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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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ihr Vater ihr gemacht hatte. Heute war es dafür zu früh. Heute war nur wichtig, dass sie nach Hause gekommen war.
    »Ich habe Sharon gesagt, ich würde ihr Bescheid geben, wenn ich zu Hause bin«, sagte Stephanie und beendete damit das Gespräch. »Ich gehe in mein Zimmer.«
    »Warte«, sagte Elizabeth. »Mir ist klar, dass es deine Großmutter früher oder später sowieso erfährt, aber …«
    »Ich weiß, was du möchtest, Mom. Mach dir keine Sorgen, ich will auch nicht, dass sie es weiß. Ich schau auf die Nummer, bevor ich abhebe. Sollte sie dran sein, lasse ich den Anrufbeantworter rangehen.«
    »Was ist mit Michael und Eric?«, fragte Sam.
    »Müssen sie das wissen?«, sagte Stephanie.
    »Ja«, meinte Elizabeth. »Aber wir müssen es ihnen nicht sofort sagen. Wir können uns Zeit damit lassen.«
    Stephanie nickte. In ihren Augen glitzerten schon wieder Tränen. »Es tut mir wirklich so leid.«
    »Wir werden es überstehen«, sagte Sam. »Jetzt geh und erledige deinen Anruf.«
    Als sie draußen war, trug Sam sein Glas zur Spüle. »Hast du heute Abend nicht Unterricht?«
    »Ich bleibe zu Hause.«
    »Warum?«
    »Sie ist den ersten Abend daheim.«
    »Und sitzt beim Telefonieren in ihrem Zimmer. Das kann die ganze Nacht dauern.«
    »Ich könnte mich sowieso nicht konzentrieren.« Die Tränen, die sie zurückhielt, seit Stephanie sie mit der Neuigkeit konfrontiert hatte, schnürten ihr die Kehle wie ein Schraubstock zusammen. »Ich kann nicht einfach weiter jeden Tag zur Schule gehen und mit dem weitermachen, was sie nicht mehr machen kann.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich höre auf. Zumindest für dieses Semester«, fügte sie hinzu, bevor er protestieren konnte.
    Er spülte das Glas aus und stellte es in den Geschirrspüler. »Sie ist einundzwanzig, Lizzy. Zwei Jahre älter als du bei unserer Hochzeit. In ihrem Alter hattest du schon Michael bekommen. Du musst aufhören, sie zu bemuttern. Damit sie erwachsen wird.«
    »Die Zeiten haben sich geändert. Die Kinder heutzutage werden nicht so schnell erwachsen wie wir damals.«
    »Und woran liegt das?«
    »Du tust so, als wäre das schlimm.« Jetzt weinte sie. Sie umarmte ihn und vergrub ihren Kopf an seinem Hals. »Ich will nicht mit dir streiten. Heute Abend schon gar nicht.«
    Er zog sie an sich. »Versprich mir, dass du noch einmal darüber nachdenkst.«
    »Mach ich.« Das sagte sie so einfach dahin. Sie würde darüber nachdenken und es trotzdem machen. Stephanie brauchte sie. Ihre eigenen Bedürfnisse würden warten müssen.

35
    Ginger
    Ginger hielt Johns Hand fest. Sie standen in der Schlange vor dem Zuckerwattestand. Rachel und Cassidy wollten Achterbahn fahren. Dazu war John zu klein und Ginger zu feige.
    »Was möchtest du, rosa oder blau?«, fragte sie John.
    »Blau.«
    »Und Cassidy?«
    »Cassidy mag auch blau.«
    »Und du bist sicher, deine Mom hat nichts dagegen? Ich will keine Probleme mit ihr kriegen.«
    »Sie kauft immer welche für uns.«
    Ginger lachte. »Ja, das glaube ich sofort.«
    Sie bezahlte die Zuckerwatte und sah sich nach einer Toilette um. Soweit sie sich erinnern konnte, waren feuchte Papiertaschentücher ganz wichtig, wenn man Zuckerwatte essen wollte.
    Sie entdeckten eine freie Bank unter einem Baum und warteten dort auf Rachel und Cassidy.
    »Bist du echt meine Tante?«, fragte John.
    »Ja, bin ich.«
    »Warum hast du uns nicht schon früher besucht, als ich noch klein war?«
    »Damals wusste ich noch gar nicht, dass ich deine Tante bin.«
    Sie verwuschelte ihm das Haar und lächelte, als er seinen Kopf wegdrehte. Sie war gern mit ihm und Cassidy zusammen, hörte sie gern reden und mochte es, wenn sie sie »Tante Ginger« nannten. Wenn sie nicht aufpasste, wurde sie bestimmt bald zu einer dieser lästigen Verwandten, die ihnen immer in die Pausbäckchen kniffen. »Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich euch bestimmt dauernd besucht.«
    »Onkel Logan schickt uns Geschenke.«
    Sie hatte das Gefühl, damit bezweckte er etwas. »Was für Geschenke denn?«
    »Zum Geburtstag hat er mir ein Feuerwehrauto geschenkt.«
    »Ein richtiges?«
    John kicherte.
    »Du bist doof. Nein, eins zum Draufsetzen. Es hat eine Glocke und fährt ganz schnell den Hügel runter. Aber mein Dad will nicht, dass ich den Hügel runterfahre. Weil mich beinahe mal ein Auto überfahren hat. Das war ein Unfall. Ich habe die Kurve nicht mehr gekriegt und bin auf die Straße gekommen.«
    Die Geschichte war wichtig genug, um dafür das Essen zu unterbrechen.
    Ginger

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