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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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mit Einkaufen und ging mit Leuten essen, die Philippe nie zu Gesicht bekam. Sie schlug vor, das Haus zu verkaufen und in eine schickere Gegend zu ziehen. Sie reiste öfter nach Florida – allein oder mit Freundinnen. Sie trieb sich stundenlang in Chatrooms herum. Es gab häufig Streit, doch sie verweigerte eine Paartherapie.
    »Sie konnte keine Bindung zu Paul aufbauen. Aber ich wusste, dass sie eine schlimme Kindheit gehabt und sich so gut wie möglich um Claude gekümmert hatte. Ich wusste, dass sie in sehr jungen Jahren ein Kind verloren hatte, und hoffte, dass mit der Zeit alles irgendwie besser würde.«
    Dann war sie eines Tages verschwunden.
    »Ich wollte nicht, dass sie zurückkommt«, sagte Philippe tonlos und schaute zu Boden. »Ich war erleichtert, dass sie weg war. Ich dachte, sie habe ein Zeichen setzen wollen, damit ich ihren Wünschen nachgab. Ich dachte, sie hätte Paul nur mitgenommen, um mich zu ärgern, und dass sie ihn mir zurückgeben würde, sobald sie seiner überdrüssig war. Was meiner Ansicht nach nicht lange dauern würde. Wenn ich deswegen einen Skandal lostrat, würde ich mich nur blamieren. Also meldete ich sie nicht als vermisst. Und zerstörte damit die Chance, sie rechtzeitig zu finden.«
    Natürlich hätte ich ihm sagen können, dass Madeleine wahrscheinlich schon tot gewesen war, bevor die Polizei mit den Ermittlungen begonnen hätte. Ich hätte die Statistiken anführen können, die ich bei meinen Recherchen entdeckt hatte und nach denen drei Viertel aller Entführungsopfer innerhalb der ersten drei Stunden getötet werden. Ich hätte darauf hinweisen können, dass die Entführer offenbar nie die Absicht gehabt hatten, Paul zurückzugeben.
    Doch das alles hätte nicht geholfen. Philippe litt unter |248| enormen Schuldgefühlen, und damit musste er alleine fertigwerden.
    Wir hielten einander in den Armen. Ich rieb seinen Rücken wie damals in der Küche und versuchte, den Schmerz in meiner Kehle hinunterzuschlucken. So gern ich auch an ein märchenhaftes Ende geglaubt hätte, bei dem Philippe und ich ein Paar wurden – die computerverrückte, radfahrende Frau, die ihr Leben mit dem gut aussehenden Unternehmer verbringt und das Kind aufzieht, das beide lieben   –, es war doch nur ein Märchen. Wir hatten beide einiges zu verarbeiten. Philippe gab sich die Schuld am Tod seiner Frau. Ich hatte seinen Sohn bei mir behalten, obwohl er der Polizei hätte helfen können, die Entführer zu finden. Außerdem hatte ich an den E-Mails herumgepfuscht, was Philippe nach wie vor nicht wusste.
    Und immer noch lauerten dort draußen Entführer und Mörder, die wussten, dass Paul sie identifizieren konnte.
     
    Als Paul am nächsten Morgen in seinem Zimmer spielte, ging ich zu Philippe ins Büro.
    »Ich muss zurück nach Lake Placid.« Meine Augen brannten, ich hatte kaum geschlafen.
    Er nickte, als hätte er damit gerechnet. Ich hätte mir am liebsten eingeredet, wir könnten so weitermachen wie bisher. Aber es ging nicht. Wir konnten unsere Gefühle nicht ignorieren, ihnen aber auch nicht einfach nachgeben.
    Ich würde noch bis Montag bleiben, und am übernächsten Wochenende sollte Philippe mit Paul nach Lake Placid kommen. Es fiel mir sehr schwer, Paul davon zu erzählen, und er schlang weinend die Arme um mich, doch ich blieb entschlossen bei meiner gespielten Fröhlichkeit. An diesem Nachmittag setzten wir ein weiteres Vorhaben in die Tat um – wir überraschten Paul mit einem schwarzen Labrador-Mischlingswelpen aus dem Tierheim. Kind und Hund waren begeistert. »Du musst gut auf deinen Hund aufpassen«, mahnte ich, und das |249| versprach er mir auch. Er nannte den Welpen Bear, was auch nicht abwegiger war als ein Hund, der Tiger hieß. Wir fuhren zur nächsten Zoohandlung und kauften Halsband und Leine, Hundekörbchen und Spielzeug, an dem ein Welpe namens Bär vermutlich Spaß haben würde.
    Natürlich musste ich Jameson sagen, dass ich die Stadt verließ, wartete aber bis zum letzten Augenblick. Ich hinterließ eine Nachricht auf der Wache, als ich ihn schon im Feierabend vermutete, doch er rief nach einer Stunde zurück.
    »Sie fahren zurück nach Lake Placid.«
    »Ja, morgen.«
    »Ich möchte noch mit Ihnen mittagessen gehen.«
    Ich lachte schroff. »Ich möchte aber nicht mit Ihnen essen gehen. Ehrlich gesagt bin ich nicht gern mit Ihnen zusammen.« Meine Nerven lagen bloß, es rutschte mir einfach heraus.
    Schweigen. »Könnten Sie auf dem Heimweg hier vorbeikommen?«
    »Ist das

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