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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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wieder, oder?«
    Rachel lachte. »Es ist schon komisch, wenn wir Gemeinsamkeiten feststellen. Fast, als ob wir wirklich Schwestern wären.«
    »Sind wir das nicht?«
    »Schwestern mit einer gemeinsamen Vergangenheit. Die biologische Verbindung ist nicht so wichtig, sonst hätte ich mehr mit meiner Mutter gemeinsam gehabt.«
    »Weiß sie von Jessie und dem Geld?«
    »Meine Mutter ist tot«, sagte Rachel.
    Ginger schnappte nach Luft. »Seit wann?«
    »Ich war gerade mit der Schule fertig. In der Nacht des Abschlussballs.«
    Das Thema war Romantik unterm Sternenhimmel gewesen. Rachel hatte den ganzen Tag keinen Unterricht gehabt, damit sie bei der Dekoration des Saals helfen konnte.
    »Wir wohnten in einem alten zweistöckigen Haus, das ein wunderschönes geschwungenes Treppengeländer hatte.«
    Seit fast neun Monaten wohnten sie dort, länger als irgendwo sonst. Rachel hatte ihrer Mutter versprochen, sofort nach dem Examen auszuziehen und ihr die lang ersehnte Freiheit wiederzugeben, wenn sie die Schule in Portland beenden durfte.
    Die nächsten Sätze sagte sie mit vollkommen ausdrucksloser Stimme.
    »Als ich beim Abschlussball war, schlang sie sich einen Strick um den Hals und stürzte sich über das Geländer. Ich kam nach Hause, küsste meinen Ballpartner zum Abschied, ging ins Haus und fand sie.«
    »Du lieber Gott, wie schrecklich! Du musst ja am Boden zerstört gewesen sein.«
    »Sie hinterließ keinen Abschiedsbrief – ich weiß also nicht, warum sie sich ausgerechnet diese Nacht ausgesucht hatte. Jahre später versuchte mich ein Therapeut davon zu überzeugen, dass es nichts mit dem Abschlussball zu tun gehabt hätte. Er meinte, Anna hätte diesen Zeitpunkt ausgewählt, weil niemand sie stören würde. Die meisten Selbstmörder wären davon überzeugt, ihren Hinterbliebenen einen Gefallen zu tun. In gewisser Weise hatte er damit sogar recht. Ich dachte, wir wären pleite, und hatte mich darauf eingestellt, mir das Geld für die Uni selbst zu verdienen. Aber als ich ihre Sachen durchsah, fand ich Auszüge mehrerer Bankkonten. Die Gesamtsumme belief sich auf mehr als hunderttausend Dollar. Ich habe immer gedacht, das Geld hätte sie von einem der verheirateten Typen bekommen, mit denen sie sich abgegeben hatte. Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass es von Jessie kam.«
    »Jessie hat Anna das Geld bestimmt für dich gegeben. Aber warum hat er dich dann nie besucht? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Ich weiß es nicht. Ich war total wütend, als er mir durch Lucy mitteilen ließ, er hätte den Wunsch, mich zu treffen. Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben. Und heute bin ich wütend, weil er kurz danach gestorben ist. Es gab so vieles, was ich ihn fragen wollte.«
    »Vielleicht findest du in seiner Geschichte ein paar Antworten.« Sie befanden sich kurz vor Jessies Haus. Ginger fuhr rechts ran. »Du wolltest mir etwas erzählen, bevor wir das Thema gewechselt haben.«
    Rachel lächelte. »Jeff und ich fahren ein paar Tage zusammen weg.«
    »Das sind tolle Neuigkeiten, oder?«
    Rachel musste lachen. »Du hast gedacht, es sei etwas Schlimmes, weil ich zuerst von Mutters Selbstmord erzählt habe?«
    »Ja, schon.«
    »Wir fahren die Küste hoch nach Norden, nach Gualala. In eine kleine Frühstückspension. Wenn alles gut geht, werde ich danach wieder zu Hause einziehen.«
    Ginger beugte sich zu ihr hinüber und umarmte sie. »Das ist eine wunderbare Neuigkeit. Wissen es Cassidy und John schon?«
    »Nein. Wir wollen ihnen keine falschen Hoffnungen machen.«
    »Soll ich auf die Kinder aufpassen?«
    Gingers Begeisterung war ein wunderbares Geschenk. »Du weißt doch noch gar nicht, an welchem Wochenende.«
    »Ist doch egal. Ich habe sowieso nichts Besonderes vor.«
    »Es gibt irgendwo da draußen bestimmt jemanden, der für dich bestimmt ist. Den einen, ganz besonderen Mann.«
    Ginger winkte ab. »Ich habe beschlossen, mein Singledasein zu genießen.«
    Sie blickte in den Rückspiegel, doch statt zu Jessies Haus weiterzufahren, wendete sie.
    »Was machst du jetzt?«
    »Wir sind an einer Bäckerei vorbeigekommen. Ich will dir einen Geburtstagskuchen kaufen – ob dir das passt oder nicht.«
    »Ich wünschte wirklich, das würdest du nicht tun.«
    Ginger tätschelte liebevoll Rachels Knie. »Spar dir deine Wünsche lieber für eine bessere Gelegenheit.«
    Der Schokoladenkuchen war mit blauen Rosen verziert und schmeckte widerlich.
    »Die gute Absicht zählt.« Christina stellte ihren Teller ab und nahm ihren

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