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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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wirkte und seine
    Verhandlungspartner immer wieder verblüffte, wenn er die gesenkten Lider hob und die schwachen Stellen in der Argumentation des Gegners hellwach bloßlegte. Dr. Arnold Fröhlich nahm die randlose Brille ab und fuhr sich mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger in die Augenwinkel, als gäbe es dort einen den Blick trübenden Film.
    »Du sagst, mein Junge, daß du heiraten mußt. Ich nehme an, daß ich dich richtig verstehe.«
    »Ja, du verstehst mich richtig.«
    »Und du liebst dieses Mädchen?«
    »Ja, ich liebe sie seit Jahren«, antwortete der Junge ein wenig forciert und verbarg seine Nervosität hinter einem Tonfall, der störrisch und angriffslustig wirkte.
    »Goethe hat einmal in seinen >Maximen und Reflexionen< bemerkt, daß Liebe und Ehe zwei sehr verschiedene Dinge seien, denn die Liebe sei etwas durchaus Ideales, während die Ehe auf sehr realem Boden stehe.«
    »Sehr schön«, murmelte der Junge mit einer kleinen Verbeugung, die amüsiert wirken sollte, aber in Wirklichkeit eine trotzige Ungeduld verriet, »aber was soll ich damit anfangen?«
    »Du solltest prüfen, was ich dir mit diesem Zitat zu sagen beabsichtige.«
    »Die Prüfung liegt weit zurück. Wenn ich dir sagte, daß ich heiraten muß, so hat das einen falschen Ton in unser Gespräch gebracht. Ich will heiraten.«
    »Ob du willst oder mußt, mein Junge, ändert nichts an der Gültigkeit des Zitats.«
    »Können wir dieses Zitat nicht einmal ruhen lassen, Vater? Ich finde es verdammt gleichgültig, was der olle Goethe zu der und jener Situation gesagt hat. Es geht um meine Sache, um meine eigene, zu der es kein passendes Zitat von irgend jemand gibt, auch nicht von Goethe.«
    »Du verschließt dich einer Wahrheit nur deshalb, weil du sie aus Bequemlichkeit nicht hören willst. Und du verschließt dich damit leider auch meiner Antwort.«
    »Sei mir nicht böse, wenn ich dir jetzt sage, daß mir dieses Gespräch zu akademisch ist. Darf ich dich um eine präzise Antwort bitten?«
    »Also: Ich lege dir nichts in den Weg, dieses junge Mädchen zu lieben.«
    Werner spürte, daß sein Vater sich bemühte, sich an ein Mädchen namens Sabine Handrig zu erinnern, daß es ihm aber nicht gelang und daß das Bild verschwommen blieb.
    »Du vergißt«, brauste der Junge auf.
    »Ich vergesse nichts!« unterbrach ihn sein Vater ein wenig schärfer. »Und auf die Gefahr hin, von dir für einen Zyniker gehalten zu werden - der ich nicht bin -, muß ich dir sagen, daß das junge Mädchen wohl nicht so jung ist, um die Gefahr nicht zu kennen, in die es sich begibt, wenn es sich mit einem Mann einläßt. Für solche Pannen gibt es ein Arrangement, und ich bin natürlich gern bereit, dir zu helfen.«
    »Arrangement«, fuhr der Junge hitzig auf, »lieber Gott, hättest du das dir und mir nicht ersparen können?«
    »Mach nur keine Tragödie daraus, mein Junge«, sagte Herr Fröhlich unverändert ruhig, »es liegt wirklich kein Grund dafür vor. In der sozialen Schicht, aus der dein Mädchen stammt, ist ein Kind heute nicht mehr das Unglück, das es vielleicht früher einmal war. Deshalb wird das Mädchen früher oder später dennoch einen Mann finden und das Glück, das es seiner Ansicht nach verdient. Du wirst natürlich für deine Freundin und für das Kind sorgen.«
    »Ich habe das Gefühl, daß unsere Anschauungen grundsätzlich verschieden sind«, sagte der Junge eisig.
    »Ehe du weitersprichst«, sagte Herr Fröhlich - und in seiner Stimme lag ein warnender Ton -, »möchte ich dir etwas sagen. Vor genau deiner Situation stand ich, als ich zwei Jahre älter war, als du es heute bist. Das Kind starb bald nach der Geburt.«
    »Was für ein Glück«, spottete der Junge.
    »Kein Glück«, fuhr sein Vater ruhig fort, »ich habe es damals sehr bedauert. Aber ich verschloß mich nicht den Worten, die mein Vater zu meinen Heiratsabsichten äußerte. Merkwürdig, wie sich die Dinge wiederholen.«
    »Und was sagte Großvater zu dir?«
    »Es sieht so aus, als ob wir sehr geldgierig wären, weil es fast üblich ist, daß wir vermögende Frauen heiraten. Geld zu Geld. Aber es hat seine Gründe, wenn es geschieht. Nicht nur, daß unsere Frauen Verpflichtungen übernehmen müssen, zu deren Erfüllung man erzogen sein muß, sie müssen auch mit Menschen umzugehen verstehen, und sie müssen aus vermögenden Verhältnissen stammen, um Geld verwalten zu können.«
    »Und du meinst also, daß man das nicht lernen kann?«
    »Nein, nach meiner Erfahrung kann man

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