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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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dem Fräulein von Krappf immer Stunk gibt.«
    Dem Oberst quollen die Augen aus dem Kopf: »Was gibt es?«
    »Stunk und Ärger, Herr Oberst. Sogar die Frau Mallzahn hat neulich bis auf den Flur hinaus gehört, wie Ihre Schwester geschrien hat, daß sie sich umbringen tut, wenn der Cäsar nicht aus dem Haus kommt.«
    »Papperlapapp«, knurrte Herr von Krappf mit rotem Kopf, »dummes Weibergeschwätz!«
    »Bestimmt nicht, Herr Oberst! Denn neulich, wie der Cäsar mit seinem Schwanz das Geschirr heruntergehauen hat, da haben wir es bis oben gehört, wie Sie sich wegen dem Hund mit Ihrer Schwester gestritten haben.«
    Der Oberst preßte die Lippen so streng zusammen, daß der Mund nur noch einen rasiermesserscharfen Strich bildete. Die Anni setzte alles auf eine Karte.
    »Und deshalb habe ich gemeint, ob es nicht besser wäre, wenn Sie sich wieder einen Dackel kaufen täten, wie der Waldi einer war, und mir den Flocki zurückgeben täten.«
    »Flocki..., knurrte der Oberst erbittert.
    »Ja, Herr Oberst, ich weiß schon, daß Cäsar ein besserer Name für solch einen Mordstrummhund ist, aber wo wir ihn nun einmal auf den Namen Flocki getauft haben.«
    »Getauft auch noch.«
    »... bleibt er für mich eben doch der Flocki.«
    Sie hob die Hände und sah den alten Herrn flehentlich an: »Bitte, Herr Oberst, geben Sie mir den Flocki zurück und ich gebe Ihnen die zehn Mark wieder, damit Sie sich einen neuen Hund kaufen können.«
    Der Oberst stapfte schweigend weiter, den Blick geradeaus gerichtet, das Gesicht wie ein Keil, er marschierte in einer Haltung, als führe er sein Regiment durch den Kugelregen. Unangenehme Geschichte. Da wußte also das ganze Haus...
    »Hm? Anni. Und was sagt dein Vater dazu?«
    »Mein Vati hat ja gesagt, daß ich mit Ihnen reden soll, wenn ich mich traue. Und heute habe ich mich getraut.«
    Sie lief, das Gesicht zu ihm emporgehoben, wieder hundert Schritte neben dem Oberst her. Die Eisenbahnbrücke lag schon weit hinter ihnen.
    »Also«, knurrte Herr von Krappf, »wenn es durchaus sein muß. Schön, habe nichts dagegen, daß du deinen Flocki - hm - zurücknimmst, wenn ihr in eure neue Wohnung zieht. Aber für die zehn Mark, die ich dir gegeben habe, kaufst du dir etwas Hübsches, ja?«
    »Wirklich wahr, Herr Oberst? Sie wollen mir den Flocki zurückgeben?«
    »Was ich einmal sage, gilt!«
    »Ach, Herr Oberst«, sagte die Anni fast schluchzend vor Glück, »dafür könnte ich Ihnen direkt einen Kuß geben. Ich hab’ nie gedacht, daß Sie so lieb sein können.«
    »Komisch. Warum denn nicht? Habe auch ein Herz!«
    Er blieb stehen und gab den Hund frei, der in langen Sätzen zum Ufer des Flusses stob, um dort zu saufen. Und dann beugte er sich herab und reichte Anni die Wange hin.
    »Na, dann mal los«, sagte er.
    Anni hob sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen herzhaften Kuß auf die Wange.
    »Was Sie für einen stachligen Bart haben, Herr Oberst«, kicherte sie, »noch stachliger als mein Vati.«

    Um die Zeit, da seine Tochter einen alten Oberst auf den Flußwiesen küßte, saß Friedrich Holldorf bei Werner Fröhlich, und er hatte zwei Flaschen Bier mitgebracht.
    »Keine Widerrede, Herr Fröhlich, die haben wir uns draußen redlich verdient und abgeschwitzt. Nein, danke, junge Frau, kein Glas, es schmeckt nämlich aus der Flasche am besten.«
    Er stieß mit dem Flaschenboden bei Werner an und ließ das Bier in die Kehle rinnen.
    »Also daß wir Kippe machen, steht nun einmal fest. Die Frage ist nur, wie wir das Zeug zum Händler schaffen. Die krumme Tour mit Willi Hobusch fällt natürlich aus, das ist klar, und das werden Sie verstehen, Herr Fröhlich. So was kann ich bei der eigenen Firma nicht mehr machen.«
    »Das verstehe ich vollkommen, Herr Holldorf«, sagte Werner und ließ den Verschluß seiner Bierflasche zuschnappen, »aber was nun die Sache mit meinem Anteil betrifft, so muß ich es Ihnen offen sagen, daß mir das verdammte Blei bleischwer im Magen liegt.«
    Holldorf blickte überrascht auf.
    »Was Sie nicht sagen. Ihnen auch?«
    »Weshalb fragen Sie so merkwürdig? Ihnen etwa auch?«
    Holldorf wand sich wie ein getretener Wurm.
    »Wissen Sie, Herr Fröhlich - damals im Wagen, als ich mit Willi Hollbusch zurückfuhr, da kam ich mit Willi ins Gespräch. Ich mußte es ihm ja irgendwie erklären, um was für eine Fuhre es sich handelte. Und da sagte Willi, der nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, daß das Blei, wie man die Geschichte auch drehen und wenden mag, eigentlich

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