Ein Highlander zu Weihnachten
langsam.«
Sie tippte ihm mit der Schere auf die Schulter. »Halten Sie still, dann bin ich hübsch langsam.« Einen Augenblick darauf murmelte sie: »So. Das sollte genügen.«
Er hielt die Hand auf, und sie ließ eine daumenlange Locke hineinfallen. »Wunderbar. Danke.«
»Gern geschehen. Aber was wollen Sie damit anfangen?« Mit einem hoffnungsvollen Unterton sagte sie: »Sie einem Liebesbrief beilegen?«
»Nein. Ich bin kein Mann, der viele Worte macht.« Er stand auf und ging zur Tür. Mrs Grouse folgte ihm.
»Dann werden Sie es mir also nicht sagen?«
Mit einem Grinsen verstaute er die Locke vorsichtig in seiner Tasche und stupste sie auf die Nase. »Claire kann es Ihnen ja dann erzählen.«
Im Erdgeschoss fand er Tracy hinter dem Ladentisch und den Laden selbst menschenleer vor. »Wo ist Claire?«
»Sie meinte, sie hätte auf den letzten Drücker noch Weihnachtseinkäufe zu machen und hat mich gefragt, ob ich für sie einspringen könnte.«
»Das ist nett von dir.« Er sah sich im Laden um. »Wo ist der Spiegel?« Hoffentlich war er nicht umgekippt; Claire hatte ihn wie ihren Augapfel gehütet.
»Sie hat ihn verkauft.«
»Was?!«
Tracy zuckte mit den Achseln. »Offenbar ist jemand gekommen, der ihn unbedingt haben musste, und da hat sie ihn verkauft.«
»Aber sie hat diesen Spiegel über alles geliebt.«
»Ich weiß. Ich bin genauso überrascht wie du.«
Aber warum hatte sie nichts davon erzählt?
Die Türglocke des Velvet Pumpkin läutete, und der Postbote kam mit einem Arm voller Päckchen und Briefe herein. Als er Tracy hinter dem Tisch bemerkte, lächelte er wie ein Kind vor der Bescherung, und Cam schüttelte im Geiste nur den Kopf. Manche Männer erkannten eine Falle wohl nicht einmal, wenn sie schon fast hineingestolpert waren.
Die Männer begrüßten sich gerade, als die Glocke noch einmal läutete und eine Frau in mittleren Jahren mit einem großen Koffer hereinkam.
Da Tracy nur Augen für den Postboten hatte, sprach Cam sie an: »Guten Tag, gnädige Frau, kann ich Ihnen behilflich sein?«
Die Frau nahm ihre Strickmütze ab, unter der ein kurz geschnittener Schopf mit blondierten Strähnchen zum Vorschein kam. »Hallo. Ich bin Shelley Grouse, die Tochter von Martha. Ist sie zu Hause?«
Er strahlte sie an. »Ja, ist sie. Sie sitzt auf glühenden Kohlen.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich bin Cameron MacLeod, der Freund von Claire.«
Sie lachte. »Das habe ich mir gedacht. Sie sind größer, als ich erwartet hatte. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen.« Sie musste seine Überraschung bemerkt haben, denn sie flüsterte: »Keine Sorge. Meine Mutter hat mir alles über Sie erzählt. Ich behalte Ihr Geheimnis für mich.«
Es bestürzte ihn, dass diese Fremde vom anderen Ende des Kontinents ihn im Fernsehen gesehen und wiedererkannt hatte. Er murmelte: »Ich bringe Sie nach oben.«
Während er mit Miss Grouse’ Koffer und Claires Post in der Hand die Treppe hinaufstieg, fragte er sich, wer wohl sonst noch wissen mochte, was er getan hatte.
Miss Grouse, die vor ihm die Treppe hinaufging, fragte: »Hat meine Mutter Ihnen gesagt, dass ich sie mit nach Kalifornien zurücknehme?«
Claire traf Cam im Wohnzimmer an, wo er auf der Couch saß und den Weihnachtsbaum anstarrte.
Als sie ihn begrüßte, stand er auf und kam auf sie zu. »Wo ist der Spiegel?«
Mit dieser Frage hatte sie gerechnet. Sie legte die Videos auf den Tisch und griff sich die Post. Sie wollte ihn nicht anlügen.
»Den habe ich an ein kleines Museum verkauft.«
»Aber du hast so sehr daran gehangen.«
»Manchmal muss man die Dinge gehen lassen, an denen man hängt … wenn ein höheres Ziel es erfordert.«
»Wo ich herkomme, machen wir das nicht.«
»Naja, hier machen wir es eben manchmal.« Sie blätterte die Rechnungen durch, warf sie auf den Tisch und nahm den einzigen Brief. Sie kannte den Absender nicht, hoffte aber, es könne eine Anfrage nach einem der Stücke in ihrem Laden sein und öffnete ihn.
Liebe Claire,
ich wollte Dir sagen, dass ich jetzt draußen bin und in Chelsea wohne. Ich habe Arbeit und gehe in eine Selbsthilfegruppe. Ich bin jetzt seit vier Jahren clean und trocken, alles in allem nicht sehr lange, ich weiß. Aber ich wünsche mir eine Gelegenheit, einen Teil des Kummers, den ich Dir bereitet habe, wiedergutzumachen. Ich möchte mich persönlich entschuldigen und vielleicht einen Neuanfang machen. Ich habe Deine Mutter sehr geliebt und trauere noch immer um sie. Ich hoffe, Du wirst mir
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