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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Kindern tauschen. Nehme Cäsar, kaufe ihnen dafür kleines Tier. Foxl vielleicht, wie?«
    Auf so viel Glück hatte Holldorf nicht zu hoffen gewagt,
    »Wirklich, Herr Oberst? Sie wollen den Hund nehmen? Ach, etwas Besseres konnte mir gar nicht passieren. Und dem Hund wohl auch nicht. Wenn ich bitten dürfte, dann möchte ich auf den Foxl gern verzichten. Mein Bedarf an Hunden ist vorläufig gedeckt.«
    »Zahle dann natürlich, was der Hund gekostet hat.«
    »Fünf Mark, Herr Oberst. Meine Anni hat ihn einem Kerl abgekauft, der ihn umbringen sollte, weil die Hündin mehr Welpen geworfen hatte, als sie säugen konnte.«
    »Gut, dann schicken Sie Ihre Kleine gelegentlich einmal zu mir. Werde die Sache schon in Ordnung bringen.«
    Nicht nur die Kinder, sondern auch Frau Herta sahen ihn aus großen Augen an, als er ohne Hund heimkam.
    »Um Gottes willen, Vati«, stammelte die Anni, »du hast den Flocki doch nicht etwa...«
    »Umgebracht, was? So seh ich aus. Genau wie einer, der junge Hunde umbringt, wie? Also kurz und gut, der Oberst hat den Hund übernommen. Und er heißt jetzt Cäsar.«
    Nun, der Hund war wenigstens im Hause, und damit war das Unglück halb so schlimm. Hatte der Oberst den Kindern schon früher zuweilen gestattet, seinen Waldmann auszuführen, so würde er es ihnen in Zukunft gewiß nicht abschlagen, auch seinen Cäsar an die Leine zu nehmen und spazierenzuführen.

    Zwölf Wochen war Werner Fröhlich mit der Kolonne Paulig unterwegs. Drei Monate, in denen er neben Paulig und dem gelben Seligmann zum erfolgreichsten Vertreter von Herrn Henrici geworden war.
    Er war mager wie ein Hecht geworden, und etwas von der kalten, unersättlichen Raubgier und Freßgier eines Hechtes war auch in sein Wesen gefahren, wenn er fünf Tage in der Woche treppauf und treppab hetzte, um Sabine am Samstag mit immer höheren Zahlen zu überraschen. Von dem ersten Wochenverdienst von knapp fünfzig Mark war er auf hundertfünfzig geklettert.
    »Hundertfünfzig!«
    »Das ist ja wirklich schön, Werner - aber du hättest mir zuerst vielleicht doch lieber guten Tag sagen können.«
    »Entschuldige, Süße - habe ich das wirklich vergessen? Ich bin ein bißchen durchgedreht«, und er nahm sie in die Arme und küßte sie ab.
    »Aber hundertfünfzig ist toll, was? Ich glaube nicht, daß Paulig in der letzten Woche mehr gemacht hat. Außer mit den Karten natürlich. Er findet immer wieder Dumme. Eine seiner Redensarten ist: Jeden Morgen stehen drei Idioten auf, und es genügt, nur einen davon zu finden und zu rupfen. Was sagst du dazu?«
    »Ich finde es scheußlich.«
    Er runzelte die Stirn und sah sie überrascht an: »So, scheußlich? Na ja. Aber schließlich hat er recht.«
    Er warf die Jacke über einen Küchenstuhl, streifte das Hemd ab und wartete, bis sie ihm das Wasser in der Zinkwanne gemischt hatte.
    »Wenn es so weitergeht, Süße, dann komme ich auf sieben- oder sogar auf achthundert monatlich.«
    »Und du hetzt dich dabei ab, daß bald nur noch dein Anzug allein heimkommt.«
    »Halb so schlimm. Allmählich kriegt man den Bogen raus. Zum Schluß ist es nur noch Routine. Aber ich möchte unter allen Umständen erreichen, daß du bei Zettel & Sartor ruhigen Herzens kündigen kannst, wenn unser Kaninchen da ist. Es ist mir unangenehm genug, daß du nicht schon längst zu arbeiten aufgehört hast.«
    »Nein, Werner, das kommt gar nicht in Frage. Was sollte ich auch daheim anfangen? Herumsitzen und nichts tun? Vorläufig brauchen wir noch mein Geld.«
    »Ich rede ja auch von später.«
    Er wusch sich und zog sich um. Dann aßen sie irgendwo und gingen ins Kino. Er hetzte beim Essen und hetzte beim Trinken. Im Kino machte ihn die Reklame verrückt. Und wenn der Film nicht gerade ein Reißer war mit wilden Boxhieben und peitschenden Revolverschüssen, wetzte er auf seinem Sessel herum und flüsterte Sabine boshafte Bemerkungen ins Ohr. Und daheim lag er wach, und wenn sie seine Hand suchte, zuckten seine Finger, und die Stirn war naß von Schweiß. Und am Montag sprang er die Treppe hinunter, als sei er fast froh, dieses Wochenende daheim wieder einmal hinter sich gebracht zu haben.
    Sabine machte sich Sorgen um ihn, und einmal kam sie bei Frau Holldorf darauf zu sprechen, wie sehr ihr Werner sich in der letzten Zeit verändert habe.
    »Komisch«, meinte Frau Holldorf, »und dabei sagt man immer, daß Reisende die glücklichsten Ehen führen. Kein Wunder, wenn der Mann nur alle Samstage auf ein paar Stunden heimkommt. Aber

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