Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Ella.«
    Janey wünschte sich schon, Ella würde zu Hause bleiben, so sauertöpfisch, wie sie war. Janey hatte sich mit Dan auf der Party verabredet, und sie wollte nicht, dass Ella ihr den Abend verdarb.
    Dan. Allein bei dem Gedanken an ihn machte sich in ihrem Bauch ein köstliches Kribbeln breit.
    »Wenn das so eine Rowdy-Party ist in einem schrecklich verrauchten Loch voller schmuddeliger Musiker, dann …«, setzte Ella an, doch Janey, die mit ihrem Augen-Make-up fertig war und jetzt weißen Lippenstift auftrug, unterbrach sie.
    »Willst du wirklich so gehen?«, fragte sie ihre Schwester und warf einen missbilligenden Blick auf Ellas karierten Faltenrock und marineblauen Pullover. »Wir gehen auf eine Party, nicht in die Schule …«
    »In einen kalten, feuchten Keller«, versetzte Ella. »Und außerdem ist überhaupt nichts auszusetzen an dem, was ich trage.«
    »Ich wette, bei Vogue sehen sie das anders.« Janey schnitt eine Grimasse. »Ich kann etwas für dich entwerfen, wenn du magst.«
    Ella schauderte. »Nein, danke.«
    »Also, du könntest wenigstens ein Kleid anziehen. Sieh nur, wie hübsch Rose in ihrem aussieht.«
    Die Schwestern blickten zu Rose hinüber, die in einem dunkelgrünen Mohairkleid hereinkam.
    »Red keinen Blödsinn«, widersprach Ella. »So etwas könnte ich nie im Leben tragen. Ich bin zu dick, und die Farbe würde mir sowieso nicht so gut stehen wie Rose.«
    Während Ella und Janey groß und blond waren, graue Augen und gute englische Haut hatten, war Rose eine exotische Mischung aus Ost und West, zarte Knochen und nur ein Meter fünfundfünfzig groß. Ihre Haut war olivfarben, ihr herzförmiges Gesicht hatte hohe Wangenknochen und volle, weiche Lippen, während ihre dunkelbraunen Augen europäisch geschnitten waren. Ihr langes Haar, das sie immer in einem Chignon trug, war seidig glatt und tintenschwarz.
    Janey sah Ella ungeduldig an. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich viel lieber ein schäbiges möbliertes Zimmer mit einer ihrer Künstler-Freundinnen geteilt, als in Luxus in dem eleganten Backsteinhaus ihrer Eltern am Cheyne Walk zu leben. Wenigstens lag es in Chelsea, was es einigermaßen akzeptabel machte. Janey liebte ihre Familie von Herzen, doch sie war immer schon ein Rebell gewesen, sie liebte das Unkonventionelle und begeisterte sich leidenschaftlich für Mode und Musik, die Kunst und das Leben.
    Es war schade, dass Ella darauf bestanden hatte, sie zurück zum Cheyne Walk zu schleifen, denn wenn sie in dem Café geblieben wären, hätte immer noch die Chance bestanden, dass Mary Quant hereingekommen wäre und sie entdeckt hätte. Nur ihre Schwester konnte so altmodisch sein zu denken, das Ritual des Nachmittagstees habe noch irgendeine Bedeutung. Sie kapierte einfach nicht, dass in den Kreisen, in denen Janey verkehrte, allein die Erwähnung des Nachmittagstees einen als furchtbar altmodisch brandmarkte. Man käme nie darauf, dass Ella ihren Abschluss in St. Martins gemacht hatte, aber Ella hatte sich ja schließlich auch glücklich auf ihren Job bei Vogue gestürzt, während für Janey nichts anderes zählte als ihre eigenen Modeentwürfe. Solange sie denken konnte, wollte sie Modedesignerin werden. Schon als kleines Mädchen hatte sie Amber Reste von Seidenstoffen abgeschwatzt, um daraus Kleider für ihre Puppen zu nähen.
    »Also, ich hoffe nur, dass das eine anständige Party ist«, warnte Ella, »denn Mama hat im Augenblick genug Sorgen mit Emerald, ohne dass sie sich auch noch wegen dir grämen muss.«
    Ella wünschte sich, Janey wäre mehr wie Amber. Sie machte sich schreckliche Sorgen, wie lässig ihre jüngere Schwester mit dem Leben und seinen Gefahren umging. Wo Ella ängstlich die Stirn runzelte, lachte Janey. Wo Ella sich misstrauisch zurückzog, trat Janey keck einen Schritt vor und packte zu. Wo Ella Gefahr sah, sah Janey nur Aufregendes. Doch Janey teilte auch nicht Ellas Erinnerungen und wusste nicht, was Ella wusste. Ihre leibliche Mutter hatte die Aufregung geliebt, ja, sich schier danach verzehrt. Ella hatte gehört, wie sie das gesagt hatte. Sie hatte mit angesehen, wie sie wild im Raum auf und ab lief wie ein Vogel, der mit den Flügeln immer wieder an die Gitterstäbe seines Käfigs schlägt. Ihre Mutter hatte hysterisch gelacht und war dann zusammen mit ihrer Tante Cassandra die Treppe rauf in ihrem Schlafzimmer verschwunden.
    Janey war der Liebling ihrer Mutter gewesen, sie hatte ihr irgendwie immer ein Lächeln entlocken können, während Ella

Weitere Kostenlose Bücher