Ein Haus für vier Schwestern
machte mit ihrer besten Freundin eine lange geplante Italienrundreise. »Ich dachte, Mabel nimmt dich mit.«
»Wir haben uns gestritten.«
»Solltet ihr das nicht regeln, bevor ihr fahrt? Drei Wochen in einem Hotelzimmer können ziemlich lang werden, wenn man nicht miteinander redet.«
»Das geht dich nichts an, Elizabeth. Ich hätte dich um Rat gefragt, wenn ich das gewollt hätte. Fährst du mich oder nicht?«
»Ja.«
»Sehr schön.«
Elizabeth verabschiedete sich und setzte den Hörer in die Ladestation. Sie wusste, dass es ein Fehler gewesen war, ihrer Mutter von Stephanies Weigerung zu erzählen, nach Hause zu kommen. Der größte Fehler war jedoch gewesen, ihr vor einer Woche von den Plänen zu erzählen, die sie für den Sommer für sich und Stephanie geschmiedet hatte. Wasser auf ihre Mühlen!
Sam stand oben an der Treppe. »Hast du meine Brille gesehen?«
»Schau mal in deinem Arbeitszimmer.« Der Backofentimer piepte. Sie hatte Muffins hineingeschoben, kurz bevor ihr Mutter anrief. Sie prüfte das Backwerk mit einem Zahnstocher und schob es für weitere drei Minuten in den Ofen.
Sam kam in die Küche. Er band sich gerade seine Krawatte. Als er den Knoten festgezogen hatte, überprüfte er den Sitz im reflektierenden Glas des Katzenbildes über dem Tisch. »Wer war das am Telefon?«
»Meine Mutter.«
Er zog den Sportteil aus der Zeitung, warf den Rest auf den Tisch und lehnte sich an die Küchentheke. »Bisschen früh. Was wollte sie denn?«
»Mir sagen, wie schrecklich sich Stephanie benimmt.«
»Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?«
»Sie kommt in den Ferien nicht nach Hause.«
»Ich habe gedacht, du wolltest ihr das erst erzählen, wenn sie aus Italien zurückkommt?«
»Ach, du weißt ja, wie das geht. Da bin ich richtig ins Fettnäpfchen getreten.« Elizabeth löffelte Fruchtsalat in eines der grün glasierten Schälchen, die sie bei einem Garagenflohmarkt erstanden hatte.
Sam blätterte um. »Ich habe ganz vergessen, dir zu sagen, dass mich Stephanie gestern im Büro angerufen hat. Sie hat schon wieder kein Geld mehr und wollte von mir tausend Dollar auf ihr Konto haben.«
»Was hast du dazu gesagt?« Das hätte sie eigentlich gar nicht fragen müssen.
»Dass sie sich einen Job suchen soll, wenn sie Geld braucht. So wie ihre Brüder.«
Seit drei Jahren, seit Stephanies Wechsel aufs College, stritten sie ständig wegen ihres lockeren Umgangs mit Geld. Eric und Michael waren da ganz anders gewesen.
Sam war der Meinung, sie würde nur lernen, mit einem monatlichen Budget auszukommen, wenn sie ihr nichts nachschießen würden. Auch wenn sie dann aufs Essen verzichten musste.
Elizabeth hingegen weigerte sich, ihre Tochter hungern zu lassen, nur um Recht zu behalten. »Ich gehe mal davon aus, sie hat dir etwas aus den Rippen geleiert?«
Sam blickte über den Rand seiner Zeitung. »Weißt du überhaupt, wie viel Geld sie dieses Jahr schon ausgegeben hat?«
Er machte sich Sorgen, dass Stephanie nie selbstständig werden würde. Elizabeths Herz zog sich bei dem Gedanken an einen Abschied jedoch schmerzlich zusammen.
»Wir können es uns leisten. Es dauert ja auch nicht mehr lange. Nächstes Jahr wird sie mit der Uni fertig und verdient ihr eigenes Geld.«
»Na, hoffentlich.«
»Das ist nicht fair.« Der Timer piepte wieder. Sie holte die Muffins aus dem Ofen.
»Du strengst dich zu sehr an, Lizzy.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.« Sie drehte das Muffin-Blech um und schlug es mit einer Ecke gegen die Granitarbeitsplatte. Die Muffins rollten auf das Kuchengitter.
»Nicht so zu sein wie deine Mutter. Stephanie soll alles haben, was Denise dir verweigert hat. Du musst nach einem Mittelweg suchen.«
»Das hat nichts mit meiner Mutter zu tun.«
»Es hat nur mit ihr zu tun. Wie immer.« Er zog Elizabeth in seine Arme. Zögernd gab sie nach. »Entschuldige bitte, ich wollte dir nicht wehtun. Aber es stimmt doch. Fünf Minuten mit ihr zu telefonieren ruiniert dir jedes Mal den gesamten Tag. Sie hat zu viel Macht über dich.« Er blies ihr die Ponyfransen von der Stirn und gab ihr einen Kuss. »Du weißt, dass deine Mutter Stephanie hasst. Sie wäre glücklich, wenn sie einen Keil zwischen euch treiben könnte.«
»Sie hasst sie doch nicht.« Elizabeth wollte einfach nicht glauben, dass ihre Mutter zum Hass auf die eigene Enkelin fähig wäre.
»Na gut, vielleicht ist hassen zu viel gesagt. Mögen tut sie sie aber auf keinen Fall.«
»So ist sie eben. Sie kann ihre
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