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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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einreiben, dann geht es wie durch Butter. Aber Wiedersehen macht Freude!«
    »Na selbstverständlich!«
    »Das sagt man doch nicht, Fritz«, seufzte Frau Holldorf, als die Fröhlichs verschwunden waren, »ein feines Benehmen ist das jedenfalls nicht.«
    »Ach was, feines Benehmen«, murrte er, »es ist noch ein tadelloser Fuchsschwanz, und wenn man hinter seinem Zeug nicht wie der Teufel her ist, dann sieht man es nie wieder. Glaub mir, Mädchen, nichts wird lieber geklaut als gutes Werkzeug. In dem Punkt weiß ich Bescheid, da bin ich Fachmann drin.«
    »Und was sagst du zu den neuen Nachbarn?«
    »Wahrhaftig, die reinen Kinder.«
    Frau Holldorf dämpfte die Stimme, als könne man ihre Worte womöglich durch die Wand hindurch in der Nachbarwohnung hören: »Und dabei erwartet das Kind etwas Kleines.«
    »Erzähl doch keinen Blödsinn, Herta«, sagte er und runzelte die Stirn, »die junge Frau ist dürr wie ‘n Wäschestrick! Womit ich nicht sagen will, daß sie nicht ein ganz lecker Mädchen ist. Aber von wegen was Kleines, da siehst du wieder mal Gespenster.«
    »Keine Gespenster, sondern rechts vor dem Ohr und am Kinn zwei kleine gelbe Flecken! Und wenn ein Mädchen solche Flecken im Gesicht kriegt, dann ist es soweit. Auf dem Gebiet bin ich Fachmann!«
    »Na, dann Prost!« meinte er und trank den letzten Schluck aus der Bierflasche.
    Sie öffnete den Reißverschluß ihres Kleides und gähnte herzhaft: »Aber jetzt marsch in die Betten! Ich bin rechtschaffen müde. Aber sonst sind es nette Leute, die Neuen, nicht? Was er wohl sein mag? Er macht so einen Eindruck, als ob er von was Besserem herkommt.«
    »Von was Besserem«, gähnte er, von ihr angesteckt, »na, wenn ich von was Besserem herkäme, dann würde ich keine Manchesterhosen tragen wie ein Maurer.«
    Drüben maß Werner Fröhlich mit einem Zollstock zehn Zentimeter von den vier Tischbeinen ab und zeichnete die Teile, die er abschneiden wollte, sorgfältig an. Seine Sabine durfte derweil den schräg gekippten Tisch halten.
    »Nette Nachbarn, die Holldorfs, nicht wahr?«
    »Alle beide nett und ordentlich, jedenfalls auf den ersten Blick. Die Wahrheit stellt sich dann im Verlaufe der Verhandlung heraus.« Er setzte den Fuchsschwanz an.
    »Findest du nicht, daß du ziemlich viel absägst?«
    »Aber Sabinchen! Das soll doch ein moderner, todschicker Couchtisch werden, und die sind nun einmal nicht höher.«

»Also dann säg schon zu. Aber was ich noch fragen wollte, Wernerchen: Wie bist du nun eigentlich zu der Wohnung gekommen? Denn was wir da für ein Glück gehabt haben, habe ich erst drüben bei Holldorfs gemerkt.«
    Er setzte den Fuchsschwanz ab und strich sich die Haare aus der Stirn.
    »Es war ein kleiner Schwindel dabei, Süße, mein Vater und Großhändler Siebenlist sind nämlich beide Mitglieder des Jagd- und Reitervereins. Und Fröhlich und Söhne beziehen von Siebenlist einen Haufen Lebensmittel für ihre Werkskantinen. Verstehst du?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf und sah ihn an.
    »Und da habe ich mich eben ans Telefon gehängt und Siebenlist angerufen: Ah, mein lieber Herr Siebenlist, hier spricht Fröhlich -ganz recht - Dr. Arnold Fröhlich - ja, und ich rufe Sie an, weil ich Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten möchte. Ich habe da einen jungen Mann, entfernte Verwandtschaft, heißt auch Fröhlich und ist in meinem Betrieb als Praktikant beschäftigt, ja, und sucht, weil er jung verheiratet ist, dringend eine kleine Wohnung.« Er putzte sich die Nase und machte ein Gesicht wie ein junger Hund, der um Entschuldigung bittet, daß ihm mal wieder auf dem Teppich ein kleines Malheur passiert ist, »nun ja, Sabinchen, und auf diese
    Weise hat es dann mit der Wohnung im Handumdrehen geklappt. Findest du es sehr schlimm?«
    »N... n... nein«, antwortete sie zögernd.
    »Verlaß dich drauf, Süße, es war das erste- und auch das letztemal, daß ich mit dem Namen meines alten Herrn Mißbrauch getrieben habe.«

    Ein Stockwerk tiefer war Herr von Krappf, nachdem er fünfzehn tiefe Kniebeugen und fünfzehn Liegestützübungen bei offenem Fenster gemacht hatte, zu Bett gegangen. Für gewöhnlich brauchte er fünf Minuten, um fest einzuschlafen, und konnte es nicht begreifen, wenn seine Schwester darüber klagte, daß sie stundenlang mit nervösen Füßen< wach liege. War natürlich nie Soldat gewesen. Ein richtiger Soldat mußte jede freie Minute ausnützen können, um augenblicks einzuschlafen. Siehe Napoleon!
    Aber, zum Teufel! Was war denn

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