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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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Reling. Es mutete wie eine beschwörende Geste an. »Ich bin noch nie so glücklich gewesen, wie in diesem Augenblick.«
    »Nicht mal an unserem Hochzeitstag?«
    »An unserer Hochzeit, das war ein unschuldiges Glück, für das ich nichts getan hatte. Dieses mussten wir uns erkämpfen.«
    »Die Geburten der Kinder?«
    »Da dachte ich, ich würde platzen vor Glück.« Sie verschränkte ihre Arme und legte sie auf seine, die um ihre Taille lagen. »Heute fühle ich alles auf einmal, wie eine einzige riesige Welle, die mich wegträgt.« Sie lachte. »O je, das war jetzt richtig schmalzig.«
    Jeff legte sein Kinn in ihren Nacken und flüsterte in ihr Haar. »Wenn du wissen willst, was schmalzig ist, hör mir zu. Wenn überhaupt etwas Gutes aus den Dingen erwachsen ist, die ich uns angetan habe, dann ist das vor allem eine Erkenntnis: Ich liebe und werde geliebt. Das geht weit über alles hinaus, was ich erwartet, gehofft oder gar verdient habe. Wenn ich heute die Welt verlassen müsste, könnte ich glücklich sterben.«
    Rachels Nackenhaare stellten sich auf. Sie drehte sich um. »Wieso sagst du so etwas? Über das Sterben, meine ich?«
    Er küsste sie zärtlich und lange. »Das war nur eine Formulierung. Mir passiert nichts, Rachel. Das würde ich nicht zulassen. Du musst mir vertrauen. Ich werde noch ganz lange mit dir zusammen sein.«
    Sie konnte das Unbehagen nicht so einfach abschütteln. »Ich glaube nicht, dass ich ohne dich weiterleben könnte. Nein, ich weiß es.«
    »Doch, du könntest. Und du würdest es auch tun – wegen der Kinder.« Er legte den Arm um sie und zog sie ins Zimmer. »Es war nur meine blöde Art, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Ich habe mir nichts dabei gedacht und ganz bestimmt keine Absicht damit verbunden. Also, mach dir keine Sorgen.«
    Sie schlang ihre Arme um ihn. Sie brauchte die körperliche Nähe. Egal, ob sie sich liebten oder einfach kuschelten, sie brauchte seine Berührungen wie eine Blume den Sonnenschein. »Was würdest du dazu sagen, wenn ich meinen Job aufgeben würde?«
    Er war überrascht. »Warum willst du das machen? Du liebst deine Arbeit!«
    »Nicht so sehr wie dich und die Kinder.«
    Zum ersten Mal seit ihrer Beförderung hatte Rachel einen Tag frei genommen, damit sie mit Jeff wegfahren konnte. Sie hatte gedacht, sie würde sich Sorgen machen, vor allem wegen der Besprechung, die sie verpasste. Aber das war nicht geschehen. Jetzt tat es ihr leid, dass sie am Montag schon wieder zurück sein musste.
    »Und überhaupt bist du jetzt dran. Wir hatten verabredet, dass du dich auf deine Karriere konzentrieren kannst, sobald die Kinder beide in der Schule sind.«
    »Du würdest das keinen Monat aushalten. Ich meine das nicht abwertend, Rachel, aber du bist einfach nicht der Typ der Vollzeit-Fußballmutti.«
    Sie grinste. »Ah so, das glaubst du also.«
    »Ich weiß es.«
    »Ja, ich auch. Aber in weniger als zwei Monaten werden wir zehn Millionen auf dem Konto haben. Da muss sich jemand drum kümmern.«
    Sie zögerte, ob sie ihm alles sagen sollte. Die Idee war ziemlich neu und musste erst noch auf Herz und Nieren geprüft werden. Den Anstoß hatte Jessies Diagnose der Krankheit ihrer Mutter gegeben. Sie hatte Angst gehabt, die Ursachen könnten genetisch sein und vererbt werden. Deswegen wollte sie ihre Neugier befriedigen und hatte in den letzten zwei Wochen ziemlich viel über Schizophrenie in Erfahrung gebracht. Obwohl ihre Mutter kein Bilderbuch-Krankheitsbild aufwies, hatte es genügend Anzeichen gegeben, von denen jemand auf ihre Krankheit hätte schließen können.
    Schließlich rückte sie damit heraus. »Ich habe darüber nachgedacht, eine Stiftung zu gründen.«
    »Das hört sich gut an. Anna-Kaplan-Stiftung wäre ein super Name dafür.«
    »Ich habe gar nicht …« Sie lächelte, als sie merkte, dass er nicht nur ihren Gedanken folgte, sondern ihnen sogar vorauseilte und seine eigenen einbrachte. »Ich muss eine Weile darüber nachdenken. Ich fühle mich immer noch wie auf einem Karussell; alles dreht sich viel zu schnell. Nachdem ich meine Mutter so viele Jahre nur gehasst habe, muss ich jetzt eine komplette Kehrtwende machen. Ich traue meinen eigenen Gefühlen nicht mehr.«
    »Du hast sie nicht gehasst, Rachel. Das hast du dir nur eingeredet. Du konntest nicht zugeben, dass du sie liebst, weil du glaubtest, du wärst ihr egal. Wie könnte sie dich lieben und gleichzeitig zulassen, dass du ihre Leiche findest? Doch jetzt fängst du an, alles zu verstehen.

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