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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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du Wasser zu kochen verstehst, und ich sinke vor dir in die Knie.«
    »Bleib senkrecht, Wernerchen, und lauf lieber hinunter und hole Butter und Semmeln. Du bekommst beides beim Milchhändler im Haus, Grieskorn heißt er oder so ähnlich. Nimm fünf Semmeln und ein viertel Pfund Butter.«
    »Was kostet das?«
    »Zwei Mark werden langen.«
    »Du, das ist aber ein Haufen Geld für fünf lumpige Semmeln und ein Stückchen Butter.«
    »Sag einmal, hast du noch nie Brot und Butter gekauft?«
    »Hm, ja, natürlich«, murmelte er, »aber ich habe nicht so darauf geachtet, was es kostet.« Er klimperte mit ein paar Münzen in der Hosentasche. »Weshalb eigentlich fünf Semmeln, Sabinchen?«
    »Drei für dich und zwei für mich.«
    »Du scheinst mich für ziemlich gefräßig zu halten. Zwei Semmeln langen mir vollauf.«
    »Also schön, dann eben vier; aber bring auch gleich noch ein Pfund Zucker mit, vom Kaufmann an der anderen Ecke.«
    »Und was kostet der Zucker?«
    »Sechzig Pfennig.«
    »Schau an, ein ganzes Pfund nur sechzig Pfennig. Das finde ich ausgesprochen billig. So eine Zuckerdose wird doch überhaupt nicht leer.«
    »Nein, nie, besonders nicht, wenn man sie immer nachfüllt. Aber jetzt lauf schon.«
    »Wir haben doch noch ein bißchen Zeit, Süße. Weißt du, bevor ich gehe, möchte ich doch noch das Schild an unserer Tür anbringen.«
    Es war ein schmaler Blechstreifen aus einem Automaten, an dem sie am Abend vorher ihren Namen selber eingeprägt hatten. An den Enden war das Blech sauber im Halbrund abgeschnitten, und sogar die kleinen Löcher für die Nägel waren vorgestanzt.
    »Unterm Briefschlitz oder überm Briefschlitz, Süße?«
    »Ich bin für unter der Klingel.«
    »Natürlich unter der Klingel.« Er befestigte das Schildchen in Ermangelung von Nägeln mit zwei Reisbrettstiften, und sie traten zurück, um ihr Werk zu bewundern.
    Werner Frölich stand in erhabenen Lettern darauf. Eigentlich hätte es Fröhlich heißen müssen, aber mit dem H war ihnen ein kleines Versehen passiert, und ein neues Schild zu prägen, das immerhin fünfzig Pfennig gekostet hatte, wäre ihnen als unsinnige Verschwendung erschienen.
    In diesem Augenblick, als sie in den Anblick ihres Namens versunken vor ihrer Tür standen, trat Frau Holldorf aus ihrer Wohnung, mit der Einkaufstasche unterm Arm, um das Abendessen einzuholen.
    »Ah, die neuen Nachbarn«, sagte sie; es klang halb fragend, weil ihr die jungen Leute allzu jung erschienen, um tatsächlich die neuen Nachbarn zu sein.
    »Ja«, nickte der junge Mann ein wenig verlegen, weil er nicht recht wußte, wie er sich verhalten sollte, »mein Name ist Fröhlich, und das ist meine Frau Sabine.«
    »Freut mich, Sie beide kennenzulernen. Und wir heißen Holldorf. Mein Mann kommt erst nach sechs von der Arbeit heim. Er ist Lagerverwalter bei einer Baufirma. Und wir haben zwei Kinder.«
    »Wir haben keine Kinder«, sagte der junge Herr Fröhlich, um zu dem ersten nachbarschaftlichen Gespräch auch seinen Beitrag zu leisten, und grinste verlegen, als er merkte, daß Frau Holldorf ihn für einen halben Idioten halten mußte.
    »Sie sind sicherlich jung verheiratet?«
    »Na ja«, gab er zu, »aber so jung wiederum auch nicht.«
    Was hatte man es schließlich nötig, wildfremden Menschen seine ganze Familiengeschichte zu erzählen. »Aber es ist immerhin unsere erste Wohnung. Bis dahin wohnten wir möbliert, nicht wahr, Sabinchen?«
    »Ja, möbliert«, nickte Sabine zögernd.
    »Nun«, sagte Frau Holldorf freundlich und hilfsbereit, »in so einer jungen Wirtschaft fehlt ja manches, worauf man erst im Lauf der Zeit kommt. Wenn Sie also irgend etwas brauchen sollten, so kommen Sie ruhig zu mir herüber, Frau Fröhlich. Und wenn Ihnen ein Werkzeug abgehen sollte, dann wenden Sie sich immer an meinen Mann, Herr Fröhlich. Sein Werkzeugkasten ist nämlich sein Stolz, wissen Sie. Und zu Weihnachten oder zum Geburtstag können wir ihm keine größere Freude machen, als ihm eine Zange zu schenken, die er noch nicht hat, oder einen Bohrer. Nun ja, jeder reitet eben sein Steckenpferdchen, und andere sammeln Briefmarken oder Bierfilze, nicht wahr?«
    »Wenn ich gelegentlich einmal um eine Säge bitten dürfte?«
    »Aber natürlich können Sie eine haben, davon hat mein Mann mindestens ein halbes Dutzend.« Sie schüttelte beiden die Hand und wünschte ihnen viel Glück im neuen Heim und für alle eine gute Nachbarschaft.
    »Eine nette Frau, findest du nicht auch, Werner?«
    »Ja, sehr nett. Und

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