Ein Haus für vier Schwestern
Wochenendaufenthalte bei ihr nichts Vorübergehendes waren. Dass es von nun an immer so sein würde. Und dass sie nicht nur das Beste daraus machen, sondern es richtig genießen sollten.
Zwei Wochen hatte sie für diese Entscheidung gebraucht. So viel Zeit war vergangen, seit sie die ersten beiden Teile der Geschichte gehört hatten. Wie Jessie über sein Leben gesprochen, wie er Kraft auch aus seinen Niederlagen geschöpft hatte, hatte sie zu einer Einsicht gebracht. Bisher hatte sie ihre Zeit mit Cassidy und John vertrödelt, als ob es davon unendlich viel geben würde. Aber diese Zeit war zu wertvoll.
Es klingelte. Sie waren früh dran. Rachel lächelte in freudiger Erwartung. Nicht einen Augenblick erwartete sie, nach dem Öffnen der Tür jemand anderen als Cassidy und John davor stehen zu sehen. Bisher hatte sie hier außer Ginger niemand besucht.
Doch da stand Jeff. Allein. Mit einem kleinen Strauß Maßliebchen in der einen und einer Schachtel Pralinen in der anderen Hand. Seit ihrer Trennung hatte er ziemlich abgenommen und sah rank und schlank aus wie in seinen Zwanzigern. Sein Haar war ein, zwei Wochen über den Friseurbesuch hinaus und im Nacken so lang, wie sie es mochte. Er trug Jeans und ein enges weißes Polohemd, das seine Brust und seine Oberarme betonte. Sexy.
Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. »Wo sind die Kinder?«
»Zu Hause beim Babysitter.«
»Warum?«
»Wir haben versucht, uns zu arrangieren und mit unserem Leben weiterzumachen, aber das klappt überhaupt nicht. Ich denke, wir sollten versuchen, noch einmal von vorn anzufangen.« Er reichte ihr die Blumen. »Das war alles, was ich mir damals leisten konnte, als ich dich zum ersten Mal ausgeführt habe. Es sind immer noch meine Lieblingsblumen.«
»Warum hast du mir dann immer Orchideen geschenkt?« Er hatte ihr ständig Blumen geschickt. Einmal sogar an einem ganz normalen Dienstag, weil dieser Tag seiner Meinung nach sonst vernachlässigt wurde. Zuerst hatte sie angefangen, auf diese kleinen Überraschungen zu warten, dann hatte sie sie leider für selbstverständlich gehalten.
Er zuckte mit den Schultern. »Unser Leben hatte sich geändert. Ich dachte einfach, du wärst kein Gänseblümchen-Mädchen mehr. Mein Fehler, nicht deiner.«
Er hatte sich seit der Nacht, in der sie sich geliebt hatten, sehr zurückgehalten. Die Kinder waren mit einem Minimum an Kommunikation gebracht und wieder abgeholt worden. Sie hatte geglaubt, er würde sich allmählich mit der Situation abfinden. Seine Reserviertheit hatte sie irgendwie stärker gemacht, und diese Stärke wollte sie nicht mehr missen.
»Ich erinnere mich noch an diesen Abend«, sagte sie leise. Sie nahm ihm die Blumen aus der Hand und drückte sie an ihre Brust. »Du hattest dein signiertes Doors-Album Waiting for the sun verkauft, um genug Geld für den Abend zu haben.«
»Das war die beste Investitionsentscheidung, die ich je getroffen habe.« Er reichte ihr die Pralinenschachtel und grinste. »Tut mir leid, dass ich nicht mehr genau wusste, was ich damals gekauft habe. Ich weiß nur noch, dass es billig war – und das sind die billigsten Pralinen, die ich finden konnte.«
»Es sind Schokoladenkirschen gewesen. Ziemlich gewagt für das erste Rendezvous. Meine Zimmerkollegin fand das jedenfalls komisch.«
»Das hast du mir nie erzählt.«
»Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen.«
Die letzte Bemerkung hing zwischen ihnen. »Kann ich reinkommen?« Sie zögerte. »Bis du dich umgezogen hast?«, fügte er hinzu.
»Wozu?«
»Für unsere Verabredung.«
Sie sah an ihrer Leinenhose herunter. »Warum muss ich mich umziehen?«
»Das ist zu vornehm. Jeans und T-Shirt sind angesagt.«
Sie konnte immer noch Nein sagen und sich davor bewahren, wieder auf der Achterbahn der Gefühle zu landen.
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Jeff. Wir kommen im Augenblick besser miteinander zurecht als seit Monaten. Die Kinder sind …«
»Hier geht es nicht um die Kinder. Es geht um dich und mich. Ich möchte in zehn Jahren nicht zurückblicken und mir sagen müssen, dass ich zu schnell aufgegeben haben. Ich will sicherstellen, dass wir wirklich alles versucht haben, was in unserer Macht steht.«
»Und was ist, wenn ich das nicht will?«
Er atmete tief durch.
»Das, was du wirklich willst, wirst du nicht bekommen, Rachel. Das, was ich getan habe, wird sich nicht einfach in Luft auflösen. Es geht einfach nicht. Und mit mir oder ohne mich – schon
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