Ein Hauch von Seide - Roman
praktisch transparent war, und darunter trug Rose einen von Mary Quants neuen Bodys – einen weißen mit ihrem Markenzeichen, der Blume, darauf. An den Füßen trug sie ein paar gelbe Plastikschuhe in exakt derselben Farbe wie das Kleid.
Ihre Musterbücher hatte sie zusammen mit einer Mappe mit Fotos von einigen Projekten im Kofferraum verstaut. David hatte zu viel zu tun gehabt, um ihr viel über den Kunden oder seine Wünsche zu erzählen. Er hatte nur gemeint, er wüsste, dass sie ihn nicht enttäuschen würde.
Die Landschaft in Sussex war schön, doch ihre Schönheit konnte Roses Stimmung auch nicht mehr heben als ihr Lieblingskleid, wie sie sich später eingestand. Sie war durch das Dorf gefahren, nach dem sie Ausschau halten sollte, und fuhr jetzt langsamer, um ihr Ziel nicht zu verfehlen. Sie konnte an nichts anderes denken als daran, dass sie Josh verlieren würde.
Rose fand es unglaublich, dass Josh so blind war für ihre Gefühle, aber natürlich war sie auch froh, dass er nichts davon wusste. Mitleid war nun wahrlich das Letzte, was er für sie empfinden sollte.
Sie war so in ihr Elend versunken, dass sie beinahe das offene, von zwei hübschen Torhäusern flankierte Tor verpasste, hinter dem eine zugewucherte, von Eichen gesäumte Auffahrt lag.
Denham hatte eine ähnliche Auffahrt, obwohl die dortige Auffahrt viel gepflegter war und das Land dahinter äußerst ertragreich. Hier war das Land vernachlässigt, struppiges, mit Unkraut durchwachsenes Weideland, das schließlich in einer Art Umfassungsgraben endete, bevor eine Rasenfläche zum Haus führte. Das Haus war georgianisch und adrett und nicht besonders eindrucksvoll, doch es lag auf einer kleinen Anhöhe und erweckte so den Eindruck, als schaute es auf das umgebende Land hinab.
Als Rose aus dem Mini stieg, durchbrach allein fernes Vogelgezwitscher die schläfrige Hitze des Tages. Das Haus wirkte verlassen und herrenlos, die Fenster schmutzig und ohne Vorhänge, die Farbe an der Haustür abgeplatzt und blasig. Sie fragte sich schon, ob sie am richtigen Ort war, da ging die Haustür auf, und ein Mann kam heraus.
Er war groß, hatte hellbraune Locken mit von der Sonne gebleichten Strähnen und trug Jeans und ein Hemd mit offenem Kragen. Er lächelte Rose an und bedachte sie von oben bis unten mit einem anerkennenden Blick.
»Klasse.« Er reichte ihr die Hand und fügte hinzu: »Ich bin übrigens Pete.«
Sie hatte ihn natürlich erkannt. Unmöglich, ihn nicht zu erkennen, schließlich war er der Leadsänger einer der erfolgreichsten Rockbands des Landes. Rose schenkte ihm ein professionelles Lächeln und erwiderte seinen Händedruck.
»Sie kommen besser rein und sehen sich um«, meinte er.
Rose folgte ihm in eine elegant geschnittene Halle, deren Schnitt leider das einzig Elegante war. Die Wände waren schmutzig, Stücke des Stucks von den Friesen und der Decke lagen auf dem Boden, und an der Treppe fehlte das Geländer.
»Ich habe es billig bekommen, weil es in einem miserablen Zustand ist«, erklärte Pete.
Rose versuchte, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen. »Ich glaube, was Sie wirklich brauchen, ist ein Architekt, keine Innenausstatterin«, erwiderte sie.
»Okay. Sie können mir sicher einen besorgen, oder? Wir gehen nämlich in einer Woche auf Tour, und ich habe dem Rest der Band versprochen, er könne herkommen und bleiben, wenn wir kurz vor Weihnachten mit der Tour fertig sind. Oh, das erinnert mich daran, dass ich ein Aufnahmestudio brauche. Ich räume meinen Kram weg, bevor wir aufbrechen, dann ist er Ihnen nicht im Weg.«
»Sie leben hier?«, fragte Rose ungläubig.
»Ja.«
Sie hätte sich am liebsten umgedreht und wäre weggelaufen. Das, was hier zu tun war, ging weit über ihre Kompetenz hinaus.
Nachdem er ihr das ganze Haus gezeigt hatte, sagte Rose fast zwei Stunden später entschlossen zu Pete: »Sie brauchen wirklich einen Architekten.« Sie stand auf dem Treppenabsatz direkt vor dem Schlafzimmer, in dem Pete sich eingerichtet hatte. Die Wände hatte er, wie er ihr erklärt hatte, eigenhändig purpurrot gestrichen, doch das recht neue Bett war unerwarteterweise mit schlichten weißen Laken bezogen und sah sauber und ordentlich aus. Er ragte ein gutes Stück über Rose auf, breitschultrig und mit muskulösen Armen, als er sich jetzt mit einer Hand an den Türrahmen stützte und die hochgekrempelten Ärmel und der offene Hemdkragen seine gebräunte Haut zeigten.
»Gehen wir in den Pub, um uns darüber zu
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