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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Kümmelblättchen, Poker, Gottes Segen bei der Familie Cohn, was es auch sein mochte, er spielte mit jedem, der sich darauf einließ, und seifte sie ein, rasierte sie und kochte sie ab, wie sie kamen. Kein Falschspieler, oder höchstens nur sehr wenig, aber ein Mann mit einer Glückshand, der immer im entscheidenden Moment die richtige Karte vom Stapel abzog oder im Talon fand. Er nahm Werner Fröhlich am ersten Abend dreiundzwanzig Mark bei >Siebzehn und vier< ab, eine Summe, für die der junge Mann sich zwei Tage lang die Absätze schief lief, um sie wieder hereinzubekommen und um am ersten Samstag nicht völlig abgebrannt bei seiner Sabine zu erscheinen.
    Um daheim am Wochenende einen Hunderter auf den Tisch legen zu können, mußte er in fünf Arbeitstagen wenigstens vierzig Apparate verkaufen. Acht pro Tag. Und er wollte auf die doppelte und dreifache Anzahl kommen. Paulig schaffte das, der gelbe Seligmann kam nahe heran. Weshalb also sollte es ihm nicht auch gelingen? Man mußte nur noch geschmeidiger werden, noch sicherer, noch überzeugender, noch geriebener, noch hemmungsloser. Und vor allem, man mußte lernen, leichter zu schlucken, wenn einem die Tür vor der Nase zugeknallt wurde wie vor einem Bettler oder Landstreicher.
    Dafür freute er sich auf die Stunden mit Sabine wie ein Kind aufs Weihnachtsfest. Am Samstag führte er sie aus. Die Zeiten, wo er sich damit begnügen mußte, ihr am Stand eine Riesenbratwurst in einer gespaltenen Semmel zu spendieren, waren glücklicherweise vorbei.
    In der Tür zum Restaurant des Hotels Excelsior prallte er mit einem älteren Herrn zusammen. Da er das Gesicht Sabine zuwandte, bemerkte er ihr Erschrecken und plötzliches Erstarren. Er warf den Kopf herum und stand vor seinem Vater. Für einen Augenblick sah es aus, als wolle Dr. Arnold Fröhlich seinem Sohn beide Hände entgegenstrecken.
    »Werner!«
    »Ist Mama auch hier?«
    »Ja, wir geben einem Geschäftsfreund ein kleines Essen.«
    »Tut mir leid, daß ich nicht daran gedacht habe, daß du hier verkehrst. Entschuldige, bitte.«
    »Werner, möchtest du mir nicht...«
    »Nein, ich möchte lieber nicht.«
    Er drehte sich nach einer kleinen, höflichen Verneigung um und zog Sabine, die in tödlicher Verlegenheit dabeistand, zur Garderobe, um sich ihren leichten Sommermantel wieder herausgeben zu lassen. Ihr zitterten die Hände, als sie sich den Schal um den Hals legte.
    »O Werner«, sagte sie erstickt.
    »Kein Grund zur Aufregung, Süße. Ich hätte daran denken müssen, daß er hier gelegentlich verkehrt. Die Panne passiert uns nicht wieder.«
    »Es ist schrecklich«, murmelte sie verstört, und zwei Tränen liefen glitzernd über ihre Wangen, »und ich bin schuld daran, daß es dazu gekommen ist.«
    »Was redest du für einen Unsinn, Bienchen. Wenn hier von Schuld gesprochen werden kann, dann liegt sie allein bei ihm.« Sein helles, junges Gesicht war hart und scharf wie eine Axt. »Und jetzt tu mir den Gefallen und sprich nicht mehr davon. Nie wieder.«
    Sie bekam es tatsächlich fertig, nicht davon zu sprechen. Aber nicht daran zu denken war nicht so einfach. Der Abend war jedenfalls verpatzt. Sie stocherten in einem anderen Lokal appetitlos in ihren Speisen, besuchten später ein Kino und fuhren mit der Trambahn heim.
    Es dauerte eine ganze Woche, ehe der Schatten dieser Begegnung sich verflüchtigte. Sabine erwartete Werner mit einem festlich gedeckten Tisch und allerlei Leckerbissen, wie er sie liebte, ein paar russischen Eiern auf Salatblättern, appetitlich mit scharfen Silds überkreuzt, Lachsbrötchen, Aufschnitt, und Kronsardinen mit Zwiebelringen in süßen Rahm eingelegt.
    »Und morgen mittag gibt es Hammelkoteletts mit jungen Erbsen.«
    »Fabelhaft, Süße, wie du mich verwöhnst.«
    Er lächelte ihr zu und bemerkte, daß sie ihn mit einer gewissen Spannung beobachtete und ein wenig enttäuscht war, daß er nicht sagte, was sie anscheinend zu hören wünschte. Und dann entdeckte er eine Papierserviette auf seinem Teller, entfaltete sie und legte sie mit einer vornehm gezierten Bewegung auf sein Knie: »Oh, natürlich, ich sehe, daß wir immer feiner werden. Servietten!« Aber auch das schien es nicht zu sein, worauf sie wartete. »Schau dich doch einmal richtig um.«
    »Du wirst von Tag zu Tag hübscher.«
    »Und den Teppich siehst du nicht? Und die Vorhänge auch nicht? Wo hast du nur deine Augen?«
    Wahrhaftig! Den Boden bedeckte ein silbergrauer Haargarnteppich mit einem zartgelben Streifenmuster,

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