Ein Hauch Von Sterblichkeit
am gleichen Abend bei Meredith zurückgerufen und am folgenden Morgen noch einmal, doch ohne Erfolg. Er wusste nicht, ob sie nicht zu Hause war – vielleicht steckte sie in London –, oder ob sie, und das bereitete ihm Sorgen, zu Hause lag und aus irgendeinem Grund außer Stande war, das Telefon abzunehmen. Seiner Meinung nach hatte sie noch nicht wieder völlig gesund ausgesehen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Zugegeben, die Briefbombe bei ihrer Freundin hatte sie erschreckt. Doch das übliche Funkeln in ihren Augen, die Lebendigkeit in ihren Gesprächen hatte entschieden gefehlt. Die Grippe brauchte eine ganze Weile, bis sie wirklich überwunden war. Markbys Hand schloss sich um den Hörer. Es konnte nicht schaden anzurufen. Er würde es nur sechs Mal läuten lassen. Vielleicht zehn Mal, um ihr Zeit zu geben, nach unten zu kommen. Er nahm den Hörer hoch und tippte mit der anderen Hand Merediths Nummer ein. Sie antwortete beim neunten Klingeln, gerade als er zu dem Entschluss gekommen war, dass schnelles Handeln erforderlich sei und er besser so schnell wie möglich zu ihr fahre.
»Hallo? Alan? Hast du die Tage angerufen? Jemand hat häufiger angerufen, aber ich war ein wenig daneben. Ich konnte keine Anrufe entgegennehmen. Ich hab im Büro angerufen und mich noch länger krank gemeldet.« Markby fluchte in sich hinein. Er hätte hingehen und nachsehen müssen, was mit ihr los war.
»Hätte keinen Sinn gemacht, wenn du mich besucht hättest. Du hättest nichts tun können. Ich war noch mal bei Dr. Pringle. Er meint, dass ich einen zweiten Virus in mir getragen habe. Jedenfalls geht es mir heute schon wieder viel besser. Ehrlich!«
»Ich komme heute Abend vorbei!«, erklärte Markby in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
»Ja, mach das.« Sie klang erleichtert.
»Ich habe die Nase voll vom Alleinsein und könnte ein wenig Gesellschaft vertragen.«
»Ich bin gegen sieben da«, versprach er.
»Ich bringe uns was zu essen mit, chinesisch, Fisch und Chips, indisch, Pizza, was du willst!«
»Mein Magen ist noch nicht wieder in Ordnung. Etwas, wovon ich eine kleine Portion essen kann und du eine vernünftige Mahlzeit bekommst. Pizza wäre nicht schlecht. Ohne Peperoni!«, fügte sie nachträglich hinzu.
»Ich habe jede Menge Wein im Haus. Ja, komm vorbei, wir machen eine Flasche auf.« Als er den Hörer gerade wieder auflegen wollte, rief sie ihm laut hinterher:
»Warte, Alan! Warte! Du könntest nicht zufällig noch eine Dose Katzenfutter mitbringen?«
»Katzenfutter? Wozu denn das? Du entwickelst doch wohl keine abartigen Essgewohnheiten?«
»Wirklich lustig! Nein, bei mir auf dem Hof treibt sich eine streunende Katze herum. Ich hab sie mit Mrs. Harmers Fisch gefüttert, aber ich dachte, vielleicht sollte ich für ein wenig Abwechslung sorgen; außerdem hängt der Geruch nach gekochtem Fisch ewig in der Küche.«
»Pass bloß auf«, zog Markby sie auf, »du endest noch als Katzenhalterin.«
»Ich denke, der Kater ist viel zu unabhängig. Aber ich mag Katzen wirklich, habe ich das nie erwähnt? Der Kater ist nicht besonders freundlich, aber er ist ganz dünn. Kauf eine vernünftige Marke, ja? Billiges Katzenfutter stinkt fürchterlich.« Sie legte auf, bevor er nachfragen konnte, wo sie nun auch noch zur Expertin für Katzenfutter in Dosen geworden war.
»Guten Morgen, Mrs. Caswell!«, grüßte Libby.
»Alles in Ordnung heute?«
»Alles in Ordnung, danke.« Sally streckte die Hand nach ihrer Post aus.
»Wie steht es mit Ihnen? Es tut mir so Leid, was passiert ist.«
»Nicht Ihre Schuld!«, versicherte Libby.
»Heute habe ich nur ganz normale Briefe, aber ich dachte, ich überreiche Sie Ihnen lieber persönlich, anstatt sie durch den Briefkastenschlitz zu stecken. Ich wollte doch nachfragen, wie es Ihnen geht.«
»Mir geht es wirklich bestens, Libby. Und Sie? Haben Sie den Schrecken überwunden?« Libby verzog das Gesicht.
»Mehr oder weniger. Meine Mutter macht sich noch immer Sorgen wegen der Sache. Und mein Onkel Denis ist noch immer außer sich.« Sie zögerte.
»Andererseits regt er sich andauernd über irgendetwas auf, deswegen ist es nichts Außergewöhnliches.« Sie winkte fröhlich, als sie in ihren Lieferwagen einstieg, und ratterte zu den restlichen verstreut liegenden Behausungen von Castle Darcy davon. Sally ging in die Küche.
»So ein nettes Mädchen«, sagte sie, während sie die Küche betrat. Die Küche war jetzt wieder einigermaßen aufgeräumt und
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