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Ein Held unserer Zeit

Ein Held unserer Zeit

Titel: Ein Held unserer Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Lermontow
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... ich muß mich heut' Abend aufregen ..."
     
    "Ich wünsche, daß du verlierst."
     
    Und ich ging nach Hause.
     
     
    * * *
     
     21. Mai.
     
     
    Fast eine Woche ist verflossen, und ich habe noch nicht mit der Fürstin Ligowski Bekanntschaft gemacht. Ich erwarte eine günstige Gelegenheit. Gruschnitzki folgt ihr, wie ihr Schatten auf Schritt und Tritt und führt unendliche Gespräche mit ihr. Wann wird sie das langweilen? ... Ihre Mutter achtet gar nicht mehr darauf; denn er ist keine "Partie." Das ist die Logik der Mütter! Ich habe bereits zwei oder drei zärtliche Blicke bemerkt – es ist Zeit, der Sache ein Ende zu machen.
     
    Gestern zeigte sich Wera zum ersten Mal an der Quelle ... Seit unserem Zusammentreffen in der Grotte war sie nicht aus dem Hause gegangen. Wir haben gemeinsam unsere Gläser in der Quelle gefüllt, und sie hat mir leise zugemurmelt:
     
    "Willst du dich denn nicht im Hause der Ligowski einführen lassen? ... Nur dort können wir uns sehen."
     
    Vorwürfe ... Wenig angenehm! Aber ich habe sie verdient.
     
    Da bietet sich eine günstige Gelegenheit: Morgen findet bei dem Restaurateur ein Subscriptionsball statt. Ich werde mit der jungen Fürstin die Mazurka tanzen.
     
     
    * * *
     
     29. Mai.
     
     
    Der Saal in der Restauration ist in einen aristokratischen Salon verwandelt worden. Gegen neun Uhr waren alle versammelt. Die Fürstin und ihre Tochter erschienen mit den Letzten. Viele der Damen betrachteten sie mit einem Gefühl der Bosheit und der Eifersucht, denn Fräulein Mary kleidet sich sehr geschmackvoll. Diejenigen, welche sich zu der hiesigen aristokratischen Gesellschaft rechnen, erstickten ihren Neid und schaarten sich um sie. Ist's nicht überall so? Wo sich eine Gesellschaft von Frauen befindet, bildet sich ein großer oder kleiner Kreis. Neben dem Fenster, inmitten einer größeren Schaar Menschen stand Gruschnitzki, das Gesicht an eine Scheibe gedrückt, und seine Göttin nicht aus den Augen lassend; als sie an ihm vorüberging, nickte sie ihm kaum merklich mit dem Kopfe. Sofort strahlte das Gesicht des Schmachtenden wie die Sonne ...
     
    Der Ball begann mit einer Polonaise; dann wurde ein Walzer gespielt. Die Sporen klirrten, die Rockschöße erhoben sich und flogen im Wirbel umher.
     
    Ich stand hinter einer dicken Dame, die von Rosa-Federn beschattet war. Der Umfang ihres Kleides erinnerte mich an die Zeit, wo die Kleider durch Fischbeinröcke aufgebauscht wurden, und die Buntscheckigkeit ihrer Haut gemahnte an die glückliche Periode der Schönpflästerchen. Auf ihrem Halse befanden sich Warzen, deren größte sich unter einem Fermoir versteckte. Sie sagte zu ihrem Cavalier, einem Dragonerhauptmann:
     
    "Diese kleine Fürstin Ligowski ist unerträglich! Denken Sie sich, sie stieß mich, ohne sich auch nur zu entschuldigen! Im Gegentheil, sie wandte sich um und musterte mich sogar mit ihrer Lorgnette ... C'est incroyable! ... Und worauf ist sie denn so stolz? Sie verdiente, daß man ihr eine Lection gäbe."
     
    "Das wird nicht schwer sein," antwortete der dienstfertige Hauptmann und begab sich in ein anderes Zimmer.
     
    Ich näherte mich sofort der Fürstin und mir die freien hiesigen Gewohnheiten zu nutze machend, die es gestatten, mit unbekannten Damen zu tanzen, bat ich sie um einen Walzer.
     
    Sie konnte sich kaum enthalten, zu lächeln und verheimlichte nur mit Mühe ihre triumphirenden Blicke. Doch gelang es ihr, recht bald eine vollkommene gleichgiltige und sogar strenge Miene anzunehmen. Nachlässig legte sie die Hand auf meine Schulter, neigte das Köpfchen ein wenig zur Seite – und der Tanz begann. Niemals hatte mein Arm eine anmuthigere, schmiegsamere Taille berührt! Ihr frischer Athem streifte mein Gesicht, und von Zeit zu Zeit glitt eine Locke, die sich im Wirbel des Walzers von ihren Gefährtinnen losgelöst, über meine brennende Wange ... Wir machten drei Touren mit einander, (sie walzte ganz wundervoll). Am Ende der dritten Tour war sie ermüdet, ihre Augen trübten sich, und die halbgeöffneten Lippen vermochten kaum die üblichen Worte zu flüstern: Merci, monsieur!
     
    Nach einigen Augenblicken des Schweigens sagte ich mit sehr demüthiger Miene zu ihr:
     
    "Ich habe gehört, Fürstin, daß ich, obgleich ich Ihnen völlig unbekannt bin, doch bereits das Unglück gehabt habe, mir Ihre Ungnade zu verdienen ... daß Sie mich keck gefunden ... Ist das wahr?"
     
    "Und Sie möchten mich jetzt in dieser Meinung bestärken?" antwortete

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