Ein Haus zum Traumen
zweimal – einmal, weil sie sich so über ihre neue Außentreppe freute, dass sie sie ausprobieren musste. Die Stufen mussten noch abgeschliffen und versiegelt werden, und die Türöffnung zu ihrem Büro blieb noch mit einer Spanplatte vernagelt, bis sie diese Tür eingebaut hatte. Aber die Treppe selber fand sie so wunderbar, dass sie unter den Pfiffen und dem Beifall der Handwerker einen kleinen spontanen Tanz auf den Stufen hinlegte.
Drei Stunden lang dachte sie überhaupt nicht an ihren Vater, und als er ihr wieder einfiel, lief sie schuldbewusst ins Wohnzimmer. Halb erwartete sie, die Amateur-Arbeit eines Freizeit-Heimwerkers vorzufinden. Stattdessen sah sie auf einen professionell abgedeckten Bereich, eine grundierte Decke und zwei grundierte Wände.
Und ihr Vater pfiff ein fröhliches Liedchen, während er mit der Rolle Grundierung auf der dritten Wand auftrug.
»Du bist engagiert«, sagte sie von hinten.
Er senkte die Rolle und drehte sich schmunzelnd um. »Ich arbeite nur, wenn ich noch Limonade kriege.« Er nahm ein großes Glas. »Ich habe es mir aus der Küche geholt. Und dabei habe ich deine Tanzeinlage gesehen.«
»Was?«
»Deine Ginger-Rogers-Nummer auf der Treppe draußen. Du hast so glücklich ausgesehen.«
»Das bin ich auch. Die Treppe wurde von Cilla McGowan und Matt Brewster gebaut.«
»Ich hatte ganz vergessen, dass du so tanzen kannst. Ich habe dich nicht tanzen sehen, seit … Du warst noch ein Teenager, als ich auf deinem Konzert in D. C. war. Ich weiß noch, wie ich vor deinem Auftritt hinter die Bühne gekommen bin. Du warst weiß wie die Wand.«
»Lampenfieber. Ich hasste diese Konzertauftritte. Ich hasste es überhaupt aufzutreten.«
»Aber gerade hast du es getan.«
»Nein, es gibt einen Unterschied zwischen Auftreten und Spielerei. Das hier war Spielerei. Aber bei dir ist das offensichtlich nicht der Fall. Wirklich gute Arbeit. Und du?« Sie trat näher – er roch immer noch nach Seife. »Du hast kaum einen Farbspritzer an dir.«
»Jahrelange Erfahrung. Wir haben an der Schule Kulissen gemalt, und Patty hat ständig das Haus umdekoriert. Es sieht so anders hier aus«, fügte er hinzu. »Der breitere Durchgang verändert die Form des Raums und macht ihn offener.«
»Findest du es zu anders?«
»Nein, Liebes. Häuser müssen sich verändern, um die Menschen widerzuspiegeln, die in ihnen leben. Und ich glaube, du verstehst, was ich meine, wenn ich sage, dass sie noch hier ist. Janet ist immer noch hier.« Er streckte die Hand aus und legte sie auf ihre Schulter. »Ebenso wie meine Großeltern und mein Vater. Sogar ein bisschen von mir. Ich sehe hier eine Wiederbelebung.«
»Willst du mal sehen, wohin die Treppe führt? Mein Dachgeschoss?«
»Ja, gerne.«
Es machte ihr Spaß, ihn herumzuführen, sein Interesse an ih rem Entwurf und ihren Plänen für ihr Büro zu spüren. Und es überraschte sie, dass seine Billigung sie so befriedigte.
»Dann willst du also weiter mit Häusern arbeiten«, sagte er, als sie die unfertige Treppe vom Speicher wieder heruntergingen.
»Ja, das habe ich vor. Entweder renoviere ich für mich, um es dann später zu verkaufen, oder aber für Kunden. Vielleicht berate ich auch ein bisschen. Es hängt alles von meiner Handwerkslizenz ab. Ich kann zwar auch ohne Lizenz arbeiten, aber mit darf ich mehr.«
»Und meinst du, du bekommst die Lizenz?«
»Morgen ist die Prüfung.« Sie hielt beide Hände hoch und kreuzte die Finger.
»Morgen? Warum lernst du nicht?, fragt der Lehrer.«
»Glaub mir, ich habe genug gelernt. Mir hat der Kopf geraucht, als ich den Online-Test durchgearbeitet habe. Zweimal«, fügte sie hinzu.« Sie blieb am Gästebad stehen. »Dieser Raum ist fertig – zum zweiten Mal.«
»War das das Bad, das zerstört wurde?«
»Ja. Aber jetzt merkt man es nicht mehr«, sagte sie und fuhr mit der Hand über die neu verlegten Fliesen. »Und das alleine zählt.«
»Was zählt ist, dass du nicht verletzt worden bist. Wenn ich daran denke, was mit Steve passiert ist …«
»Ihm geht es gut. Ich habe gestern mit ihm gesprochen. Die Physiotherapie tut ihm gut, was wahrscheinlich vor allem daran liegt, dass der Physiotherapeut eine Frau ist. Hältst du es für möglich, dass es Hennessy war?«, fragte sie aus einem Impuls heraus. »Ist er dazu fähig, körperlich und charakterlich?«
»Eigentlich gehe ich nicht davon aus, aber Tatsache ist, dass er nie aufgehört hat zu hassen.« Gavin stieß einen Seufzer aus. »Ich meine, er ist heute
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