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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Besitzerstolz zu betrachten. »Einfach so! Ich hatte ihn gerade in die Hand genommen, um ihn zu bewundern, als wir den Wachmann kommen hörten. Also -« Er zuckte mit den Achseln und sah mich lächelnd an, und das Glück verwandelte seine gewöhnlichen Gesichtszüge.
    »Und ihr glaubt, der Wachmann wird ihm nicht erzählen, dass ihr da wart?«, fragte ich skeptisch. Die beiden waren an Auffälligkeit doch kaum zu übertreffen.
    »Oh, ich gehe davon aus, dass er das tut.« Jamie beugte sich über Mandys Korb und hielt den Chrysoberyl mit Daumen und Zeigefinger fest. »Sieh nur, was Opa und Onkel Ian dir mitgebracht haben, a muirninn «, sagte er leise.
    »Wir haben beschlossen, dass es immer noch ein geringer Ausgleich für das ist, was er Brianna angetan hat«, sagte Ian jetzt ein wenig ernüchtert. »Ich vermute, dass Mr. Forbes das ebenfalls akzeptabel finden wird. Und
wenn nicht -« Er lächelte erneut, wenn auch diesmal ohne Freude, und legte die Hand an sein Messer. »Er hat ja schließlich noch ein Ohr.«
    Ganz langsam hob sich eine winzige Faust aus dem Netz und krümmte die Finger, die nach dem Stein griffen.
    »Schläft sie noch?«, flüsterte ich. Jamie nickte und zog sanft den Stein fort.
    Auf der anderen Seite des Tischs starrte der Fisch entsagungsvoll zur Decke, ohne uns zu beachten.

116
    Der Neunte Graf von Ellesmere
    9. Juli 1776
     
    »Das Wasser wird nicht kalt sein.«
    Sie hatte es automatisch gesagt, ohne nachzudenken.
    »Ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt.« In Rogers Wange zuckte ein Nerv, und er wandte sich abrupt ab. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn vorsichtig, als wäre er eine Bombe, die explodieren könnte, wenn man sie anstieß. Er sah sie an und zögerte, dann ergriff er mit einem kleinen, schiefen Lächeln die Hand, die sie ihm hinhielt.
    »Tut mir Leid«, sagte er.
    »Mir tut es auch Leid«, sagte sie leise. Sie standen dicht beieinander und sahen mit verschlungenen Fingern zu, wie sich die Flut von dem schmalen Strand zurückzog und mit jedem Schwappen der kleinen Wellen ein Zentimeter mehr freigelegt wurde.
    Die Schlammbänke lagen grau und trostlos im Abendlicht, übersät mit Kieseln und rostfleckig vom torfigen Wasser des Flusses. Bei Ebbe war das Wasser des Hafens braun und übel riechend. Wenn die Flut kam, floss das klare graue Wasser des Ozeans herein, strömte den Cape Fear aufwärts und überschwemmte die Schlammbänke und alles, was sich darauf befand.
    »Dort drüben«, flüsterte sie, obwohl niemand in ihrer Nähe war, der sie hätte hören können. Sie legte den Kopf schief und wies auf eine Gruppe verwitterter Anlegepfosten, die tief in den Schlamm gerammt waren. An einem war eine Jolle angebunden, an einem anderen zwei der vierrudrigen »Libellen«, die überall im Hafen verkehrten.
    »Bist du sicher?« Er verlagerte das Gewicht auf sein anderes Bein und spähte am Ufer auf und ab.
    Der schmale Strand senkte sich zu einem kalten Kiesstreifen, der von der
Ebbe nackt und glänzend zurückgelassen worden war. Kleine Krebse hasteten darüber hinweg, um keine Sekunde der Futtersuche zu verlieren.
    »Ganz sicher. Die Leute im Blue Boar haben sich darüber unterhalten. Ein Reisender hat gefragt, wo, und Mrs. Smoots hat gesagt, bei den alten Anlegern in der Nähe der Lagerhäuser.« Eine tote Flunder lag zerfetzt auf den Felsen, ihr weißes Fleisch sauber gespült und blutleer. Die kleinen Krebse pickten und rupften geschäftig daran herum; ihre winzigen Kiefer klafften und schluckten und schnappten sich das nächste Bröckchen. Sie spürte, wie es ihr bei diesem Anblick hochkam, und schluckte krampfhaft. Es würde keine Rolle spielen, was danach kam; das wusste sie. Aber dennoch …
    Roger nickte geistesabwesend. Er kniff die Augen gegen den Hafenwind zu und berechnete die Entfernung.
    »Ich nehme an, es wird einen ziemlichen Massenauflauf geben.«
    Es war schon recht voll; die Gezeitenwende war erst in einer Stunde, aber überall strömten die Leute zu zweit, zu dritt und zu viert zum Hafen, blieben im Windschatten der Handelshäuser stehen, um ein Pfeifchen zu rauchen, und setzten sich auf Fässer mit Salzfisch, um sich gestikulierend zu unterhalten. Mrs. Smoots hatte Recht gehabt; einige zeigten ihren weniger ortskundigen Begleitern die Anlegepfosten.
    Roger schüttelte den Kopf.
    »Wir werden diese Seite nehmen müssen; von dort kann man am besten sehen.« Er wies kopfnickend auf die andere Seite der inneren Hafenmauer, wo sich drei Schiffe am

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