Ein Himmel voller Sterne
spröde Fotografin ablenken, die leider immer wieder durch seine Träume geisterte? Verrückt. Einfach verrückt, diese Überlegung. Sie konnte dem schönen Model nicht im entferntesten das Wasser reichen!
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Bettina lehnte sich entspannt auf dem sonnenwarmen Felsen zurück. Sie war jetzt schon zwei Stunden hier am Cabo de Sao Vicente und hatte wundervolle Aufnahmen gemacht. Zunächst den berühmten Leuchtturm, die interessanten Felsformationen, sogar ein paar Touristenkinder, die sich mit den streunenden Hunden hier anzufreunden versuchten.
Einer der Hunde, ein zotteliger Rüde mit einem halb abgebissenen Ohr und einem buschigen Schwanz, schien sich allerdings mehr für sie selbst zu interessieren. Oder für die Bratwurst, die sie letztendlich redlich mit ihm teilte.
„Letzte Bratwurst vor Amerika“ – ein cleverer Geschäftsmann hatte sich diesen Slogan für seine Wurstbude schützen lassen und machte ein Riesengeschäft hier am ‚Ende der Welt’. So hatten zumindest die Seeleute in früheren Zeiten diesen südwestlichsten Zipfel Europas genannt. Erst Heinrich der Seefahrer war im Jahr 1415 so mutig gewesen, von Lagos, der damals bedeutenden Hafenstadt, weiter zu segeln. Dem Infanten Henrique verdankte es Portugal, dass es für kurze Zeit zum Regisseur der Weltgeschichte wurde.
All das ging Bettina durch den Kopf, als jetzt wie ein glutroter Feuerball die Sonne am Horizont unterging. Es war ein majestätisches Schauspiel, und so wie die vielen Touristen ringsum bannte auch die junge Fotografin dieses Naturschauspiel auf ihren Film.
Dann endlich fuhren die Fremden davon, Bettina konnte ungehindert fotografieren. Hier eine paar Eidechsen, die sich auf den noch warmen Felsen sonnten, dort einen Raubvogel, der offensichtlich in den zerklüfteten Felsspalten seinen Nistplatz hatte.
Und dann kamen sie: Der Rüde, der eben von ihr so verwöhnt worden war mit seinen drei Weibchen – er präsentierte sie förmlich. Stolz setzten sich die Hund in einiger Entfernung vor Bettina hin, es sah aus, als wollten sie bewundert und fotografiert werden.
„Meinetwegen, ihr seid ja auch etwas Besonderes“, lachte Bettina und machte ein paar Aufnahmen. Doch gerade, als sie ihre Fototasche schließen wollte, bellte der Rüde dreimal – und sie kamen vorsichtig aus ihrer Deckung: Eine wunderschöne hellbraune Hündin mit ihren zwei tapsigen Jungen. Im letzten Sonnenlicht tollten sie umher, spielten, balgten sich, wagten sich sogar an den alten Rüden heran, der sie mit einer lässigen Schnauzenbewegung wieder davon scheuchte.
Bettina verschoss noch einen ganzen Film. Dann kramte sie in ihrer großen Umhängetasche nach einem Dankeschön – und fand zumindest noch ein paar Kekse, die sie den Tieren vorwarf. Dankbar wurde auch dieser Bissen angenommen. Und während Bettina noch zögerte, ob sie jetzt schon zurück in ihr Hotel fahren sollte oder nicht, trollten sich die Hund wie auf ein geheimes Kommando in ihre versteckten Höhlen.
Langsam, immer wieder anhaltend, um ein besonderes Motiv zu fotografieren, fuhr Bettina in Richtung Faro zurück. Sie hatte in einem kleinen Hotel etwas außerhalb der Stadt Quartier bezogen. In erster Linie wollte sie die vielen Seevögel, die hier beheimatet waren, beobachten, doch auch die Störche, die nirgendwo in Europa in so großer Zahl beheimatet waren wie hier, interessierten sie. Schon bei ihrer Ankunft hatte sie auf einem alten Kirchturm in Faro ein Storchennest entdeckt. Eins der Tiere saß auf dem Nest, breitete aber, als wolle es gleich vor Störungen warnen, seine Flügel aus, als es ein paar laute Touristen unten auf der Straße bemerkte.
Noch einmal zückte Bettina ihre Kamera, machte einige imposante Bilder. Dann beschloss sie, es für heute gut sein zu lassen. Im Hotel wollte sie erst einmal ein paar Runden im Pool schwimmen, sich dann ein gutes Essen gönnen und entspannen. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.
Abends auf der Hotelterrasse wurde sie von einer Gruppe Engländer eingeladen, mit ihnen zu feiern. „Wir haben heute unseren Golf-Champion gekürt“, lachte ein großer blonder Mann mit hoher Stirn und leicht abstehenden Ohren. Sein Lächeln aber war offen und gewinnend. „Das muss unbedingt begossen werden.“
„Danke, ich komme gern mit.“ Und so fand sie sich kurz vor Mitternacht auf einer Seitenterrasse wieder und feierte unbekümmert mit den Engländern ihren Sieg. Der kleine Pokal – der immer wieder begossen wurde – stand auf der
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