Ein Highlander zu Weihnachten
Hals saß der Bär hinter den Blumen und schien sie anzulächeln.
»Von mir.« Eine reizende Röte huschte bei dem Geständnis über sein Gesicht.
Sie lächelte überrascht. »Von dir?«
»Guten Morgen.«
Claire sah nach rechts, wo eine propere, rundliche Brünette in einem blauen Kittel lächelnd in der Tür stand, beide Arme voller Bettwäsche und um den Hals ein Stethoskop.
»Guten Morgen.« Und wie recht sie hatte. Ganz besonders, weil Cam ihr einen Teddybären geschenkt hatte.
»Ich bin Suzy. Heute kümmere ich mich um Sie. Wie fühlen Sie sich?«
»Danke, besser.« Obwohl sie bestimmt lausig aussah.
»Sie sehen schon viel besser aus.« Die Schwester lächelte Cam an und ließ die Bettwäsche auf den Stuhl fallen, auf dem er gesessen hatte. Sie überprüfte Claires Infusion und fragte: »Meinen Sie, Sie können heute Morgen schon etwas Flüssigkeit zu sich nehmen?«
Claire nickte. »Ich glaube schon.«
»Toll. Ich bestelle ein Tablett. Wenn Sie die klaren Flüssigkeiten bei sich behalten, nehmen wir die Kanüle heraus und geben Ihnen etwas Richtiges zu essen.« Sie steckte Claire ein Thermometer ins Ohr, verkündete gleich darauf, ihre Temperatur sei normal, maß ihren Blutdruck und bückte sich dann. »Ihre Ausscheidungen sind gut. Ich glaube, wir können den Katheter auch bald ziehen.«
Hatte sie einen Katheter? Sie drehte sich in der Hüfte. Und Cam hatte danebengesessen … wie peinlich.
»Cam, würdest du uns einen Moment entschuldigen? Geh doch runter in die Cafeteria und hol dir einen Kaffee oder sonst irgendwas.«
»Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ja, klar. Weißt du, wo die Cafeteria ist?« Wusste er überhaupt, was eine Cafeteria war?
»Ja. Also wie du meinst.« Er sah nicht besonders begeistert aus, ging aber zur Tür.
Kaum war er verschwunden, da fragte Claire: »Können wir diesen Katheter abmachen?«
»Natürlich – wenn Sie meinen, dass Sie kräftig genug sind, um auf die Toilette zu gehen.«
»Bin ich.« Auf allen Vieren, falls es sein musste. Wenn nur die Schläuche herauskamen und sie selber unter die Dusche.
Schwester Suzy schloss die Tür und sagte: »Ich liebe diesen Akzent. Ich könnte ihm den ganzen Tag zuhören.«
»Ich auch.«
Suzy ließ das Kopfende des Bettes herunter. »Wie lange sind Sie beide schon zusammen?«
»Ein paar Wochen.« Das klang besser als ›eine gute Woche‹.
»Und da haben Sie sich schon verlobt?«
»Ähm …« Also so hatte Cam es fertiggebracht, an ihrer Seite zu bleiben. Er hatte gelogen. »Wir sind nicht richtig verlobt. Wir leben bloß zusammen.«
»Das ging schnell – aber augenscheinlich macht er sich wirklich etwas aus Ihnen. Jedes Mal, wenn sich jemand Ihnen mit irgendetwas Neuem in der Hand nähert, das er noch nicht kennt, brummt er wie ein Bär. Aber wenn er sich beruhigt hat, ist alles bestens, und er lässt seinen Charme spielen. Seit Sie hier sind, hat er das ganze Personal um den kleinen Finger gewickelt.« Sie seufzte etwas wehmütig. »Einen, der so gut aussieht, so gut gebaut und nicht schwul ist, sieht man selten als Single herumlaufen. Wo haben Sie ihn kennengelernt?«
»Er hat mich kennengelernt. Ist eines Tages quasi vom Himmel gefallen.«
»Sie Glückliche.«
Darüber stand noch ein abschließendes Urteil aus.
Drei Stunden später war Claire ihren Katheter los, hatte gründlich geduscht und klare Flüssigkeiten nicht nur zu sich genommen, sondern auch bei sich behalten. Sie trommelte mit den Fingern auf das Tischbrett über ihrem Bett. Wo zum Kuckuck steckte er bloß?
Sie fing an, sich alle möglichen gruseligen Situationen vorzustellen, in die Cam geraten sein konnte. Weil sie nichts Besseres zu tun hatte und Ablenkung brauchte, schaltete sie das Fernsehen ein und erwischte den Schluss der Wettervorhersage. Der Mann mit der Fliege zeigte auf einen rätselhaften weißen Wirbel über Kanada und dann auf einen zweiten, der die Ostküste heraufzog. »Diese Tiefausläufer«, verkündete er, »werden sich möglicherweise zu einem Jahrhundertsturm auswachsen.«
Soviel zum Thema Aussichten auf Kundschaft an diesem Wochenende.
Der Mann war noch so unverfroren, zu grinsen. »Also deckt euch mit Kaminholz und Kerzen ein, Leute. Bis Freitag könnten wir einen halben Meter Schnee kriegen.«
Am liebsten hätte sie ihm eine runtergehauen … und Cam auch. Wo blieb er denn bloß?!
Irgendwo tief drin in ihrem Nachttisch erklang plötzlich Second Hand Rose.
Sie hoffte inständig, dass es Cam wäre. Gleichzeitig fürchtete
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