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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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hätte sie vor Freude und Dankbarkeit weinen können.
    Nie wieder würde sie so ein Risiko eingehen. Nie wieder.
    In der ersten Nacht, als sie Dans hartnäckigem Drängen nachgegeben und ihre Jungfräulichkeit an ihn verloren hatte, war ihr das alles schrecklich aufregend und erwachsen vorgekommen. Sie hatte geglaubt, es sei eine ganz wunderbare Erfahrung, in jeder Hinsicht perfekt und ein Symbol ihrer wechselseitigen Liebe. Doch jetzt hatte Dan sie wegen einer anderen verlassen, einer Schauspielerin, die er bei einem Vorsprechen kennengelernt hatte. Janey war todunglücklich, doch sie hatte sich niemandem anvertraut, besonders nicht ihrer älteren Schwester, denn Ella würde mit Sicherheit wissen wollen, ob Dan ihr die fünfundzwanzig Pfund zurückgezahlt hatte. Es war ihr versehentlich herausgeschlüpft, dass sie ihm die ein paar Tage vor der Trennung geliehen hatte. An dem Tag hatten sie auch das letzte Mal miteinander geschlafen. Obwohl Janey sich eingestehen musste, dass es in gewisser Hinsicht eine Erleichterung war, keinen Sex mehr haben zu müssen. Die Aufregung des ersten Mals war bald abgelöst worden von Frust und Enttäuschung, und am Ende hatte sie sich immer durch und durch elend und irgendwie als Versagerin gefühlt, besonders wenn Dan damit prahlte, dass seine früheren Freundinnen immer gesagt hätten, was für ein wunderbarer Liebhaber er sei. Ihr Stolz hatte sie dazu genötigt, in den Lobgesang einzufallen. Aber vielleicht hatte er ja gespürt, dass sie sich nicht so zugänglich und sexy fühlte, wie sie behauptet hatte? Vielleicht hatte er sich auch deswegen eine andere gesucht? Janey wusste es nicht.
    Das Geld, das sie ihm geliehen hatte, hatte sie nicht zurückbekommen und würde sie vermutlich auch nie zurückbekommen.
    Jetzt konnte sie Ella oder Rose natürlich unmöglich erzählen, was sie und Dan gemacht hatten. Ella wäre schockiert, würde es nicht verstehen und würde ein großes Theater machen und sie kritisieren, und während Janey das Gefühl hatte, Rose würde sich verständnisvoller zeigen, konnte sie es doch kaum Rose erzählen und ihrer Schwester nicht. Das wäre nicht fair.
    Wenigstens war sie nicht schwanger. Wenn sie in Emeralds Haut stecken würde, wäre das natürlich etwas anderes. Wenn man mal verheiratet war, machte es nichts, ein Kind zu bekommen. Ja, es wurde erwartet. Janey wusste, dass sie niemals heiraten würde. Wie konnte sie, wo man ihr das Herz gebrochen hatte? Ihr Skizzenbuch war voller kleiner Zeichnungen von Mädchen mit großen traurigen Augen, die zierliche schwarze Kleider trugen, gesäumt mit purpurrotem Zickzackband und Blumen mit Blättern aus Filz. Die Farben der Trauer. Vielleicht würde sie sich so ein Kleid entwerfen. Dann konnte sie eine Reihe purpurroter Filzherzen ausschneiden und auf die Ärmel applizieren, vielleicht sogar ein gebrochenes Herz. Janey griff nach ihrem Skizzenbuch und ließ ihrer Phantasie freien Lauf.
    Sie hatte so viele Pläne – Pläne, über die sie endlos mit Dan gesprochen hatte. Sie wollte so vieles tun, zum Beispiel eine eigene Boutique eröffnen. Sie hatte mit zwei anderen jungen Frauen darüber gesprochen, aber sie waren sich einig gewesen, dass sie damit warten mussten, bis sie ihren Abschluss gemacht hatten. Inzwischen hatte Janey gehofft, bei Bazaar einen Samstagsjob zu ergattern. Gerüchteweise hatte sie gehört, Mary Quant würde vielleicht fürs Weihnachtsgeschäft zusätzliche Verkäuferinnen suchen, doch jetzt, da Amber ihnen das Versprechen abgerungen hatte, über Weihnachten nach Hause zu kommen, ging das wohl nicht. Abgesehen davon, was wäre, wenn Dan mit seiner neuen Freundin am Arm in den Laden spazierte? Tränen tropften auf Janeys Skizzenblock und verschmierten ihre Zeichnungen.
    »Also, meine Liebe, ich muss sagen, ich finde dich sehr mutig«, erklärte Jeannie de la Salles Emerald, als sie in ihren Winterpelzen, die sie vor dem kalten Wind schützten, der durch die Straßen der Stadt fegte, im Claridge’s Tee tranken. »Ich möchte nicht in deiner Haut stecken.«
    Emerald seufzte besonders tief. »Meine Mutter sagt, es ist fast so, als wäre ich verwitwet, aber natürlich ist es etwas anderes, denn ich weiß ja, dass Alessandro lebt, und trotzdem werden das Kind und ich ihn nie wiedersehen. Ich war so dumm, ich dachte, Liebe würde genügen.«
    Emerald unterbrach sich, um die Wirkung ihres sorgfältig einstudierten Kummers auf ihre Freundin abzuschätzen. Jeannie war so eine sentimentale Närrin, dass

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