Ein heißer Job Kommissar Morry
uns doch einmal aus, was bleibt, wenn wir Julias Wunsch erfüllen. Von der Gesamtsumme gehen zehn Prozent runter, die bekommt Edwards. Die Gesamtsumme beträgt eine Million und vierhunderttausend Dollar — ungefähr. Uns verbleiben also eine Million und zweihundertsechzigtausend Dollar. Minus eine Million macht das zweihundertsechzigtausend Dollar, geteilt durch zwei für jeden hundertdreißig- tausend —“
„Na und?" fragte Mary. „Das ist mehr, als ich jemals auf einen Haufen gesehen habe!"
„Schon möglich", meinte Hogan. „Aber weshalb sollen wir auf die Million verzichten, die Julia von uns verlangt?"
„Weil es keine andere Lösung gibt. Ich will nicht an der Seite eines Mörders leben!"
„Ach so", sagte Recznick bitter. „Daß ich einen Menschen getötet habe, spielt wohl gar keine Rolle? Wenn Julia am Leben bleiben und das Geld bekommen soll, bestehe ich darauf, daß ich den Rest erhalte!"
„Bei dir piept's wohl?" fragte Hogan.
„Wenn Sie mich schnappen, lande ich auf dem Stuhl", sagte Recznick. „Das muß honoriert werden. Gleicher Anteil, und ungleiches Risiko? Das wäre unfair!"
Hogan trat an den Tisch und stützte sich mit beiden Händen auf die Platte. „Julia wird fortfahren, uns zu erpressen. Sie wird nicht eher ruhen, bis sie den letzten Cent zwischen ihren hübschen kleinen Fingern hat. Dann sind wir fertig. Willst du dich ihretwegen der Gefahr aussetzen, wieder bettelarm zu werden?"
„Ich werde mit ihr sprechen!" sagte Mary.
„Sie wird dir nicht sagen, was sie vorhat."
„Mir wird sie die Wahrheit sagen!“
„Du bist ein Schäfchen", meinte Hogan. „Wenn es um Geld geht, hört die Freundschaft auf." Er schenkte Recznick einen wütenden Seitenblick. „Das habe ich inzwischen gelernt."
Recznick blickte Mary an. „Wo ist Julia?"
„Keine Ahnung!"
„Wo könnte sie sein?"
„Ich weiß es nicht."
„Es geht um eine halbe Million für Sie", sagte Recznick leise. „Denken Sie daran!"
„Haben Sie eine Zigarette?"
Recznick reichte ihr ein Päckchen „Lucky- Strike" über den Tisch und gab ihr dann Feuer. Mary nahm einen tiefen Zug und sagte dann: „Sie ist hier."
20
Die Männer starrten Mary an. Hogan war mit ein paar Schritten an der Tür, die ins Schlafzimmer führte. Er stieß sie auf und blickte hinein. Dann wandte er sich um. „Hier in der Wohnung?"
„Nein", sagte Mary.
Hogan schloß die Schlafzimmertür. Er trat an den Tisch und ballte die Fäuste. „Wo ist sie?"
„Im Haus", erwiderte Mary. „Sie hat ein Zimmer in der Mansarde. Sie hat es schon vor ein paar Monaten gemietet —"
„Warum?" wollte Hogan wissen.
Mary zuckte die Schultern. „Ich glaube, sie hatte außer Duff noch einen anderen Freund. Damals jedenfalls. Um sich heimlich mit ihm treffen zu können, mietete sie hier im Haus das Zimmer."
„Das hast du vermittelt, nicht wahr?“
Mary zuckte die Schultern. „Sie hat mir fünfzig Dollar geschenkt. Mehr, als ich in den letzten Monaten in einem Betrag von dir bekommen habe —"
„Und sie ist jetzt da oben?" fragte Recznick.
„Ich glaube. Ich habe vorhin zufällig gesehen, wie sie das Haus betrat. Bei mir hat sie nicht geklingelt. Also ist sie nach oben gegangen."
Recznick blickte Hogan an. „Los, Jerry", sagte er. „Jetzt gilt es, keine Zeit zu versäumen."
„Ich kann nicht hier, im eigenen Haus, den wilden Mann spielen", meinte Hogan. „Was ist, wenn man mich auf dem Weg in die Mansarde sieht? Oder auf dem Rückweg? Das kann ich nicht riskieren!"
„Du brauchst nicht zu schießen, und niemand wird die Tote finden", sagte Recznick. „Nimm ein Messer —"
„Sie wird schreien!"
„Du mußt sie überrumpeln."
„Das sagt sich so leicht."
„Beeil dich", drängte Recznick. „Es geht um deine halbe Million."
„Und um deine, nicht wahr?" fragte Hogan höhnisch.
„Ja, auch um die. Hau schon ab!"
„Ich kann nicht", murmelte Hogan und ließ die Schultern hängen. „Den Mut, den man dafür braucht, habe ich in der vergangenen Nacht durch die Rippen geschwitzt. Ich bin wie ausgelaugt. Mach, was du willst — ich kann nicht mehr!"
Recznick blickte Mary an. „Warum reden Sie ihm jetzt nicht zu, etwas zu unternehmen? Sonst sind Sie doch auch nicht auf den Mund gefallen, wenn es darum geht, Geld von ihm zu fordern! Jetzt geht es um Geld, um sehr viel sogar!"
„Jerry muß selber wissen, was er tut", murmelte Mary.
„Ich kann es nicht", sagte Hogan. „Nicht für alles Geld der Erde."
„Schlappschwanz!" fauchte
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