Ein Haus geteilt durch 8
höre.«
»Aber was für einen Namen?«
»Nun, Cäsar, oder Tyras, oder Ajax.«
Das alte Sprichwort, daß ein Unglück selten allein kommt, bewahrheitete sich auch in diesem Falle. Acht Tage später- der Hund hatte noch keinen neuen Namen, und sein Schicksal hatte sich noch immer nicht entschieden - wurde Friedrich Holldorf arbeitslos. Es war eine böse Geschichte mit kriminellem Hintergrund, die viel Staub aufwirbelte und tags darauf in breiter Aufmachung im lokalen Teil des Generalanzeigers erschien.
Daß die Firma Schwibus seit dem Tode des Seniorchefs mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, war keinem ihrer Angestellten neu, aber daß sie plötzlich über Nacht verkrachte, hob sogar die Buchhalter von den Stühlen. Als Holldorf an jenem Junimorgen wie gewöhnlich um sechs Uhr morgens seinen Dienst antrat, wurde er von zwei Rechtsanwälten empfangen, in deren Begleitung sich schon der Gerichtsvollzieher befand, und Holldorf durfte, nachdem er dem Gerichtsvollzieher auf Grund einer Vollstreckungsurkunde die Schlüssel zur Maschinenhalle, zum Werkzeugschuppen und zum Materiallager ausgeliefert hatte, wieder heimgehen. Schwibus junior war unter Hinterlassung von Steuerschulden, die in die Hunderttausende gingen, mit seinem Jaguar ins Ausland verschwunden. Und einen Tag nach der Flucht stellte es sich bereits heraus, daß Herr Schwibus seine Abreise sehr sorgfältig und schon seit geräumter Zeit vorbereitet hatte. Denn plötzlich, mit dem Bekanntwerden seiner Flucht, tauchten Unternehmer auf, die nachweisen konnten, daß ihnen der junge Schwibus in den letzten Wochen die zum Betrieb der Firma gehörenden Betonmischmaschinen, Förderbänder, Gerüste, Aufzüge und Motoren verkauft hatte.
Die Kinder waren in der Schule, als Holldorf mit der schlimmen Nachricht heimkam. So niedergedrückt und ratlos und auch voller Furcht vor der Zukunft hatte Frau Holldorf ihren Mann noch nie erlebt.
»Arbeitslos.« Er saß wie zerbrochen am Tisch.
»Das ist doch nun wahrhaftig kein Grund, um die Nase bis auf den Boden hängen zu lassen, Fritz.«
»Kein Grund. Und Miete und Gas und Licht und was sonst noch zum Leben gehört, läuft weiter. Und das ist kein Grund, was?«
»Dafür hat man dir ja jahrelang die Abzüge vom Lohn einbehalten. Bitte sehr, jetzt hole du dir dein gutes Geld wieder ab.«
»Stempeln gehen. Wenn ich das schon höre.«
»Ist das etwa eine Schande? Arbeitslos zu werden kann jedem Menschen passieren. Und vielleicht hast du in ein paar Tagen schon einen neuen Posten.«
»Nicht so leicht, wie du denkst. Oder bildest du dir ein, andere Firmen warten nur darauf, endlich so einen tüchtigen Lagerverwalter wie mich zu kriegen?«
»Nun warte doch einmal ab. Kommt Zeit, kommt Rat.«
»Ach, das sind Sprüche, für die ich mir nichts kaufen kann.«
»Jetzt reiß dich aber einmal zusammen, Fritz. Bist du nun eigentlich ein Mann oder bist du ein Waschlappen?« Sie war zornig geworden, aber es war ein liebevoller Zorn und mehr gespielt als echt, doch er erfüllte den beabsichtigten Zweck, ihrem niedergedrückten Fritz das Kreuz geradezubiegen.
Es war im Hause nicht unbekannt, daß Holldorf bei der Firma Schwibus gearbeitet hatte. Aber es war ihm mehr peinlich als tröstlich, in den Gesichtern der Mitbewohner Anteilnahme an seinem Geschick zu finden und hier und dort ein Wort der Ermutigung zu hören. Dem Oberst von Krappf begegnete er am folgenden Tage am Nachmittag, als er zum erstenmal sozusagen die genüßliche Seite der Arbeitslosigkeit kennenlernte und mit dem Flocki am Fluß entlang spazierenging. Der Hund, schon fest auf den stämmigen Beinen, zerrte an der Leine und wollte in Sprüngen, die komisch aussahen, weil sie immer in der Luft stecken blieben, voran.
»Verdammt noch mal, Flocki, willst du wohl anständig gehen!«
»Immer noch Flocki?« fragte der Oberst grinsend.
»Mehr aus Gewohnheit, Herr Oberst.«
»Habe übrigens von der Schweinerei in der Zeitung gelesen. Schwibus...« Kein anderer Mensch hätte es fertiggebracht, diesen Namen so aus herabgezogenen Mundwinkeln zu zischen, daß man förmlich einen ganzen Strafregisterauszug mithörte. »Sie haben dabei Ihre Stellung verloren, wie?«
»Leider, Herr Oberst.«
»Werden wieder etwas finden. Gute Leute werden immer gebraucht. Andere Frage: Was ist mit Hund?«
»Meine Frau hat sich schon bemüht, den Hund unterzubringen. Aber wer nimmt schon solch einen Fresser?«
»Ich. Brauche Leben um mich. Hund zwingt zu Bewegung. Werde mit den
Weitere Kostenlose Bücher