Ein Haus für vier Schwestern
Ma, Pa, meinen Bruder, meine Schwester und meine Großmutter auf seine Weise genommen. Das war okay, aber mit Frank hatte ich Probleme. Ich versuchte, Ihm zehn Sekunden mit Frank für meine Seele zu bieten. Ich musste meinem Sohn sagen, dass es mir leidtat, dass ich ihn liebte und dass kein Mann auf der Welt stolzer auf seinen Sohn war als ich.
Die Sonne ging über den Hügeln hinter Los Angeles auf, als ich Gott aufgab. Ich machte dem Teufel dasselbe Angebot. Doch der antwortete mir auch nicht.
Ich hatte meine Seele feilgeboten, und keiner wollte sie haben.
Ich hatte einen Film gerettet und einen Sohn verloren.
Vielleicht hatte ich gar keine Seele.
45
Elizabeth
»Das ist gelogen«, sagte Elizabeth erschüttert. »So war es nicht. Frank ist nicht freiwillig zur Armee, meine Mutter hat ihn gezwungen.« Die Erinnerungen sprudelten an die Oberfläche wie Luftblasen im Wasser. »Sie hatten einen schrecklichen Streit wegen Daddy. Ich erinnere mich, dass Frank sagte, er hätte es satt, bei meiner Mutter zu leben. Er wollte Daddy anrufen und ihn fragen, ob er nach Mexiko kommen könnte. Er war so wütend, dass er gebrüllt hat. Es gab immer ein großes Theater, wenn wir unserer Mutter gegenüber die Stimme erhoben, aber das war ihm egal. Er machte weiter, bis alles draußen war. Danach ging es bergab. Frank sagte, dass er sie hasste und zu Daddy ziehen würde, sobald er achtzehn war. Für ihn spielte es keine Rolle, was sie davon hielt. Sie rastete aus, nahm eine Pfanne vom Ofen und schlug ihn damit. Er stieß den Stuhl um, als er hinfiel. So wie es geklungen hatte und wie er reagierte, war ich sicher, dass er sich den Arm gebrochen hatte. Aber sie hörte nicht auf. Ich habe sie nie so wütend gesehen. Sie stand über ihm und brüllte, wenn er so dringend von ihr weg wollte, würde sie ihm schon helfen. Sie zerrte ihn hoch, befahl ihm das Hemd zu wechseln, setzte ihn ins Auto und fuhr mit ihm weg. Als sie zurückkamen, erzählte mir Frank, dass er Soldat wäre und am nächsten Tag zur Grundausbildung nach Fort Ord gehen würde. Er versprach, mir zu schreiben, aber ich habe keinen einzigen Brief bekommen. Ich denke, an Daddy hat er nicht geschrieben.«
Sie hielt inne und dachte darüber nach, wie sie Jessie genannt hatte.
»Ich denke, an Jessie hat er nicht geschrieben. Einer seiner Freunde erzählte mir später, dass er mich treffen wollte, bevor er einrückte, aber da war ich schon in Texas gewesen. Er wusste nicht, ob Frank bis zu seiner Einberufung zu Hause gewohnt hatte.«
»Kam er mit deinem Stiefvater zurecht?«, fragte Rachel.
»Es gab keinen Stiefvater. Ich jedenfalls kannte keinen. Ich weiß nicht, warum sie Jessie erzählt hat, dass sie verheiratet wäre.«
»Sie musste doch wissen, dass er das rauskriegen würde«, sagte Christina ungläubig.
Rachel nahm ihre Haarspange heraus und warf sie auf den Tisch, schüttelte die Haare aus und fuhr mit den Händen hindurch. Sie schlüpfte aus ihren Slippern und setzte sich im Schneidersitz hin.
»Wenn es keinen Stiefvater gab, warum hat dich dann deine Mutter nach Texas geschickt?«
Die Frage brachte Elizabeth aus dem Konzept. Sie erinnerte sich lebhaft an die Zeit, die sie auf der Ranch verbracht hatte. Vormittags war sie in der Schule gewesen und nachmittags mit ihrem Großvater ausgeritten. Manchmal hatte sie auch ihrer Großmutter beim Backen geholfen.
Ihre Nächte waren von dunklen Schatten erfüllt gewesen, aus denen sie sich Träume von besseren Zeiten gesponnen hatte. Sie hatte gefragt, warum sie dort war und wann sie wieder heimdurfte, aber keine Antwort erhalten. »Ich habe nie verstanden, warum ich dorthin geschickt wurde.«
Christina stand auf und verließ wortlos das Zimmer. Nach kaum einer Minute war sie wieder das. Sie hielt eine kleine Samtschachtel in ihrer Hand.
»Ich glaube, das gehört dir.«
Elizabeth zögerte. Sie hatte Angst, was sie vorfinden würde.
»Es ist nichts Schlimmes«, sagte Christina, die anscheinend wusste, was in ihr vorging.
Elizabeth nahm die Schachtel und öffnete sie. Darin befand sich ein Orden, das Ordensband schon fast bis zur Unkenntlichkeit zerfasert. Die Erhebungen auf dem herzförmigen Stück Metall waren fast bis zur Unkenntlichkeit abgegriffen.
»Franks Verwundetenabzeichen, sein Purple Heart«, flüsterte sie kaum hörbar.
Mit der Vorsicht, die einer Reliquie gebührte, nahm Elizabeth den Orden heraus. Ein Bild kam ihr in den Sinn, an das sie seit Jahren keine deutlichen Erinnerungen mehr gehabt
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