallen, erst eine, dann noch eine, verdunkelten sie die gelockten Strähnchen auf dem Kopf des Babys.
    »Nein«, flüsterte ich und hielt sie beide fest. Verzweiflung überflutete mich, doch ich nahm sie noch fester in den Arm, als könnte ich die Zeit und das Blut aufhalten. »Nein, das kann ich nicht.«

    »Nun, dann bleibt uns nichts anderes übrig, oder?« Roger verspürte eine übernatürliche Ruhe, die er zwar als die künstliche Ruhe erkannte, die ein Schocksymptom ist, an die er sich aber gern so lange wie möglich klammern wollte. »Du musst gehen.«
    Brianna warf ihm einen Blick zu, antwortete aber nicht. Ihre Hand wanderte über das Baby hinweg, das auf ihrem Schoß schlief, und strich wieder und wieder die Wolldecke glatt.
    Claire hatte ihm alles erklärt, mehr als einmal, geduldig, weil sie sah, dass er es nicht fassen konnte. Er glaubte es immer noch nicht – doch der Anblick dieser winzigen Fingernägel, die sich blau färbten, während sich Amanda zu trinken bemühte, hatten sich in ihn gebohrt wie die Krallen einer Eule.
    Es war, hatte sie gesagt, eine einfache Operation – in einem modernen Operationssaal.
    »Und du …?«, hatte er mit einer vagen Geste in Richtung ihres Sprechzimmers gefragt. »Mit dem Äther?«
    Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf geschüttelt. Sie sah fast genauso krank aus, wie er sich fühlte.
    »Nein. Ich kann einfache Operationen durchführen – Leistenbrüche, Blinddärme, Mandeln – und selbst das ist immer ein Risiko. Aber etwas so Kompliziertes an so einem kleinen Körper… nein«, wiederholte sie, und er sah die Resignation in ihren Augen, als sie ihn ansah. »Nein. Wenn sie überleben soll – müsst ihr mit ihr zurück.«
    Und so hatten sie angefangen, über das Undenkbare zu sprechen. Denn es gab noch andere Entscheidungen zu fällen. Doch die grundlegende Tatsache stand fest. Amanda musste durch die Steine gehen – wenn sie es konnte.
     
    Jamie Fraser nahm den Rubinring seines Vaters und hielt ihn seiner Enkeltochter über das Gesicht. Amandas Blick richtete sich sofort darauf, und sie streckte neugierig die Zunge heraus. Trotz seines schweren Herzens lächelte er und senkte den Ring, so dass sie ihn anfassen konnte.
    »Jedenfalls gefällt er ihr«, sagte er und nahm ihr den Ring geschickt wieder ab, bevor sie ihn in den Mund stecken konnte. »Lass uns den anderen ausprobieren.«
    Der andere war Claires Amulett – der kleine, abgenutzte Lederbeutel, den ihr eine weise Indianerfrau vor Jahren geschenkt hatte. Er enthielt jede Menge Krimskrams, Kräuter, so glaubte er, und Federn, vielleicht die winzigen Knochen einer Fledermaus. Doch darunter befand sich auch ein Stein – der nach nicht viel aussah, aber ein echter Edelstein war, ein Rohsaphir.
    Amanda verdrehte sofort den Kopf; der Beutel schien sie mehr zu

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