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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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hatte viele Beziehungen mit Frauen, aber ich bin niemals untreu gewesen.«
    »Ach ja?« Rachel deutete auf Ginger. »Wie kam das da dann zustande?«
    Jessie kniff die Augen zusammen. In Rachel ging etwas vor, was mit ihm oder ihren Schwestern rein gar nichts zu tun hatte. »Ihr Name ist Ginger«, sagte er. »Ihre Mutter und ich waren befreundet.«
    »Befreundet? Soll das rechtfertigen, dass du herumgevögelt hast, als du noch mit meiner Mutter zusammen warst? Ist das deine Vorstellung von Treue?«
    Er hatte nie mit jemandem darüber gesprochen, wie er sich selbst sah. Und es war schwierig, das ausgerechnet jetzt zu tun, auch wenn Rachel jedes Recht auf eine Antwort hatte.
    »Deine Mutter hatte mich viele Wochen vorher verlassen, bevor ich mit Barbara zusammenkam. Als sie ging, hat sie keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht zurückkehren würde.«
    »Ich nehme an, Barbara war der Grund dafür.«
    »Nicht im Mindesten.«
    »Warum ist sie dann gegangen?«
    »Das musst du sie selbst fragen.«
    »Lasst mich das mal zusammenfassen«, mischte sich Ginger ein. »Du hast die Frau, die mich zur Welt gebracht hat, nie geliebt. Ihr wart nur befreundet. War ich ein Unfall, die Folge einer wilden Party? Wart ihr betrunken? Oder hattest du dir einfach gedacht: Mann, schon lange keinen Sex mehr gehabt, da tut’s auch meine beste Freundin?«
    Jessie merkte, dass er wütend wurde. Für einen kurzen Moment war er wieder jung, kräftig und bereit, die Erinnerungen an die Frau zu verteidigen, die ihm durch ihre Hingabe damals das Leben gerettet hatte. Aber mit wem sollte er kämpfen? Mit Barbaras Tochter? Mit dem Kind, dessentwegen sie sich so gequält hatte, das sie nicht hatte abtreiben wollen? Was sollte das für einen Sinn ergeben?
    Hatte Ginger ein Anrecht auf eine Erklärung, auch wenn diese intime Details preisgab? Er sah ihr geradewegs in ihre zornigen Augen. »Barbara hat die Kugeln aus dem Revolver genommen, mit dem ich mich erschießen wollte. Sie blieb in jener Nacht bei mir, um mir begreiflich zu machen, dass der Tod keinen Ausweg bietet.«
    Rachel fiel in ihren Stuhl zurück. Aus Wut wurde Verwirrung. »Du wolltest dich umbringen, weil meine Mutter dich verlassen hatte?«
    Dass Anna ihn verlassen hatte, war der einzige Lichtblick in jenem Herbst gewesen. Aber das brauchte Rachel nicht zu wissen. »Lass es mich so sagen: Ich hatte bessere Jahre gehabt.«
    Er wandte sich wieder an Ginger. »Ich hätte dich überall erkannt. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Sie bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Ich sehe meiner Mutter überhaupt nicht ähnlich. Auch nicht meinem Vater, meinem richtigen Vater. Er hat rotes Haar und blaue Augen«, bemerkte sie spitz.
    Jessie lächelte. »Ich habe dich nicht gebeten zu kommen, um mich in dein Leben zu drängeln, Ginger. Wir wissen beide, dass nichts deine Gefühle für Delores und Jerome ändern kann.«
    »Warum wolltest du mich dann treffen?«
    »Ich wollte dir von der Frau erzählen, die dir das Leben geschenkt hat und die ich gekannt habe.« Eine kleine Lüge, verpackt in eine große Wahrheit. Es war leichter, zu lügen, als um Vergebung zu bitten.
    »Wozu sollte das jetzt noch gut sein?«, fragte Ginger.
    »Es wird wahrscheinlich nichts ändern, aber ich bin es ihr schuldig. Außerdem hast du ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    »Einen Moment.« Rachel hob die Hand, ihre Armbanduhr blitzte in der Sonne, die durch das Fenster fiel. »Willst du damit sagen, dass du …« Rachel sah Ginger an. »Entschuldige, ich habe deinen Namen vergessen.«
    »Ginger«, kam es von Jessie.
    »Dass du und Gingers Mutter sie zur Adoption freigegeben haben?« Sie schüttelte verwundert den Kopf. »Das wird ja immer besser. Gut, wenigstens wissen wir nun, warum du sie sehen wolltest. Du wolltest dich dafür entschuldigen, dass du ihr Leben versaut hast. Damit du mit einem reinen Gewissen sterben kannst. Aber was ist mit mir?«
    Ginger wandte sich ihr zu. »Wie kommst du darauf, dass mein Leben versaut ist?«
    »Willst du etwas behaupten, das sei nicht so?«
    »Wenn, dann nicht mehr als deins.«
    Rachel war empört. »Mein Leben ist wunderbar. Um es genau zu sagen, war es nie schöner.«
    Ginger musterte Rachel gründlich. »Was ist denn mit deinem Ehering passiert? Es kann noch nicht lange her sein, was auch immer da geschehen ist. Man sieht den Abdruck vom Ring. War das deine Idee? Wie der Vater, so die Tochter?«
    Wütend fuhr Rachel auf. »Du weist nicht das Geringste

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