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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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Kaffeebecher.
    »Ich hätte lieber die Rüblitorte nehmen sollen«, sagte Ginger.
    »Ich habe ein tolles Rezept für Rüblitorte«, warf Elizabeth ein.
    »Warum überrascht mich das nicht?« Christina schlug ihre Beine unter und machte es sich auf dem Sofa bequem.
    Elizabeth ignorierte den Einwurf. »Wer hat als Nächste Geburtstag?«
    Christina und Ginger sahen sich an.
    »Ich, im August«, sagte Christina.
    »Februar«, meinte Ginger. »Aber dann treffen wir uns ja nicht mehr.«
    Ein angespanntes Schweigen folgte.
    »Was hindert uns daran, uns zu den Geburtstagen zu treffen? Das wäre nur viermal im Jahr. Wir könnten sie auch zusammenlegen und uns nur zweimal treffen«, schlug Elizabeth zögernd vor.
    Christinas Impuls war spontane Ablehnung. Sie wollte unbedingt die Vergangenheit hinter sich lassen. Sie musste neue Orte und Menschen kennenlernen, sich ein neues Leben aufbauen. Aber sie war neugierig auf die Antwort der »Zwillinge«. Also behielt sie ihre Meinung für sich.
    »Ich halte das für eine super Idee«, sagte Ginger. »Wenn ich wirklich umziehe, hätte ich dann wenigsten einen Grund für Besuche.«
    Keine Überraschung. Ginger war ein Gutmensch. Christina wartete gespannt auf Rachel.
    »Ich fände das gut«, sagte Rachel.
    Drei Augenpaare hefteten sich auf Christina. »Ich denke, ich könnte schon kommen, wenn ich sonst nichts vorhabe.«
    »Sie ist nicht so abgebrüht, wie sie tut«, versicherte Elizabeth den andern beiden.
    »Hast du das gehört, Christina? Elizabeth hat deine Telefonnummer. Ich übrigens auch«, sagte Rachel.
    »Ich auch«, fügte Ginger hinzu. »Du könntest eigentlich damit aufhören, uns dauernd durch deine Abwehrhaltung beeindrucken zu wollen.«
    »Ihr wisst gar nichts von mir. Keine von euch. Wenn ihr also glaubt …«
    Was machte sie da? Und warum?
    »Okay. Ich gebe zu, dass ich manchmal ein bisschen hart rüberkomme. Und oft meine ich Dinge auch nicht so, wie ich sie sage. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich für den Rest meines Lebens meine Schwestern am Rockzipfel haben muss.«
    »Sie wird sich beruhigen«, meinte Elizabeth zuversichtlich.
    Christina bedachte sie mit einem unfreundlichen Blick. Sie griff nach dem Umschlag mit den Aufnahmen und legte die erste ein. »Sie hätten dich ins Gefängnis stecken sollen.«
    »Moment«, sagte Ginger und drückte die Stopptaste. »Wieso Gefängnis?«
    »Später«, antwortete Elizabeth an ihrer Stelle.
    Ginger klatschte in die Hände. »O Gott, du wirst tatsächlich rot. Das muss ja eine tolle Geschichte sein.«
    Diesmal war es Elizabeth, die das Abspielen der Aufzeichnung in Gang setzte. Jessies tiefe Stimme mit dem weichen Oklahoma-Akzent erinnerte sie daran, warum sie hergekommen waren.
    »Später«, wiederholte Elizabeth.
    Jessies Geschichte
    Wir schafften es, dass unser Star nicht wegen Exhibitionismus ins Gefängnis musste. Jeder in L.A. hat ein Drehbuch in der Schublade, in diesem Fall auch der Vater des betroffenen Jungen. Alle Parteien verständigten sich darauf, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hatte. Doch die Presse nahm uns das nicht ab. Zwei Tage beherrschte der Fall die Schlagzeilen – bis Jayne Mansfields Limousine mit einem Lastwagen zusammenstieß. Ihre Geschichte lieferte die besseren Fotos, wodurch wir in den Innenteil rutschten. Einen weiteren Tag später war der Reiz des Neuen weg, und die Nachricht verschwand aus den Zeitungen.
    Wir redeten uns ein, dass wir gerade noch einmal davongekommen wären. Die guten Kritiken würden die schlechte Presse vergessen lassen und den Film ins Rollen bringen. Wir mussten nur durchhalten. Ich für meinen Teil tat alles, um gute Miene zu einem Spiel zu machen, bei dem es mir den Magen umdrehte. Jedes Wochenende gab es große Partys und ein paar kleinere Einladung während der Woche. Ich besuchte alle.
    Auf einer dieser Veranstaltungen traf ich eine junge Frau, Anna Kaplan. Sie war eines dieser Mädchen, die man in Hollywood hübsch fand. Viel Glitter, viel Make-up und ein verheißungsvoller Augenaufschlag. Sie erzählte mir, ihr Begleiter wäre ohne sie verschwunden und sie bräuchte jemanden, der sie nach Hause bringt. Als wir dann im Auto saßen, gestand sie mir, dass sie gar kein Zuhause hätte. Ob ich sie nicht mit zu mir nehmen könnte?
    Sie blieb sechs Monate und war schwanger, als sie mich verließ. Doch das erfuhr ich erst zehn Jahre später, als ich einen Brief von einem Anwalt bekam. Darin befand sich ein Foto von einer Neunjährigen mit

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