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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Unsinn.
    »Wissen Sie, wie sie gestorben ist?«
    »Paul sagte, er habe gehört, wie sie erschossen wurde.«
    »War Ihnen der Verbleib von Madame Dumonds Leiche bekannt?«
    »Nein. Nach dem, was Paul erzählt hat, dachte ich, man hätte sie in Vermont erschossen oder wo auch immer sie gefangen gehalten wurden.«
    Er kritzelte etwas auf ein Blatt und schaute wieder hoch. »Vielen Dank, Miss Chance.«
    Ich zögerte. War das alles? Ich hielt seinem Blick stand, wohl wissend, dass er mir einen Köder hinwarf. Ich stand auf. »Kann ich gehen?«
    »Ja.« Ich verließ den Raum, ohne mich umzusehen.
    Elise stellte man wohl ganz ähnliche Fragen, nur dauerte ihre Befragung länger. Sie sagte mir nichts, und ich fragte auch nicht danach.
    Dann erblickte ich Claude im Wartebereich, das Gesicht aschfahl, er war in sich zusammengesunken. Ich zögerte und |242| wollte etwas zu ihm sagen, doch vermutlich würde es ihn nicht trösten.
    Dennoch ging ich zu ihm. »Es tut mir so leid.« Er hob den Kopf, und ich war schockiert. Noch nie hatte ich ein so schmerzgequältes Gesicht gesehen. Er wollte eine herablassende Miene aufsetzen, doch es gelang ihm nicht, und er war mir auf einmal überraschend sympathisch. »Es tut mir so leid«, wiederholte ich, und er nickte. Dann ließ ich ihn allein.
    Philippe wurde eingehend befragt, wie er mir am Abend erzählte. Die Leiche hatte in Madeleines Auto gelegen, das man in einer dicht bewaldeten Schlucht außerhalb von Montreal gefunden hatte. Sie trug den Ehering, einen Ledermantel und Stiefel, die Philippe wiedererkannte. Anscheinend war sie erwürgt oder erdrosselt worden, nicht erschossen.
    Ich brauchte einen Moment, um all das zu verdauen und zu begreifen, dass Madeleine wohl schon getötet worden war, bevor man Paul in sein Gefängnis gebracht hatte. Der Schuss, der angeblich seine Mutter getroffen hatte, musste eine schreckliche Täuschung gewesen sein, um sich seinen Gehorsam zu sichern. Jameson hatte nach der Waffe gefragt, weil er sehen wollte, ob ich mich mit einer Bemerkung verriet.
Aber sie wurde doch gar nicht erschossen.
    Am Abend erzählte Philippe Paul, dass man die Leiche seiner Mutter gefunden habe und demnächst in ein Grab legen würde. Paul nahm die Nachricht ruhig auf. Philippe und ich sahen uns an.
Das kann doch keine normale Reaktion sein
, dachten wir beide. Aber was wussten wir schon? Noch eine Frage für die Psychologin.
    Die Polizei hatte Philippe nach einer Herrenuhr mit kaputtem Armband gefragt, die man neben dem Wagen gefunden hatte. Ja, sie sah aus wie seine alte Uhr, die er seit Jahren nicht getragen hatte. Sie hatten ihm noch viel mehr Fragen gestellt, doch genau wie Elise wollte er nicht darüber sprechen.
    Ich rief Simon an.
    |243| »Gibt es irgendwelche Hinweise oder Verdächtigen?«
    »Sie   … ich glaube, sie verdächtigen Philippe«, flüsterte ich niedergeschlagen. »Sie haben neben dem Wagen eine Herrenuhr gefunden, die anscheinend ihm gehört.«
    »Konnten sie sie zu ihm zurückverfolgen?«, fragte Simon in scharfem Ton.
    »Nein. Nicht dass ich wüsste. Aber er sagt, sie sehe aus wie eine, die er früher getragen hat.«
    Simon schwieg eine Weile. »Selbst wenn es seine Uhr ist, Troy, hat das noch nichts zu bedeuten. Sie war seine Frau, es war ihr Auto. Sie hätte die Uhr aus irgendeinem Grund dabeihaben können; vielleicht sollte sie repariert werden.«
    »Ich weiß.« Ich weinte jetzt stumm, und das merkte er wohl.
    »Das hat noch nichts zu bedeuten.« Seine sachliche Art tröstete mich. »Der Mörder könnte jeder sein, der weiß, dass Philippe Geld hat. Es könnte ein völlig Fremder sein oder jemand, mit dem er zusammengearbeitet hat. Es könnte auch Madeleines Bruder sein. Oder jemand, der ihn belasten will.«
    »Was glaubst du?« Allein die Frage war schmerzlich.
    »Ich glaube, du solltest deinem Instinkt vertrauen, Troy. Ich kann dir nur sagen, dass Philippe Paul meiner Ansicht nach niemals weh tun würde, weder direkt noch indirekt.«
    Philippe wusste, dass die Polizei ihn verdächtigte, aber er wirkte ruhiger, seit man die Leiche seiner Frau gefunden hatte. Paul schien unverändert, doch Claude nahm sich einige Tage frei und kam nicht mehr zum Abendessen.
    Er musste sich an die Hoffnung geklammert haben, dass seine Schwester lebend gefunden würde. Was im Grunde auch nicht unwahrscheinlicher war als Pauls Heimkehr.
    In Montreal wurde ein Gedenkgottesdienst abgehalten. Ich wusste nicht, ob die Leiche beerdigt oder von der Polizei zurückgehalten

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