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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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willst, dass ich dich lieben soll?“
    Schweigend ließ Taznak seinen Schweif peitschen, der durch die Stäbe glitt, als wären sie nicht vorhanden, und Zedrik hart im Gesicht traf.
    „Deine Mutter war meine Sklavin“, sagte Taznak, diesmal in einem fast sanften Ton. „Eine gute Sklavin. Sie hat Seelenkraft von tausenden Männern gestohlen und mir gebracht. Wenn ich eine volle Seele haben wollte, hat sie mir stets besonders reine Exemplare präsentiert. Bis sie auf den Halbengel stieß. Der Mann wusste selbst nicht, wer oder was er war und Alvahar bemerkte es nicht, da sie sich im Vollmondrausch befand. Als ich ihr die Seele abnahm, war es zu spät. Wir wurden beide dazu verdammt, jemanden finden zu müssen, der uns liebt. Ich wusste, dass Alvahar gestorben ist, hatte aber vergessen nachzusehen, was ihr Kind macht, das sie mir hätte abliefern müssen … Ich musste mich doch um Karl kümmern. Nun ist es an der Zeit, dass ich mir wieder einige treue Sklaven zulege.“
    „Du hast ihn achtundzwanzig Jahre lang versucht zu becircen?“, fragte Zedrik, beeindruckt von solch einem Durchhaltevermögen. Der arme Karl. Es schmerzte ein wenig darüber nachzudenken …
    Moment – Schmerz?
    Klar hab ich Schmerzen. Diese Stäbe sind echt brutal. Er war schon wieder an den Käfig gestoßen. Bequem war diese Haltung jedenfalls nicht!
    „Fünfunddreißig Jahre müssten es gewesen sein“, murmelte Taznak. „So viele Seelen hab ich ihm gezeigt, und immer hat er mich abgewiesen.“
    Er klang weinerlich. Kein Wunder, seit Jahrhunderten fraß der Irre eine Seele nach der anderen. Er musste so vollgestopft mit Emotionen sein, dass es ihm durch die Nüstern quoll.
    „Du musst mir helfen. Du kennst diesen Mensch, diesen Dämonenjäger. Der ist eine Plage, die ausgelöscht gehört, aber vielleicht ist er fähig, mich zu lieben. Er ist an Dämonen gewöhnt, das war bei meinen anderen Menschen nicht so. Vielleicht war das die ganze Zeit mein Fehler! Du wirst ihn fangen, hierherbringen und ihn zwingen, sich in mich zu verlieben. Während ich mich um ihn kümmere, gehst du auf Seelenfang.“
    „Noch einer, der seinen Schädel zu oft in Lava badet“, brummte Zedrik. „Taznak, ich bin ein Halbdämon. Halbsuccubus. Mit Betonung auf HALB. Ich kann keine Seelen rauben. Jedenfalls nicht außerhalb der Hölle. Schleife ich sie hierher, kannst du sie auch direkt selbst stehlen.“ Er quittierte den brutalen Schlag des Schweifes gegen seinen Kopf und Rücken, der ihn gegen die verfluchten Stäbe schleuderte, mit einem unterdrückten Schrei.
    „Du wirst mich respektieren!“, sagte Taznak gefährlich leise. „Ich mache dich zu meinem Sklaven. Wenn du mein Siegel trägst, kannst du auch auf Erden Seelen stehlen.“
    Langsam schritt er auf Zedrik zu, die Pranke erhoben. Bereit, ihn aus dem Käfig zu zerren und ihm das Siegel auf den Leib zu brennen, das ihn zum willenlosen Sklaven des Seelenfressers machen würde …
     
    ~*~
     
    Es war weich um ihn herum. Keine Felsen, kein Gestank und keine schwefelhaltige Hitze. Blinzelnd öffnete Jeremy die Augen. Er lag in seinem Bett, die Decke war bis zu seinem Kinn emporgezogen und auf einem Stuhl an seiner Seite saß sein treuer Butler. Als Harrison merkte, dass er aufgewacht war, sprang er dienstbeflissen auf die Füße.
    „Sir, ich bin vor Sorge fast vergangen.“
    Das war der Moment, wo alles wieder auf ihn einprasselte: die Civitas Diaboli, die Hydra, sein Pakt mit Groshphank, der genussvolle Sex mit Zedrik, Taznak … Jeremy stöhnte und vergrub sein Gesicht unter der Decke. Zedrik war in Taznaks Gewalt und er lag hier und schlief. Wie konnte er nur!
    „Sir?“ Die Stimme seines Butlers klang betroffen.
    „Wie spät ist es, Harrison?“, fragte er unter der Decke hervor.
    „Früher Mittag, Sir. Ich habe mir erlaubt, eine leichte Mahlzeit vorzubereiten. Soll ich ein Bad einlassen?“
    „Nein, ich werde die Dusche nutzen.“
    „Kann ich sonst etwas tun, Sir?“ Das ehrliche Mitgefühl brachte ihn beinahe zum Heulen.
    „Danke, Harrison.“
    Sein Butler verbeugte sich und verließ sein Schlafzimmer. Jeremy setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Er fühlte sich wie gerädert. Mindestens. Er hatte länger als zehn Stunden geschlafen, oder? Ja, auf jeden Fall. Er war gestern am frühen Abend irgendwann im Bett gelandet. Oh Gott, hatte er wirklich fünfzehn, sechzehn Stunden geschlafen? Oder noch länger? Vielleicht hatte Harrison es gut gemeint mit den Tropfen der Madame …

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