Ein Haus zum Traumen
sagte Cilla zu ihr. Aber nicht lange genug. Es ist nie lange genug.
»Ich sollte mir die Haare aufstecken.«
Janet warf das Kleid aufs Bett, wo bereits das rosafarbene Brokatkleid lag. »Mit aufgesteckten Haaren sehe ich erwachsener aus. Das Studio will nie, dass ich sie aufstecke. Sie wollen noch nicht, dass ich eine Frau, eine richtige Frau bin. Ich soll das Mädchen von nebenan, die ewige Jungfrau, bleiben.«
Lachend hob sie ihre Haare. »Ich war schon mit fünfzehn keine Jungfrau mehr.« Janet blickte Cilla im Spiegel an. Hinter ihrer Freude verbarg sich Amüsement und ein bisschen Trotz. »Meinst du, das Publikum kümmert sich darum, ob ich Sex habe?«
»Manche schon. Aber es ist dein Leben.«
»Verdammt richtig. Und meine Karriere. Ich will erwachsene Rollen, und ich werde sie auch bekommen. Frankie wird mir dabei helfen. Wenn wir erst einmal verheiratet sind, kümmert er sich um meine Karriere. Er wird alles regeln.«
»Ja«, murmelte Cilla, »das wird er.«
»Oh, ich weiß, was du denkst.« Janet stand in ihrem weißen Seidenslip da und steckte sich Haarnadeln in die Haare. »In einem Jahr werde ich die Scheidung einreichen. Während einer kurzen Versöhnungsphase werde ich erneut schwanger. Ich bin auch jetzt schon schwanger, aber das weiß ich noch nicht. Johnnie wächst schon in mir. Erst seit einer Woche oder so, aber es ist bereits der Anfang. Heute ändert sich alles.«
»Du bist nach Las Vegas durchgebrannt, hast Frank Bennett geheiratet, der fast zehn Jahre älter war als du.«
»Vegas war meine Idee.« Janet griff nach einer Dose Haarspray auf ihrem Schminktisch und fing an sich einzunebeln. »Ich wollte es ihnen allen zeigen. Janet Hardy darf doch noch nicht einmal wissen, dass es Vegas überhaupt gibt. Aber hier stehe ich, im Penthouse vom Flamingo, und mache mich fertig für meine Hochzeit. Und niemand weiß davon, außer Frankie und mir.«
Cilla trat ans Fenster und blickte hinaus.
Unten glitzerte ein Pool in der Sonne, umgeben von einem üppig blühenden Garten. Die Gebäude dahinter waren eher klein und schäbig. Die Farben verblichen, die Formen verwischt, wie auf den alten Fotos, aus denen sie wahrscheinlich die Traumlandschaft genommen hatte.
»In Wirklichkeit wird es ganz anders.«
»Wie?«
»Du heiratest Bennett, und das Studio wird sich bemühen, den Schaden zu begrenzen, obwohl es eigentlich keinen gibt. Ihr seid ein spektakuläres Paar, und das reicht ja fast schon. Die Illusion von zwei attraktiven Menschen, die sich lieben. Und dann spielst du deine erste erwachsene Rolle, die Sarah Constantine in Heartsong . Du wirst für einen Oscar nominiert.«
»Nach Johnnie. Johnnie kommt noch vor Heartsong auf die Welt. Selbst Mrs. Eisenhower schickt mir ein Geschenk zur Geburt. Ich nehme weniger Tabletten.« Sie tippte auf die Flasche, die auf ihrem Nachttisch stand, bevor sie das Kleid vom Bett nahm. »Das kann ich noch, die Tabletten reduzieren, weniger Alkohol trinken. Wenn ich glücklich bin, so wie jetzt, geht es leichter.«
»Und wenn du wüsstest, was passiert? Wenn du wüsstest, dass Frankie Bennett dich mit anderen Frauen betrügt, dein Geld verspielt und verschleudert? Wenn du wüsstest, dass er dir das Herz brechen wird und du schon nach einem knappen Jahr den ersten Selbstmordversuch machen wirst, würdest du ihn dann trotzdem heiraten?«
Janet zog ihr Kleid an. »Wenn nicht, wo wärst du dann?« Sie wandte ihr den Rücken zu. »Ziehst du mir bitte den Reißverschluss zu?«
»Später wirst du sagen, dass deine Mutter dich dem Studio als Jungfrau angeboten hat, und das Studio hat dir Stück für Stück die Unschuld genommen. Und dann sagst du noch, dass Frankie Bennett diese Stücke noch einmal wie Konfetti zerrissen hat.«
»Das Studio hat aus mir einen Star gemacht.« Sie befestigte Perlen an ihren Ohrläppchen. »Ich habe alles mitgemacht. Ich wollte es ja unbedingt und habe ihnen meine Unschuld gegeben. Und was davon übrig war, habe ich Frankie gegeben, weil ich ihn auch wollte.«
Sie hielt eine doppelreihige Perlenkette hoch, und Cilla verstand und legte sie ihr um.
»In den nächsten zehn Jahren leiste ich hervorragende Arbeit. Meine absolut beste Arbeit. Und in den zehn Jahren da nach mache ich meine Sache auch noch sehr gut. Na ja, fast zehn Jahre«, fügte sie lachend hinzu. »Aber wer rech net schon so genau nach? Vielleicht brauche ich Aufregung, um wirklich gut zu sein. Wer weiß? Und wen kümmert es?«
»Mich.«
Janet drehte sich lächelnd zu
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