Ein Haus für vier Schwestern
Zuneigung nicht so ausdrücken wie andere Menschen.«
»Was du nicht sagst.«
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
»Okay, sie ist geblieben, nachdem dein Vater sich dünnegemacht hatte. Das rechne ich ihr an.« Sam wollte noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber bleiben. Er wechselte zu einem weniger kontroversen Thema. »Du denkst dran, dass ich heute Abend erst spät komme?«
Selbstverständlich. »Wie spät?«
»Steve meint, wir könnten um sieben mit der Besprechung fertig sein. Ich befürchte aber, es wird frühestens neun werden.«
Die ersten fünf Jahre, nachdem Sam sich mit einem Reifenhandel in Fresno selbstständig gemacht hatte, war es finanziell ziemlich eng gewesen. In den nächsten fünf Jahren wurden dann fünf weitere Geschäfte eröffnet. Inzwischen waren es siebzehn Läden. Ihre einzigen finanziellen Schwierigkeiten bestanden darin, rechtzeitig an die Steuerzahlungen zu denken. Stephanie wusste nicht, wie viel Geld ihnen zur Verfügung stand – ihr war aber klar, dass es eine Menge war.
»Was ist mit dem Abendessen?«
»Ich werde Janet etwas holen lassen.«
»Keine Pizza, bitte.« Sein Cholesterinspiegel war gestiegen. Der Arzt hatte ihm geraten, entweder auf seine Ernährung zu achten oder Medikamente zu nehmen.
»Keine Pizza«, wiederholte er und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank. »Um auf Stephanie zurückzukommen …«
»Können wir das später besprechen?«
»Ich wollte dir nur eines sagen: Wenn sie dich anruft, um dich zu beknien, kannst du ihr sagen, dass du mich weichgeklopft hast. Ich werde bis zu einem Tausender jeden Dollar verdoppeln, den sie selbst verdient.«
Elizabeth lächelte. »Das hört sich gut an.«
»Mehr als gut. Sie wird aber anderer Meinung sein.« Er schenkte sich Kaffee ein. »Hast du ihr gesagt, wie sehr du damit gerechnet hast, dass sie in den Ferien zu Hause sein wird?«
»Nein. Das nützt doch nichts. Sie wird ihre Meinung sowieso nicht ändern. Ich möchte ihr kein schlechtes Gewissen einreden.« Elizabeth legte einen Muffin auf einen Teller und gab ihn Sam. Sie und Stephanie hatten sich sehr nahe gestanden. Was war geschehen, dass von den stundenlangen Gesprächen mehrmals in der Woche ein gelegentlicher fünfminütiger Anruf zwischen zwei Unterrichtsstunden übrig geblieben war? »Du bist spät dran.«
Er stellte den Teller auf die Theke. »Sag ihr, wie du dich fühlst. Ich bin sicher …«
»Das kann ich nicht.«
»Warum denn nicht?«
»Ich möchte, dass sie freiwillig nach Hause kommt, weil sie es will, und nicht, weil sie sich dazu verpflichtet fühlt.«
Vor allem wollte sich Elizabeth aber nicht ständig anhören müssen, wie viel Spaß mit ihren Freundin Stephanie versäumte. Trotz aller positiver Eigenschaften machte Stephanie keinen Hehl aus ihrer Meinung, wenn etwas nicht so lief, wie sie es sich vorstellte. Am Ende hatte auch Elizabeth einsehen müssen, was für Sam seit Jahren feststand: Stephanie war ein verzogenes Gör. So verzogen, dass sie nicht wusste, was sie hatte, und dem Himmel dafür dankte. Sie bestand auf dem, was ihr ihrer Meinung nach zustand. Dadurch wirkte sie eher arrogant und anspruchsvoll als dankbar.
»Was macht es denn aus, warum sie kommt? Hauptsache, sie kommt.«
»Lass das doch bitte auf sich beruhen, ja?«
»Wenn du das möchtest.«
»Bitte.«
Er sah auf die Uhr. »Ich muss los. Steves Auto ist in der Werkstatt. Ich nehme ihn mit.« Sam schnappte sich einen Muffin, als er sich hinüberbeugte, um sie zu küssen. »Mach dir einen netten Tag. Geh einkaufen. Ruf Kathy an und frag, ob sie mit dir zu Mittag isst.«
»Mach dir keine Sorgen um mich.«
»Unternimm etwas.«
»Mach ich. Ich habe heute Nachmittag ein Bibliothekstreffen.«
Er stopfte sich noch eine Banane in die Tasche. »Wenn wir diesen Sommer allein sind, dann lass uns doch zusammen etwas unternehmen. Eine Kreuzfahrt vielleicht?«
Als sie nicht reagierte, nahm er einen zweiten Anlauf.
»Okay, wie wäre es damit: Wenn Stephanie nicht nach Hause kommen will, fahren wir einfach nach Long Island und besuchen sie. Wir könnten in der Stadt ins Theater gehen und eine historische Stadtführung in Boston machen. Und auf dem Rückweg könnten wir die Jungs besuchen.«
»Sie hat nicht gesagt, dass sie nicht heimkommen will.« Sie folgte ihm nach draußen.
»Nein, sie hat einfach ein besseres Angebot bekommen.«
»Toll, Sam. Genau das habe ich gebraucht.«
Er verzog das Gesicht. »Ich bin schon wieder ins Fettnäpfchen getreten,
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