Ein Hauch von Seide - Roman
unterhalten«, erwiderte er.
Und so kam es, dass Rose eine halbe Stunde später ihm gegenüber im Restaurantbereich des Dorfpubs mit seinem Reetdach und seiner anheimelnd altmodischen Atmosphäre saß, Filet Wellington aß und seinen sicher ein wenig übertriebenen Geschichten über Vorfälle zuhörte, die während ihrer diversen Band-Tourneen passiert waren.
Er hatte eine Flasche Wein bestellt, doch Rose hatte nur ein Glas getrunken. Seine Katastrophengeschichten brachten sie zum Lachen, wie es offensichtlich seine Absicht war.
»Einmal, in Amsterdam«, erzählte er mit einem breiten Grinsen, »auf unserer ersten Solotour, bei der wir die Hauptgruppe waren, da haben wir bis zwei Uhr gespielt, nachdem wir erst am Nachmittag nach Holland gekommen waren. Die letzten zwei Stunden des Auftritts haben uns nur noch die Joints wach gehalten, die Mickey, unser Roadie, uns zwischen den Stücken reichte. Als wir von der Bühne kamen, hingen da natürlich die üblichen Groupies herum – das ist der Vorteil bei dem Job«, meinte er und fuhr fort: »Natürlich erwarten die Mädchen, dass man sie mit in ein schickes Hotel nimmt, aber dank unserem Manager, der ein geiziger Hund ist, sollten wir im Wohnwagen schlafen. Nicht dass wir da drin nicht häufig bumsten. Aber wir waren immer noch high von den Joints und dem Auftritt, und so spazierten wir am Ende durchs Rotlichtviertel. Mickey hatte nämlich gesagt, da könnten wir für ein paar Pfund bumsen und bekämen dazu noch ein Bett für die Nacht. Zeigt nur, wie ahnungslos Mickey war, und wir natürlich auch, denn die Frauen da geben sich für ein paar Pfund ein paar Minuten her, aber nicht die ganze Nacht.«
Normalerweise hätte Rose sich unbehaglich gefühlt, wenn ein Mann, mit dem sie allein war, so offen über so etwas sprach, doch Pete hatte etwas an sich, was ihr irgendwie ihre Befangenheit und ihre Ängstlichkeit nahm. Er brachte sie sogar da zum Lachen, wo sie eigentlich das Gefühl hatte, Missbilligung zeigen zu müssen. Sie genoss den Abend mit ihm, wie sie sich mit einiger Überraschung eingestand.
Es war noch hell, als sie den Pub verließen und Pete sich auf den Beifahrersitz ihres Minis setzte.
Emerald schaute auf den Saum ihres Courrèges-Kleids, der so kurz war, dass er die ganze Länge ihrer schlanken, gebräunten Beine zeigte.
Max war gerade gekommen, um sie zu ihrer Dinnerverabredung im Annabel’s abzuholen, doch vorher wollte sie noch etwas mit ihm besprechen.
»Ich habe aufregende Neuigkeiten«, sagte sie. Sie war guter Stimmung und frohlockte bei dem Gedanken daran, was sie geplant hatte, denn es würde ihr ermöglichen, Max den ganzen Sommer für sich zu haben. »Eine Freundin hat mir angeboten, den Sommer über ihre Villa in St. Tropez zu nutzen. Wir könnten nächste Woche fahren …«
»Nein.«
»Was? Red keinen Unsinn, Max, natürlich fahren wir.«
Als Antwort packte er schmerzvoll ihr Handgelenk und sagte kurz angebunden: »Hör gut zu, Mädchen, niemand sagt mir, was ich zu tun habe, besonders keine Puppe wie du. Und was soll das ganze ›wir‹-Getue? Es gibt dich und mich, aber kein ›wir‹. So ist es, und so wird es auch bleiben.«
Emerald war es nicht gewohnt, so von oben herab behandelt zu werden. Sie löste sich aus seinem Griff und sagte: »Und wenn ich nicht will, dass es so bleibt?«
»Dein Pech«, meinte Max barsch, »denn ich will es so. Ich habe Geschäfte hier in London, also werde ich hierbleiben, und du kannst tun und lassen, was du willst und wo du willst. Ich geb keinen Dreck darauf. Wenn ich’s mir recht überlege …«, setzte er an.
Emerald unterbrach ihn. »Was?«
»Na, denk mal nach.«
Wollte er wirklich andeuten, er würde sie verlassen? Eine Minute lang war sie zu schockiert, um zu reagieren. Das war ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte, und es war auch nicht das, was sie wollte. Ein Gefühl – nicht Panik, aber auch nicht weit davon entfernt – ergriff sie. Sie war noch nicht bereit, die Sache zwischen ihnen zu beenden. Sie fand es immer noch aufregend. Doch dann bekam ihr Selbstbewusstsein die Oberhand. Natürlich meinte er das nicht. Er rasselte nur ein bisschen mit dem Säbel. Max wusste, wenn es ihm gut ging. Er hatte wohl das Gefühl, er müsste seinen Machismo und seine Unabhängigkeit unter Beweis stellen, doch in Wirklichkeit begehrte er sie sexuell genauso wie sie ihn.
Mit wiedererwachtem Selbstbewusstsein schlang Emerald ihm die Arme um den Hals, schmiegte sich mit dem ganzen
Weitere Kostenlose Bücher