Ein Hauch von Seele
stehlen. Nur um ihn zu quälen.
Wie soll ich den Engel finden? Wie mit ihm in Kontakt treten? Wie Taznak entkommen, um einen Versuch zu starten, meine eigene Seele zu bekommen?
Er hob den Kopf und stellte fest, dass Taznak ihn nachdenklich musterte. Einwenig wunderte es ihn schon, dass er nicht mit einem Auftrag ausgeschickt wurde. Dieser Schuppenarsch hatte doch etwas von Jeremy gewollt, bevor Madame de Lorville ihn beschworen hatte.
Ich hoffe, Mr. Perfect ist in Sicherheit und hat mit der Wahl seines nächsten Partners mehr Glück.
„Was starrst du mich so an, Succubus? Ist dein Bedarf an Strafe noch nicht gedeckt?“
„Doch, doch“, beteuerte Zedrik hastig. „Ich frage mich bloß, warum wir hier sitzen. Du schienst es erst sehr eilig zu haben, mir einen Auftrag zu erteilen, oh großmächtiger Herr und Gebieter.“ Und vielleicht bot sich dabei eine Möglichkeit an seine Seele zu gelangen. Wenigstens für ein paar Sekunden in seinem Leben wollte er erfahren, wie es war, diese tiefen Gefühle zu empfinden.
„Ich überlege gerade, wie ich dich am besten einsetze. Was bedeutet dir dieser Jeremy?“
Zedrik riss erschrocken die Augen auf.
„Der Mann ist ein wandelndes Regelwerk“, antwortete er hastig. „Nur Anweisungen, Disziplin und Ordnung. Total anstrengend, kein Spaß. Halt! Nicht ganz, ficken macht mit ihm Spaß. Allerdings dürfte das für dich ohne Interesse sein.“
Ein harter Tritt traf ihn und schleuderte ihn mehrere Meter weit. Er heulte auf.
„Was von Interesse ist, entscheide ich“, knurrte Taznak.
„Natürlich, mein Herr und Gebieter.“
„Wenn er so unspaßig ist, dann wirst du ja nichts dagegen haben, seine Seele zu rauben oder sogar ihn selbst.“
Die Reptilienaugen schienen in seinem Gesicht nach einer Regung zu suchen. Worauf wollte Taznak hinaus? Zedrik wurde aus dessen Verhalten nicht klug. Doch solange der Dämonenfürst noch über seinen Auftrag nachgrübelte, war Jeremy vor ihm sicher.
~*~
Groshphank saß im kahlen Blumenbeet neben dem Gartenzwerg und plauderte gemütlich mit ihm. Natürlich gab die rote Zipfelmütze keine Antworten, hörte ihm jedoch immerhin zu. Jeremy hatte die Siegel, die sein Haus schützten, so geändert, dass Groshphank ungehindert ein- und ausgehen konnte. Nun wollte der Große in Ruhe überlegen, wie er Zedrik aus der Klemme helfen konnte und Harrison war mit diversen Aufgaben beschäftigt, bei denen er nicht gestört werden durfte. Außerdem zog der Butler stets eine Augenbraue in die Höhe, sobald er seiner ansichtig wurde. Groshphank hatte beobachtet, dass Harrison auf dieselbe Weise beim Anblick einer Staubfluse oder eines Flecks reagierte.
„Auch eine Karamellnuss? Oder ein Stück Toffee?“, fragte er den Gartenzwerg. „Nee? Gut, dann eben nich‘. Aber sag hinterher nich‘, ich hätte dir nix angeboten.“ Groshphank lehnte sich gemütlich gegen die Hauswand, verbog seine Glieder zu einer bequemeren Lage und genoss den Sonnenstrahl, der sich aus der Wolkendecke zu ihm verirrte. Es würde bald ein Sturm aufziehen, mal wieder. England im Winter war nicht unbedingt heimelig. Gegen die Kälte trug er ein Mäntelchen im typischen Burberry-Muster, das Harrison in einem Pet Shop erworben hatte. Sehr edel, wasserfest, schmutzabweisend und dank Thermofutter warm. Dazu besaß er inzwischen ein Körbchen aus Weidengeflecht mit einem dicken Daunenkissen in der warmen, duftenden, behaglichen Küche. Sein frisch erworbenes Seelchen hatte ihm versichert, dass sowohl die Köchin, als auch die Staubpartikeldompteuse, die dreimal wöchentlich kam, auf seine Anwesenheit vorbereitet werden würden. Allerdings wurde von ihm absolute Unsichtbarkeit verlangt, sollte Jeremy anderweitige Gäste empfangen. Damit konnte Groshphank leben. Mit der Köchin würde er sicherlich in Kürze wunderbar auskommen und wenn der menschliche Putzteufel ab und an sein Kissen aufschüttelte, würde er sich auch mit ihm arrangieren. Daher konnte er sich zu seinem neuen Pakt mit Jeremy nur gratulieren. Was hätte er denn mit einer Seele anfangen sollen? So konnte er sich den schuppigen Bauch mit Süßigkeiten vollstopfen, frische Luft anstatt ollen Schwefelgestanksatmen und hatte wenigstens ab und an Gesellschaft, die nicht bloß über den IQ eines Meter Feldwegs oder eines Toastbrots verfügte.
„Nichts für ungut“, sagte er zu dem Gartenzwerg, der sich in vornehmes Schweigen hüllte. Eigentlich hatte er stets Spaß gehabt, wenn Jeremy ihn beschworen hatte. Na
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