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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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Der erste, der diesem Ruf folgte, war Fidoe aus Bristol, und um seine Ankunft zu feiern, benannten wir das schönste unserer zukünftigen Gästezimmer nach ihm. Er ist einer der penibelsten Männer, die ich je kennengelernt habe, und er hat heute noch Alpträume von dem Zementstaub, der ihn während seines gesamten Aufenthaltes einhüllte.
    Unser zweiter Besuch kam aus Holland, und obwohl sie auf einen Abenteuerurlaub nicht vorbereitet waren, erwiesen sie sich als überaus anpassungsfähig und fanden sich so gut in unseren Tagesablauf aus See, Müßiggang, Mittagessen, Bauarbeiten, Bars und langen Abenden unter dem Sternenhimmel, daß sie sehr viel länger blieben als geplant.
    Unsere vierte Besucherin war meine Schwester Lali, die in der Sonne lag, bis ihr Körper einen alarmierenden Rotton angenommen hatte, den sie fast zwei Wochen mit Zinkpaste pflegen mußte. In der Villa tobte ein Wettkampf in Sachen Sonnenbräune; meine Schwester hatte sich durch die subtropische Bräune der Beauties zu ihrem Sonnenbrand verleiten lassen. Diese waren nach vielen Stunden hingebungsvollen Sonnenbadens teakfarben, ihr erklärtes Ziel waren allerdings Mahagoni-Schattierungen, die auf der Grünen Insel gänzlich unbekannt waren, um ihre Freunde in der Heimat zu beeindrucken. Dafür opferten sie sich tagtäglich auf einer kleinen Wiese oberhalb des Gartens, wo sie auf einer Decke lagen. Mit ihnen beteten das Kind Iseult und unsere holländischen Gäste die Sonne an. Aus der Sicherheit ihres brutheißen Zimmers sah meine Schwester neidisch zu.
    Allie streifte auf der Suche nach verlorenen Fußbällen durch ein Gestrüpp aus Brombeeren, Labkraut und Eisenträgern. Er war es, der die Mädchen auf einige Zuschauer aufmerksam machte, die sich weiter oben am Hang zusammengefunden hatten und, völlig bekleidet und überdies in Büsche gehüllt, ihrerseits der Hitze opferten, um zu spionieren.
    Einer der Spanner wurde zu einem Gespräch und einer warmen Cola eingeladen, unter der Bedingung, daß er die anderen fortschickte. Ich stellte fest, daß sowohl die Beauties, die sehr gern Italienisch hatten lernen wollen, als auch das
Kind Iseult, die ihre Kenntnisse ausbaute, einen außerordentlich umfassenden Wortschatz aufgelesen hatten. In der großen Küche, wo ich gerade etwas zum Mittagessen machte, hörte ich sie den Voyeuren Beschimpfungen nachrufen, wobei sie zur Verteidigung ihres Rechtes, nackt inmitten der Wegwarte zu liegen, örtlichen Dialekt und landläufige italienische Obszönitäten kombinierten.
    Unser fünfter Gast kam mit den Möbel-Containern und drohte zu bleiben. Welches Trauma oder welche Überraschung unsere ersten Gäste erlebt haben mochten, als sie mit der Schönheit unseres neuen Hauses auch dessen beunruhigend verfallenes und leeres Inneres entdeckten, es war nichts gegen den Schock, der uns traf, als uns klar wurde, wieviel Möbel und Baumaterial, wie viele Türen, Badewannen, Papiere, Bücher, Manuskripte, Gemälde, Teppiche und Gerümpel in einen professionell gepackten Zwölfmeter-Container passen. Als alle drei gleichzeitig ankamen, mußten sie ausgeladen werden. Imolo und seine Arbeiter stellten dafür sofort jede rüstige Person im Haus in Dienst. Nachdem die sechs Klaviere nach oben gewuchtet worden waren, zusammen mit siebzehn Kleiderschränken, zwanzig Mahagonikommoden, den Messingbetten und all dem anderen schweren viktorianischen Kram, waren nicht mehr alle rüstig.
    Wir hatten sieben Stunden lang eine Menschenkette gebildet, gehoben, getragen, geschleppt und gestöhnt, danach gingen wir alle in Reginas Bar und saßen zusammengesunken auf den Bänken, erschöpft wie eine Balletttruppe, die auf ihren nächsten Auftritt wartet. Imolo blickte mit den Augen eines Mystikers ins Tal hinunter, trunken vor Erschöpfung. Er hielt sein gedrungenes Weinglas fest umklammert, was das fehlende Glied seines rechten Mittelfingers betonte. Gigis
blonder Bürstenschnitt und seine dichten, von Natur aus weißen Augenbrauen fielen am Ende jedes Tages durch den Zementstaub noch stärker auf, an jenem Abend aber waren sie außerdem von Spinnwebresten bedeckt. Dann war noch Verniccio da, mit einem Gesicht wie aus einer griechischen Tragödie: halb schön und halb durch heißes Öl verbrannt. Er ließ als eine Art Belustigung für alle seinen Bizeps spielen, bevor er in die Bar hineinging, um sich den jungen Burschen anzuschließen. Verniccio hatte einige hundert Möbelstücke die Treppen hinaufgetragen. Leonardo mit den krausen

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